CH-Schluss: Gehalten – Schwächelnde US-Börse liess Gewinne bröckeln
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag gut gehalten geschlossen. Am Morgen war der Leitindex SMI noch mit leichten Abschlägen in den Handel gestartet, zeigte aber seit der Mittagszeit eine klare Aufwärtstendenz. Die Gewinne bröckelten dann aber zum Handelsende wegen einer schwächelnden Wall Street nahezu vollständig ab. Gemäss Händleraussagen sorgte die erneut und unerwartet gestiegene Industrieproduktion in der Eurozone für ein wenig Zuversicht. Positive Impulse waren auch aus Übersee zu vernehmen: So hellte sich in den USA das von der Universität Michigan ermittelte Konsumklima im Oktober überraschend auf. Mit einer deutlichen Konjunkturaufhellung sei aber trotz des erneuten Anleihenkaufprogramms der Notenbank vorerst nicht zu erwarten, erklärte ein Investmentexperte.
Wenig Stimuli boten dagegen die mit Spannung erwarteten Zwischenabschlüsse der beiden US-Grossbanken JP Morgan und Wells Fargo, obwohl beide Banken die Erwartungen übertrafen. Bei JP Morgan haben gemäss Händleraussagen vor allem die Erträge leicht positiv überrascht. Wells Fargo hat gar im dritten Quartal einen Rekordgewinn erzielt. Wie es hiess, profitierte die Bank von der sich bessernden US-Konjunktur und dem weiter anziehenden Immobilienmarkt, was die Kreditausfälle sinken lasse.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss den Handel um 0,02% höher auf 6`655,20 Punkten. Damit ergibt sich eine Wochenperformance von minus 0,3%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) dagegen verlor am Freitag 0,17% auf 988,23 und der breite Swiss Performance Index (SPI) schloss unverändert auf 6`139,18 Zählern.
Bei den Finanzwerten zeigten sich Bâloise (+0,5%), UBS (+0,4%) und Zurich (+0,3%) von der guten Seite, CS (-0,4%) und Julius Bär (-0,6%) schlossen dagegen in der Verlustzone. Die Zahlen der US-Konkurrenten hatten kaum einen Einfluss auf den Kursverlauf der beiden Grossbanken-Titel UBS und CS. Wenig Stütze bot auch die Deutsche Bank, die die Sektorenratings für die Bank- und Versicherungstitel auf «Overweight» anhob.
Bei den zyklischen Werten zeigten nur Schindler und SPS fester, die beide je 0,1% fester schlossen. Die breite Mehrheit dagegen stand unter Abgabedruck, wobei Adecco (-1,6%), Clariant (-1,6%), Transocean (-1,5%) und Syngenta (-1,3%) die stärksten Abschläge zeigten.
Sulzer (Aktien -1,0%) hatte mit dem vorbörslich bekannt gegebenen Bestellungseingang für die ersten neun Monaten 2012 die Konsensuserwartungen leicht unterschritten. Enttäuscht habe vor allem der Geschäftsbereich Pumpen, so ein Händler. Man habe auf eine positive Überraschung gehofft. Zudem seien die Titel in den vergangenen Wochen gut im Markt gelegen, was die Neigung zu Gewinnmitnahmen verstärke.
Eine Stütze boten vor allem die defensiven Schwergewichtige Roche (+0,7%) und Nestlé (+0,3%). Novartis (-0,1%) hatte vorbörslich aus zwei Phase-III-Studien weitere positive Daten für das orale Multiple-Sklerose-Medikament Gilenya gemeldet. Actelion rückten um 0,4% vor.
Im Segment der Nebenwerte dominierten Progressnow (+77%) das Geschehen. Am Vorabend meldete die Gesellschaft bei ihrer wichtigsten Beteiligung Velico Medical den Abschluss eines Entwicklungsvertrags über 8,9 Mio USD mit der US-Behörde Barda. Der Vertrag könne von Barda bis zu fast fünf Jahren verlängert werden und ein Gesamtvolumen von 38 Mio USD beinhalten.
Grössere Gewinne verbuchten zudem Calida (+4,3%). Im Gespräch mit AWP zeigte sich der Calida-Chef Felix Sulzberger mit der aktuellen Entwicklung des Unternehmens zufrieden. So seien beispielsweise die Vorverkäufe für das wichtige Weihnachtsgeschäft gut angelaufen.
Die Aktien der Elektronik-Gruppe Carlo Gavazzi erlitten nach einer vorbörslich publizierten Gewinnwarnung Abschläge von 5,5%. So rechnet das Management für das erste Halbjahr 2012/13 mit einem Rückgang des EBIT und Reingewinns um je rund 20%.
Die Aktien von Meyer Burger (-2,5% auf 11,75 CHF) standen nach der Herabstufung durch Helvea auf «Reduce» unter Druck. Die Hoffnungen auf eine baldige Erholung des Geschäfts schwänden, so der Kommentar des zuständigen Analysten. Die Absatzmärkte blieben in den kommenden Quartalen unter Druck. Das Kursziel wurde auf 9 von zuvor 14 CHF ebenfalls gesenkt. (awp/mc/pg)