Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt notiert am Freitagmittag weiterhin im Minus. Während zu Handelsbeginn vor allem die Schwäche der defensiven Schwergewichte auf den Indices gelastet hatte und die meisten anderen Titel fester notierten, hat sich Bild mittlerweile gedreht. Nun halten sich praktisch alleine die defensiven Werte mehr oder weniger in der Pluszone. Der Grund für den Stimmungswandel liegt dafür liegt in der anhaltend hohen Nervosität wegen der Eurokrise.
Die Nervosität lasse sich in den anziehenden Renditen für spanische und französische Anleihen ablesen, hiess es im Handel. Am Vortagabend hatte sich die deutsche Bundeskanzlerin Merkel einmal mehr gegen die Einführung von Eurobonds ausgesprochen. Zwar wollen Frankreich und Deutschland in den nächsten Tagen Vorschläge zu einer Modifikation der EU-Verträge präsentieren, trotzdem wurde die Absage negativ aufgenommen. Öls ins Feuer goss eine Meldung der «Financial Times», der Rettungsfonds EFSF könnte angesichts der verschlechterten Marktverfassung Probleme haben, ausreichende Mittel einzusammeln.
Mittags steht der Leitindex SMI um 0,45% tiefer auf 5’332,99 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 0,66% auf 794,68 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,50% auf 4’833,93 Punkte.
Nach Börsenschluss könnten die Verkaufszahlen vom «Black Friday» in den USA eine Prognose für den Verlauf der Weihnachtsverkäufe liefern. Aus dem US-Handel, an der Wall Street wird nach der Handelspause zu «Thanksgiving» lediglich für eine verkürzte Handelssitzung aufgemacht, dürften hingegen keine grossen Impulse kommen.
Mit die grössten Abgaben zeigen sich Zykliker, allen voran Holcim und Kühne + Nagel (je -2,2%). Für den Zementkonzern hat Moody’s den Ausblick für das Kreditrating «Baa2» auf «negativ» von bisher «stabil» gesenkt. Die Revision des Ausblicks begründet die Agentur in erster Linie mit dem schwachen Cash Flow des Unternehmens in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres.
Aber auch andere konjunktursensitive Titel wie Nobel Biocare (-1,9%), Adecco (-1,9%), Schindler (-0,9%) oder die Luxusgütertitel Swatch (-0,9%) und Richemont (-1,2%) müssen klar Federn lassen. Andere wie Sonova (-0,3%) oder Logitech (-0,1%) können sich etwas besser halten.
Mit Verlusten präsentieren sich auch Finanztitel, wobei Assekuranzwerte tiefer notieren als Bankaktien. Hier verlieren ZFS 1,0%, Swiss Re 1,2% und Bâloise 1,2% und Swiss Life gar 2,1%. Bei den Bankentiteln geben Julius Bär um 0,3%, CS um 0,7% und UBS um 1,0% nach.
Barclays hat im Rahmen einer Sektorstudie das Kursziel für die Papiere der beiden Grossbanken auf 19 (22) CHF für die CS und auf 9 (10) CHF für die UBS gesenkt und gleichzeitig das Rating «Underperform» bestätigt. Nach Ansicht der Experten dürften die Kapitalmarkterträge der Branche auch im kommenden Jahr sinken, dank der jüngsten Ankündigungen für einen Abbau von Verbindlichkeiten. UBS und CS zählen den Analysten zufolge zu den am stärksten betroffenen Finanzinstituten.
Ins Plus gedreht respektive die Verluste massiv eingedämmt haben indes die defensiven Schwergewichte Nestlé (-0,1%) und Roche (+0,2%), während Novartis (-0,7%) weiterhin verschmäht werden. Bei Roche hat die britische Gesundheitsbehörde NICE für Avastin keine Empfehlung als 2-Linientherapie bei Darmkrebs abgegeben. Derweil hat die Tochter Chugai vom japanischen Gesundheitsministerium eine Indikationserweiterungen für Herceptin-Brustkrebstherapie erhalten. Novartis hat in Japan für das COPD-Medikament NVA 237 die Zulassung beantragt.
Syngenta (+0,7%) und Givaudan (+0,2%) gehören zu den wenigen Gewinnern.
Im breiten Markt hat die BKW-Tochter ISP die Bratschi AG gekauft. Die Papiere des Energieversorgers verlieren derweil 2,6%. Implenia (Aktie -4,4%) hat derweil kommuniziert, dass die Projekte für das Sulzer-Areal in Winterthur auf Kurs sind.
OC Oerlikon (-2,7%) wurden derweil in einer europäischen Ingenieurs-Sektorstudie der UBWS einmal mehr zum Favoriten erklärt. Die Einstufung lautet demnach weiterhin «Kaufen» mit einem Kursziel von 6,60 CHF.
Die grössten Ausschläge weisen mondoBiotech mit einem Plus von 9,4% und Züblin mit einem Minus von 6,7% aus. (awp/mc/pg)