Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch seine Abgaben noch weiter ausgebaut. Am Schweizer Markt wurde von Gewinnmitnahmen bei eher geringen Volumen gesprochen. Nach dem erfolgreich verabschiedeten Hilfspaket für Griechenland sei es derzeit schwierig, noch Argumente für eine Fortsetzung der Bewegung nach oben zu finden, hiess es.
Die Aktienmärkte hätten seit Anfang Jahr eine starke Performance gezeigt, sagte ein Händler: «Die Frage ist jetzt, wie es weitergeht.» Denn die Marktteilnehmer seien sich auch bewusst, dass die Eurokrise noch lange nicht ausgestanden sei. Wenig positive Stimmung verbreiten am Mittwoch zudem die vorbörslich vorgelegten Jahresergebnisse des Zahntechnikers Straumann und des Banksoftware-Unternehmens Temenos. Beide erleiden klare Kurseinbussen, nachdem sie die Erwartungen am Markt enttäuscht haben.
Der Aktienindex SMI verliert bis um 12.00 Uhr 0,79% auf 6’188,63 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gibt um 0,96% auf 941,71 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,8% auf 5’603,54 Punkte nach.
Die schärfsten Verluste unter den Bluechips erleiden Nobel Biocare (-2,7%), die unter dem ungnädig aufgenommenen Jahresergebnis 2011 der Konkurrentin Straumann leiden. Die im SMIM notierten Straumann-Titel brechen gleichzeitig gar um 9,2% ein. Analysten bemängelten die vom Basler Unternehmen im Geschäftsjahr 2012 erreichten Margen, vor allem aber zeigten sie sich vom Ausblick des Managements enttäuscht.
Auch die Finanzwerte präsentieren sich schwach. UBS stehen 1,6% und CS 1,2% im Minus. Die UBS hat die Emission von verlustabsorbierenden Notes in Höhe von 2 Mrd USD bekanntgegeben, nachdem die Nachricht über die Neuausgabe der Titel allerdings bereits vergangene Woche aus Marktkreisen durchgesickert war. Laut der UBS werden weitere solcher Transaktionen folgen, wann und in welchem Umfang gab sie allerdings nicht preis.
Julius Bär stehen 0,7% im Minus. Der Bundesrat diskutiert an seiner heutigen Sitzung die künftige Weissgeldstrategie der Schweizer Banken. Erwartet wird, dass er die Forderung nach einer Selbstdeklaration der Bankkunden in Bezug auf Steuerehrlichkeit unterstützt. Viele Kommentatoren bezweifeln allerdings, dass ein solcher Schritt viel zur Lösung der aktuellen Probleme mit ausländischen Steuerbehörden beitragen kann.
Auch Versicherungstitel geben ab, wobei Swiss Re (-2,2%) zu den schwächsten Titeln gehören. Zurich, die am Morgen einen neuen Group Head Government and Industry Affairs vorgestellt haben, verlieren 0,7%. Bâloise notieren 1,2% und Swiss Life 1,1% im Minus.
Belastet wird der Index zudem von den Abgaben der schwergewichtigen defensiven Werte, vor allem von Nestlé (-0,5%) und Roche (-1,2%). Novartis (-0,3%) geben etwas weniger stark nach. Die Bank Berenberg hat ihr Kursziel für die Novartis-Titel leicht auf 63 (66) CHF gesenkt. Die Analysten zeigen sich aber gleichzeitig überzeugt, dass der Basler Pharmakonzern das Jahr nach dem anfänglichen Rückschlag für Tecturna noch stark beenden wird, und empfehlen die Aktie weiterhin zum Kauf.
Geringere Verluste müssen die zyklischen Titel hinnehmen. So verlieren Adecco und SGS je nur knapp 0,1%. Auch Geberit und die PS des Liftherstellers Schindler, der am Dienstag seine Zahlen vorgelegt hatten, verlieren mit je 0,4% noch weniger als der Marktdurchschnitt. Als einzige Bluechips notieren Syngenta im Plus (+1,0%).
Am breiten Markt hat der Bankensoftwarehersteller Temenos (Aktie -4,6%) die Markterwartungen mit seinen Jahreszahlen weitgehend verfehlt. Das Unternehmen musste im vergangenen Jahr einen Rückgang im Lizenzgeschäft hinnehmen und weist unter dem Strich einen Verlust aus. Der Westschweizer Hersteller von Settop-Boxen ADB gewinnt dagegen 2,2%, obwohl das Unternehmen 2011 wegen Restrukturierungskosten einen deutlichen Verlust ausweist. (awp/mc/pg)