CH-Verlauf: Über Tagestief weiter deutlich schwächer

CH-Verlauf: Über Tagestief weiter deutlich schwächer

Zürich – Der Swiss Market Index hat am Dienstag im Verlauf des Morgenhandels in einem extrem volatilen Geschäft deutlich an Terrain eingebüsst. Vor allem die anhaltende Verunsicherung in der EU-Schuldenkrise und die Angst vor einem «Double-Dip» in den USA belasten das Klima der Anleger weiterhin sehr stark. Die sehr hohe Volatilität vertreibe auch noch die mutigsten Anleger, so ein Marktteilnehmer.

Während zuvor für die USA allenfalls mit einen «mid-cycle slow-down» der Wirtschaft gerechnet worden sei, würden nun immer mehr Investoren eine Rezession befürchten, hiess es weiter.

Die Nervosität der Anleger ist dieser bereits seit Tagen anhaltenden Verlustserie entsprechend sehr hoch. Das Volatilitätsmass VSMI, das die Schwankungsbreite des Leitindex abbildet, ist erneut stark gestiegen und steht derzeit auf dem höchsten Stand seit Ende 2008. Damals klang die Weltwirtschaftskrise nach der Lehman-Pleite stark ab. Derweil geht die Rekordjagd des Goldpreises weiter, was eine ungebrochen hohe Risikoscheu der Anleger signalisiert.

Bis gegen 12.00 Uhr verliert der Swiss Market Index (SMI) um 2,12% auf 4`862,74 Punkte. Eröffnet hatte der Leitindex noch leicht im Minus; das bisherige Tageshoch ist bei 5`081, das Tief bei 4`695. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert um 2,50% auf 733,60 Zähler und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 2,36% auf 4`440,52 Punkte.

Die Entspannung in der Nachfrage nach italienischen und spanischen Staatsanleihen übertrug sich laut Händlern nicht auf den Aktienmarkt. Vor diesem Hintergrund legte auch der Schweizer Franken als «sicherer Hafen» nochmals zu, und zwar auf 0,7405 USD bzw. 1,0560 EUR. Kurzzeitig fiel der Euro gar unter 1,05 und der US-Dollar auf unter 0,74 CHF.

Die Angst vor einer Rezession sei noch nie so gross gewesen wie heute, sagte ein Händler. Im Gefolge der Lehman-Pleite und der Finanzkrise hätten die US-Notenbank Fed mit ihren «Quantitative Easings» und die Regierungen mit Konjunkturprogrammen reagiert. Nun würden die Märkte wahrscheinlich angesichts des Sanierungsbedarfs der Staatsfinanzen in den USA und in der EU solche Stützungsmassnahmen nicht mehr goutieren. Daher dürften die Regierungen zum ersten Mals seit dem Ersten Weltkrieg pro-zyklisch reagieren anstatt anti-zyklisch wie bisher.

Vor diese Hintergrund würden die Marktteilnehmer derzeit auszuloten versuchen, wo eine Bodenbildung möglich sei, hiess es weiter. Nachbörslich wird das Fed den Zinsentscheid fällen. Derzeit wird darüber spekuliert, ob die US-Notenbank vorderhand zuwartet oder in irgendeiner Form eine Stütze bieten wird. Derweil deuten die US-Futures auf eine knapp gehaltene Eröffnung hin.

Die prozentual grössten Einbussen im SMI/SLI verzeichnen zur Berichtszeit weiterhin konjunktursensitive Titel und Finanzvaloren. So verlieren die Grossbankentitel CS (-6,0%) am meisten, etwas besser halten sich UBS (-2,7%). Weitere grössere Verlierer mit Einbussen um rund 5% bis 5,5% sind Actelion, Weatherford und Bâloise. Deutlicher im Angebot liegen auch Swiss Life (-4,6%), ZFS (-3,3%) und Swiss Re (-2,6%) kommen etwas besser weg. Unter den Zyklikern verlieren Geberit (-4,0%) und Transocean (-3,8%) verstärkt.

Bei den defensiven Titeln drücken die Indexschwergewichte Nestlé (-1,4%), Roche (-1,4%) und Novartis (-2,0%) deutlich auf den SMI, trotz unterdurchschnittlicher Einbussen. Diese drei Werte sind für knapp zwei Drittel des Punkteverlustes im SMI verantwortlich.

Gegen den Trend zulegen können die Aktien des Warenprüfers SGS (+0,2%) und des Vermögensverwalters Julius Bär (+0,1%). Auch die Titel des Aromen- und Riechstoffherstellers Givaudan (-0,1%) halten sich besser, wie auch Logitech (-0,2%) und Clariant (-0,4%).

Aus dem breiten Markt haben die Genfer Kantonalbank (-0,1%), Bucher (-10,4%), Interroll (unv.), Lem (-1,4%) und Inficon (-1,8%) Quartals- oder Halbjahreszahlen präsentiert. Bachem (-12,3%) konnte einen langjährigen Liefervertrag mit AstraZeneca für Goserelin verlängern. Tornos (-15,7%) hat ausserdem den CEO ausgewechselt. Die markanten Abgaben von Bucher werden auf enttäuschte Erwartungen zurückgeführt. Inficon hingegen hat die Erwartungen übertroffen. (awp/mc/pg)

SIX Swiss Exchange

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