CH-Verlauf: Verluste weiter ausgebaut
Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt gewinnen bis am Mittwochmittag die Pessimisten zunehmend die Oberhand. Belastet von negativen Vorgaben aus Übersee gibt der Schweizer Standardwerte-Index im Einklang mit den wichtigsten europäischen Aktienmärkten nach und tendiert schwächer. Dabei baut der Index die moderaten Verluste zu Sitzungsbeginn weiter aus. Die Aussagen des US-Notenbankchefs Ben Bernanke vom Vorabend über einen nur schlaffen Aufschwung belasteten den Handel bereits zum Auftakt.
Als Anleger mache es Sinn, etwas zurückhaltend zu agieren, so ein Marktbeobachter. Zusätzlich trübte am Morgen ein Kommentar der Ratingagentur Moody’s zu Grossbritannien die Stimmung. Vor dem Hintergrund der Bernanke-Aussagen dürfte am Abend der Konjunkturbericht Beige Book der US-Notenbank Fed die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Bis um 12.15 Uhr sinkt der Schweizer Leitindex SMI um 0,82% auf 6’278,88 Punkte. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) verliert 1,07% auf 974,66 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,88% auf 5’776,72 Punkte.
In der ersten Reihe tendiert kein einziger Wert in der Gewinnzone. Die Finanztitel stehen deutlich unter Abgabedruck. So verlieren CS (-1,0%) und UBS (-2,0%) und knüpfen damit an die Verluste des Vortages an. Die Versicherungswerte von ZFS (-1,4%) verbilligen sich ebenfalls. Swiss Re (-0,3%) sinken etwas weniger.
Clariant (-2,8%) steht mit der Fortsetzung des Capital Markets & Media Day in London im Blick. Das Unternehmen hatte am Dienstag anlässlich des Investorentages nach oben revidierte Mittelfristziele vorgelegt und eine Dividende für das laufende Jahr in Aussicht gestellt. Die ZKB senkt unterdessen die Titel auf «Marktgewichten» («Übergewichten»). Seit der letzten Heraufstufung habe sich der Aktienkurs zudem gut entwickelt, begründet Analyst Martin Schreiber die Herabstufung.
Bei Logitech (-3,0% auf 10,12 CHF) nimmt das Aktienresearch der UBS das Kursziel auf 11,50 CHF von bisher 13,50 CHF zurück. Die Bank rechnet mit anhaltend schwachen Nachfragen und Preisdruck in Westeuropa. Ausserdem sei die Visibilität bezüglich einer Ertragserholung in dieser Region limitiert.
Ein wesentlich geringerer Belastungsfaktor für den Gesamtmarkt sind die defensiven Pharmatitel Novartis (-0,6%) und Roche (-0,8%). Das Indexschwergewicht Nestlé (-0,1%) tendiert knapp behauptet. Der Nahrungsmittelkonzern sieht sich auf Kurs, die Prognosen eines weiteren organischen Wachstums von 5-6% und einer Margenverbesserung zu konstanten Wechselkursen zu erfüllen. «Wir sind sehr zuversichtlich, die Guidance zu erreichen. Es werden jedoch zwei unterschiedliche Jahreshälften sein», sagte CFO James Singh an einer Investorenveranstaltung.
Die Titel der Luxusgüterunternehmen Richemont (-1,0%) und Swatch (-0,5%) stehen auch auf der Verliererseite. Swatch initiierte bei der Wettbewerbskommission Weko selbst eine Untersuchung. Dabei gehe es um die Lieferung von mechanischen Werken und Assortiments der Swatch Group an Dritte.
Weatherford (-2,5%) geben nach den Abschlägen der vergangenen Tage erneut nach. Das US-Erdöl-Serviceunternehmen verpflichtete sich, 1,5 Mio Aktien bei der US-Börsenaufsicht SEC einzutragen.
In der zweiten Reihe sorgt Meyer Burger (-2,1%) für News. Im Übernahmepoker um die deutsche Roth & Rau erwarb der Solarzulieferer mittlerweile knapp ein Drittel des Gesamtkapitals des Konkurrenten. «Wir erachten den ursprünglichen Angebotspreis als fair und gehen davon aus, dass Meyer Burger zumindest mittelfristig die Mehrheit an Roth & Rau erlangen wird», kommentiert die ZKB.
Uster Technologies (-0,5%) treten auf der Stelle. Geoffrey Scott, CEO des Messinstrumentenherstellers, rechnet kurzfristig mit einer guten Geschäftsentwicklung, wie er der «Finanz und Wirtschaft» sagte.
Die überdurchschnittliche Schwäche von Sulzer (-3,5%) wird von Marktbeobachtern als Einpreisung der laufenden Wirtschaftsabschwächung in einzelnen Segmenten und Branchen eingeschätzt. (awp/mc/ps)