Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Donnerstagmittag marginal leichter und hat damit dank stärkerer Pharmawerte den grössten Teil seiner frühen Verluste abschütteln können. Vor dem Gipfel-Treffen zur Euro-Krise hielten sich die Investoren zurück, hiess es im Handel. Die Anleger sorgten sich um den Erfolg des Gipfels, zumal die Gespräche zwischen Deutschland und Frankreich offenbar nicht vorankommen. Der EU-Gipfel am kommenden Sonntag werde wohl noch kein Endpunkt sein, hiess es.
In der Schweiz stehen nach Zahlen Actelion und Nestlé im Fokus, die Papiere des Biotechkonzerns brechen geradezu ein. Impulse könnten am Nachmittag von US-Konjunkturdaten ausgehen; erwartet werden unter anderem die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und der Philly Fed Index.
Bis um 12.05 Uhr büsst der Swiss Market Index (SMI) 0,04% auf 5’597,51 Punkte ein. Das Tagestief wurde bei 5’650,04 Punkten notiert.
Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt bis zum Berichtszeitpunkt um 0,24% auf 853,01 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,19% auf 5’158,34 Zähler.
Der Biotechkonzern Actelion hat Drittquartalsergebnisse gezeigt, die auf der ganzen Linie enttäuscht haben. Das Unternehmen habe vor allem mit der Umsatzentwicklung des Hauptproduktes Tracleer enttäuscht, das unter der Konkurrenz des Produktes Letairis gelitten habe, hiess es unter Marktbeobachtern. Auch der Ausblick auf die Entwicklung der Produktumsätze im kommenden Geschäftsjahr sei unter den Erwartungen ausgefallen. Actelion Namen haben ihre Abgaben bis dato auf 11,3% aufgebaut.
Die Papiere des Nahrungsmittelmultis Nestlé büssen nach Umsatzzahlen zum dritten Quartal 0,4% ein. Der Branchenprimus hat wegen der Frankenstärke einen unter den Erwartungen liegenden Umsatz erzielt. Dass das organische Wachstum hingegen leicht über den Prognosen lag, wird von den Börsianern derzeit schwächer gewichtet. Nestlé hat in der Folge die Prognose für das organische Wachstum erhöht.
Die Risikoaversion der Anleger lässt die defensiven Aktien der Pharmagesellschaften Novartis (+0,6%) und Roche (+1,5%) steigen. Die beiden Titel lassen den hiesigen Börsenplatz dank ihrer hohen Kapitalisierung im Vergleich mit anderen Ländern relativ gut abschneiden. Roche hatte am Morgen positive Studienresultate für den Wirkstoffkandidaten Ocrelizumab bei der Behandlung Multipler Sklerose vermeldet.
Die Nervosität im Vorfeld des EU-Gipfels manifestiert sich in den mehrheitlich leichteren Finanzwerten. Bei den Banken verlieren Credit Suisse 1,8%, Julius Bär 0,9% und UBS 0,2%. Das Geschehen wird von den Diskussionen in der EU zum künftigen Kapitalbedarf der Branche dominiert. Zudem stehen in Bälde auch hierzulande die Q3-Ergebnisse der Banken an. Vor dem Hintergrund der von US-Konkurrenten vorgelegten Resultate seien bei den Investment Banken deutliche Ertragseinbussen zu erwarten.
Die Versicherer sehen Abgaben bei Swiss Life (-1,2%), Swiss Re (-0,8%) und ZFS (-0,2%).
Die neuesten starken Daten zu den Uhrenexporte aus der Schweiz werden an der Börse in Bezug auf die beiden Branchenvertreter Richemont und Swatch (je -0,2%) ignoriert. Die Schweizer Uhrenexporte sind im September mit 21% auf 1,8 Mrd CHF erneut kräftig gestiegen. Experten sehen weiterhin keine Schwächezeichen der hiesigen Uhrenindustrie.
Eine negative Entwicklung ist in den konjunktursensitiven Werten ABB (-2,2%), Sonova (-1,3%), Schindler (-1,1%) und SGS (-0,8%) zu sehen. Logitech ziehen gegen den Trend um 6,3% an. Berichten zufolge hat ein grosser Kaufauftrag einen sogenannten «Short-Squeeze» ausgelöst.
Im breiten Markt büssen die Papiere von OC Oerlikon nach Zahlen um 0,4% ein – trotz guter Zahlen. Der Industriekonzern meldete Quartalszahlen, die über den Erwartungen lagen, und hat die eigene Jahresprognose erhöht.
Auch Inficon (Aktie -0,1%) übertraf der Schätzungen der Analysten zum Teil deutlich und hat seinen Ausblick erneut angehoben. (awp/mc/ps)