Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt steht am Montagmittag weiterhin im Minus, hat einen Teil der grösseren Verluste aus der Startphase aber wieder wettgemacht. Im Einklang mit anderen wichtigen Börsenplätzen in Europa ist der SMI kurz vor zehn Uhr relativ steil nach oben geklettert, wobei hierzulande insbesondere Nestlé aufgefallen sind, welche sich von einem klaren Minus knapp in die Gewinnzone geschoben haben. Seither verläuft die Entwicklung aber wieder seitwärts.
Einen speziellen Grund für den plötzlichen Anstieg für den Anstieg um rund 40 Punkte sehe er nicht, sagte ein Händler in Zürich. Belastet werde das Sentiment weiterhin vom hohen Ölpreis und den bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Libyen. Damit verbunden sei eine grundsätzliche Unsicherheit, was die Börsen in der Regel belastet. Viele Marktteilnehmer würden aber trotz dieser Unwägbarkeiten noch immer positive Empfehlungen zu Aktien als Anlagekategorie abgeben, weshalb man die Stimmung nicht als grundsätzlich schlecht bezeichnen könne.
Der Swiss Market Index (SMI) gibt bis um 12.00 Uhr 0,19% auf 6’518,21 Punkte ab. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 0,05% auf 1’048,27 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,13% auf 5’909,32 Punkte.
Grösste Verlierer sind derzeit Swiss Life (-1,3%) gefolgt von Transocean (-1,0%).
Für den Verlust des Gesamtmarktes sind vor allem Novartis (-1,0%) und Roche (-0,9%) verantwortlich. Am Freitagnachmittag hatte die US-Gesundheitsbehörde FDA Sitzungsunterlagen zum Treffen einer Expertenkommission für die zukünftige Anwendung des Bronchodilators Arcapta Neohaler/Onbrez Breezhalers (Indactaterol) von Novartis publiziert. Diese schüren am Markt Angst vor einer negativen Meinung für die Zulassung.
Auch Petroplus (-0,9%) gehören zum Schlussquintett. Petroplus werden nur noch für zwei Wochen im Bluechip-Index SLI enthalten sein, da die Schweizer Börse einen ausserterminlichen Wechsel in der Index-Zusammensetzung vornimmt. Für Petroplus werden per 21. März die Aktien des Erdölservice-Unternehmens Weatherford in den Swiss Leader Index (SLI) aufgenommen. Weatherford legen um 0,5% leicht zu.
Ähnlich sind dahinter die Verluste von Adecco (-0,9%) und Actelion (-0,8%). Letztere stehen im Rampenlicht, nachdem der britische Hedgefund und Grossaktionär Elliot Advisers im Vorfeld der Generalversammlung vom 5. Mai eine Website aufgeschaltet hat. Damit will Elliott sicherstellen, dass die Aktionäre ihr Stimmrecht ausüben. Der Hedgefund hatte unter anderem Forderungen nach dem Rücktritt des VR-Präsidenten Robert Cawthorn sowie des CEO Jean-Paul Clozel aus dem Verwaltungsrat erhoben und erhofft sich eine Übernahme von Actelion durch ein grosses Pharma-Unternehmen.
Von den anfangs schwachen Finanzaktien verzeichnen aktuell ZFS (-0,5%) die markantesten Abgaben, während CS (-0,1%) nur noch knapp im Minus stehen und UBS (+0,4%) gar ins Plus gedreht haben. Morgan Stanley hat das Kursziel für UBS leicht erhöht und gleichzeitig das Rating «Overweight» bestätigt.
Swiss Re notieren derweil unverändert bei 55,55 CHF. Zu Swiss Re wird am Montag spekuliert, dass die vorläufige Schätzung der Schadenssumme aus dem Erdbeben in Neuseeland von Ende Februar dieses Jahres bedeutend zu hoch ausgefallen sein könnte. Vorsicht habe das Management des Rückversicherers zu einer Schadenschätzung von 800 Mio USD veranlasst, hiess es in Börsenkreisen.
An der Spitze sind Richemont (+2,3%) zu finden und in der erweiterten Spitzengruppe auch noch Swatch (+1,1%). Hier wird auf die überraschende Übernahme des italienischen Schmuck- und Uhrenherstellers Bulgari durch den französische Luxusgüterkonzern LVMH verwiesen. Übernahmephantasien beflügeln den ganzen Sektor. Swatch erhalten von einer Kurszielerhöhung durch Goldman Sachs zusätzlich Unterstützung.
Klar auf Gewinn stehen zudem Clariant (+1,7%) und Geberit (+1,3%). Zu Geberit gab es News zum bevorstehenden Wechsel im VR-Präsidium. Dem Verwaltungsrat des Sanitärkonzerns erwächst offenbar Widerstand gegen das vorgeschlagene Doppelmandat von Konzernchef Albert Baehny. Der Anlagefonds Saraselect schlägt den Kaba-Konzernchef Rudolf Weber zur Wahl in den Verwaltungsrat vor, hiess es in der Wochenendepresse. Am Donnerstag wird Geberit dann das Jahresergebnis präsentieren.
Im breiten Markt zeigen sich Implenia (+0,6%) stabil. Mit der Übernahme zweier Mittelgrosser Konkurrenten von Implenia in der Schweiz verstärkt der österreichische Baukonzern Strabag seine Marktposition hierzulande deutlich. Strabag hat die beiden Bauunternehmen Brunner Erben und Astrada übernommen.
Kuoni fallen mit einem Minus von 1,2% dagegen etwas zurück. Der Reisekonzern hat am Morgen Pläne zur Übernahme der britischen Gullivers Travel Associates (GTA) für 720 Mio USD angekündigt. Zur Finanzierung dieser nicht unbedeutenden Akquisition braucht es u.a. eine Kapitalerhöhung, welche von der kommenden GV noch bewilligt werden muss. Es handle sich dabei für Kuoni um eine sehr grosse Transaktion, hiess es dazu bei der ZKB, allerdings passe sie zur Entwicklung in den vergangenen Jahren.
Kaba (-4,2%) verlieren nach der Publikation von Halbjahreszahlen unter den Erwartungen klar.
Mikron (+3,2%) legen zu, nachdem die bestehende Investorengruppe (Ammann Group, Rudolf Maag etc.) den bestehenden Aktionärsbindungsvertrag bis 2013 verlängert hat. (awp/mc/ps)