Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt steht am Montag zur Mittagszeit leicht im Minus. Ein Grossteil der Blue Chips notiert zwar (zum Teil deutlich) klar tiefer als am Freitag, die defensiven Schwergewichte verhindern aber einen deutlicheren Rückfall des wichtigsten Index SMI. Auf die Börsenstimmung drücken in erster Linie die gedämpften Aussichten für China, die anhaltenden Unsicherheiten in der Eurozone und die politische Krise im Iran belasten zusätzlich. Die Anleger warten nun auf die am Nachmittag anstehenden Daten zum ISM-Index und zu den Auftragseingängen aus den USA.
Als wichtigstes Verkaufsargument wird im Handel die erwartete Wachstumsabkühlung in China genannt. Premier Wen Jiabao hatte am Montagmorgen zum Auftakt des diesjährigen Volkskongresses das Wachstumsziel für das laufende Jahr auf 7,5% von bislang 8% reduziert. Dabei hätten sich die Aussichten für den Aussenhandel aufgrund der Konjunktursorgen in Europa und den USA eingetrübt, hiess es. In Griechenland bleibt der geplante Schuldenschnitt für private Gläubiger das Top-Thema. Die Gläubiger haben bis am Donnerstag Zeit, zum von Athen unterbreiteten Umtauschangebot Stellung zu nehmen.
Bis um 12.20 Uhr verliert der SMI 0,14% auf 6’141,05 Punkte (Bisheriges Tageshoch 6’153, -tief 6’120). Der 30 Titel umfassende, gekappt Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 0,48% auf 938,53 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,15% auf 5’613,99 Zähler.
Bei den Bluechips haben bis am Mittag die Verlierer das Zepter übernommen. Grössere Abgaben sind bei konjunkturabhängigen Aktien wie Logitech (-2,5%), Clariant (-2,1%), Syngenta (-1,2%) oder Lonza (-1,6%) zu sehen.
Transocean geben um 1,4% nach. Der Ölbohrkonzern BP hat bei der Aufarbeitung des Unfalls der Ölplattform Deepwater Horizon aus dem Jahre 2010 einen weiteren wichtigen Schritt getan. BP hat mit Privatleuten und Firmen einen Vergleich erzielt, der weniger teuer zu stehen kommt als angenommen. Allerdings muss sich der Ölkonzern noch mit der US-Regierung einigen. Auch Transocean und die für fehlerhafte Zementierung verantwortliche Firma Halliburton sollen laut BP mitzahlen.
Kühne + Nagel büssen nach Jahreszahlen um 1,1% ein. Der Logistikkonzern hat die Erwartungen in etwa erfüllt, die erhöhte Dividende und die Wachstumsprognosen werden von Analysten sogar gelobt. Als Grund für die sinkenden Kurse werden die erhöhten Konjunktursorgen genannt. Die Titel des Branchennachbars Panalpina, der am kommenden Mittwoch über das abgelaufene Jahr berichten wird, sinken um 0,3%.
Zu den Verlierern gehören auch die Banken: Credit Suisse (-1,6%) etwa will bestimmte ausstehende Tier-1- und Tier-2-Instrumente bis zu einem Gesamtbetrag von 4 Mrd CHF zurückkaufen. Einen Rückschlag für die Bank gibt es aber aus den USA: Ein Bezirksrichter in Columbus im US-Bundesstaat Ohio hat am Freitag den Antrag der Bank, eine Klage geprellter Investoren im Zusammenhang mit Anleihen der später pleitegegangenen National Century Financial abzulehnen, nicht gutgeheissen.
Schwächer tendieren auch Julius Bär (-1,4%) und UBS (-1,1% auf 12,59 CHF). Dabei hat die Citigroup das UBS-Kursziel auf 15,00 von 13,50 CHF erhöht und das «Buy»-Rating bekräftigt. Die Analysten führen die starke Kapitalisierung und die verbesserte Entwicklung im Wealth Management als Kaufargumente an.
Synthes werden am mit 1,80 CHF ex-Dividende gehandelt und geben um 1,40 CHF oder 0,9% auf 155,40 CHF nach.
Auf der Gegenseite verteuern sich Nobel Biocare mit 1,4% am deutlichsten. Gefragt im unsicheren Marktumfeld sind aber vor allem die defensiven Werte. So klettern Roche um 0,6%, Novartis um 0,4% und Nestlé um 0,3%. Die Titel gelten als ideal, um einen möglichen Abschwung der Märkte möglichst schadlos zu überstehen, heisst es im Markt.
Im breiten Markt hat OC Oerlikon (+8,2%) mit dem deutlich gesteigerten Ergebnis die Analystenerwartungen übertroffen. Nachdem das Industrieunternehmen in den letzten Jahren nie Dividende gezahlt hat, wird nun der Generalversammlung wieder eine Ausschüttung von 0,20 CHF pro Aktie vorgeschlagen. Auch der Verkauf der Solarsparte wird positiv hervorgehoben. Ein deutliches Plus verbuchen Evolva (+21%), beflügelt von Studiendaten zu einem neuartigen Antibiotikum. (awp/mc/ps)