CH-Verlauf: Verluste eingegrenzt – Swiss Re bleiben unter Druck
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist mit Kursverlusten in die neue Woche gestartet und setzt damit den Abwärtstrend der vergangenen Woche fort. Der Leitindex SMI steht weiterhin unter dem Eindruck der verheerenden Erdbeben-Katastrophe in Japan. Derweil bleibt die politische Lage in Libyen und anderen Teilen der arabischen Welt angespannt. Allerdings hat der Abgabedruck im SMI seit Börsenstart etwas abgenommen. Der Fokus der Anleger richtet sich stark auf die Katastrophe in Japan, während wichtige Unternehmensnachrichten und Konjunkturdaten fehlen.
Über das Wochenende seien die immensen Schäden in Japan noch deutlicher zum Ausdruck gekommen und die Angst vor einer Kernschmelze in Atomreaktoren bleibe, hiess es im Handel.
An der Schweizer Börse sinkt der SMI noch um 0,51% auf 6’321,45 Punkte. Zu Handelsbeginn wurde der Tagestiefststand bei 6’292 Stellen gesetzt, der Höchststand liegt aktuell bei 6’341 Einheiten. Der 30 Titel umfassende, um die Gewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 0,53% auf 1’012,06 Punkte, der breite Gesamtmarkt (SPI) büsst 0,51% auf 5’734,38 Punkte ein.
Zu den grossen Verlierern an der Schweizer Börse gehört mit Blick auf die Katastrophe in Japan die Versicherungsindustrie. Insbesondere der Rückversicherer Swiss Re (-3,5%) verliert weiter deutlich an Wert, nachdem die Titel bereits am Freitag 3,5% einbüssten. Das Schadensausmass in Japan für die Branche ist nach wie vor kaum abschätzbar, die Unsicherheiten dementsprechend gross.
Die Aktien des weltweit tätigen Erstversicherers ZFS geben mit 1,5% ebenfalls überdurchschnittlich nach. ZFS sei in Japan im Bereich der Industrie- und Betriebsversicherung tätig. Andere Finanzwerte wie Swiss Life (-2,2%), Baloise (-1,5%) oder UBS (-0,8%) dürften unter der schwachen Entwicklung an den Aktienmärkten zu leiden haben. Die Titel der Credit Suisse halten im Sektor mit einem Plus von 0,6% dagegen.
Mit Blick auf Japan wachsen auch die Sorgen um den weltweiten Konjunkturverlauf, was bei Zyklikern zu Verlusten führt. So wird etwa in der Luxusgüterindustrie eine Abnahme der Nachfrage aus Japan befürchtet. Die Aktien von Richemont sinken um 2,4%, jene der Swatch Group um 0,7%, dies obwohl die beiden Konzerne im Branchenvergleich eher moderat in Japan exponiert seien.
Überdurchschnittlich geben etwa auch Sonova (-1,2%) oder das Index-Schwergewicht Novartis (-0,8%) nach. Nestlé verlieren mit minus 0,4% im Rahmen des Gesamtmarktes.
Auf der Gegenseite stehen im SMI/SLI Nobel Biocare (+3,5%) unangefochten an der Spitze. Der Dentalimplantatespezialist hat einem Zeitungsbericht zufolge wie schon im Januar auch im Februar den Verlust von Marktanteilen gestoppt. Insbesondere im wichtigen Markt USA habe sich das Geschäft erfreulich entwickelt.
Grössere Avancen sind auch bei Petroplus (+2,7%) oder Clariant (+0,9%) zu sehen. Clariant dürften von guten Jahreszahlen der Süd-Chemie-Gruppe profitieren. Vor einem Monat war bekanntgeworden, dass der Clariant-Konzern Süd-Chemie übernehmen will, sofern die Wettbewerbsbehörden zustimmen.
Im breiten Markt haben sich bei ADB (-1,2%) die deutlichen Kursverluste aus dem frühen Geschäft reduziert. Heute Morgen wurde überraschend der Abgang des stellvertretenden CEO Francois Pogodalla bekannt gegeben.
Die Titel von der BKW (-6,4%) geben hingegen weiterhin stark nach. Experten gehen davon aus, dass nach dem Desaster in Fernost in nächster Zeit der politische Druck auf Stromversorger mit Kernkraftwerk-Aktivitäten deutlich steigen und der Prozess für Ersatzkernkraftwerke negativ beeinflusst wird. Die Aktien von Alpiq verlieren 1,0%.
Auf der anderen Seite könnten Aktien von Unternehmen, welche im Bereich der erneuerbaren Energien tätig sind, von der AKW-Diskussion profitieren. So steigen Meyer Burger derzeit um 6,1%.
Weiter haben einige Unternehmen Zahlen vorgelegt. Tornos (Aktie: +1,2%), Belimo (-0,6%) und Partners Group (+0,4%) berichteten über das abgelaufene Geschäftsjahr, der Backwarenkonzern Aryzta (-0,1%) über das erste Halbjahr 2010/11. Die entsprechenden Kursbewegungen halten sich jedoch in Grenzen. (awp/mc/ps)
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