Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag wie alle Börsen weltweit unter der Krise im Nahen Osten gelitten. Besonders in Libyen eskalierte am Vortag die Situation, was zu starken Steigerungen an den Rohstoffmärkten und einer Flucht der Anleger in sichere Anlageformen führte. «Die Unsicherheiten und der hohe Ölpreis geben den Marktteilnehmern dankbare Gründe, um Teilgewinne mitnehmen zu können», kommentierte ein Händler.
Die Börsen hätten seit Jahresbeginn schon ordentlich zugelegt, daher sei die aktuelle Konsolidierung kein Beinbruch. «Entscheidend wird wieder einmal sein, wie die US-Börsen – durch den Feiertag verspätet – in die Woche starten. Von hier kam in den letzten Wochen die Marschrichtung und die Wall Street wird auch das Ausmass der Korrektur in den kommenden Handelstagen vorgeben.»
Gegen 12 Uhr fällt der SMI um 1,05% auf 6’613,46 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gibt um 1,20% auf 1’059,72 Punkte nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,07% auf 5’927,55 Zähler.
Die Aktien der ZFS rangieren nach einem Zukauf mit minus 1,3% im Mittelfeld. Der Versicherer und die Banco Santander gehen in Lateinamerika eine langfristige Partnerschaft ein. Hierfür übernimmt die ZFS 51% am Versicherungsgeschäft der Bank in Brasilien, Mexiko, Chile, Argentinien und Uruguay. In Analystenkreisen wird die angekündigte Zusammenarbeit als «interessant» ausgelegt. Gleichzeitig werde dadurch aber auch schonungslos das Dilemma von ZFS einer eher verhaltenen Stellung in den zukünftigen Wachstumsmärkten aufgedeckt.
Swatch sacken indes um 2,9% ab, auch Richemont verlieren deutliche 1,7%. Die jüngsten Daten zu den Schweizer Uhrenexporten im Januar zeigen, dass die Wachstumsdynamik nachgelassen hat. Erstmals seit 13 Monaten gingen die Exporte nach dem wichtigsten Absatzmarkt Hongkong wieder etwas zurück, was am Markt mit Enttäuschung aufgenommen wurde.
Die Swisscom-Titel (-0,6%) zählen noch zu den stabileren Werten. Der Telekomkonzern wird die automatische Vertragsverlängerung im Mobilfunk noch 2011 abschaffen. Die finanziellen Auswirkungen könnten derzeit nicht beziffert werden. Analysten rechnen derweil mit «sehr begrenzten» Folgen für das Unternehmen.
Während sich die Titel von Transocean mit minus 0,4% relativ gut halten, verlieren Petroplus mit minus 5,8% sehr deutlich. Sorgen um die weitere Entwicklung in den ölreichen arabischen Ländern drücken auf die Stimmung im europäischen Raffineriesektor. Petroplus sei aufgrund der angespannten finanziellen Situation besonders von den Vorbehalten des Marktes betroffen, sagte ein Händler.
Bei den Finanzwerten zeigt sich ein etwas uneinheitlicheres Bild. Während CS mit minus 1,7% zu den Schwächsten zählen, rangieren UBS (-1,2%) im Mittelfeld. Julius Bär halten sich dank einer positiven Studie der Citigroup mit einem vergleichweise geringen Minus von 0,2% an der SMI-Spitze.
Hier sind auch die Titel des defensiven Schwergewichts Nestlé (-0,6%) zu finden. Roche (-0,8%) geben ebenfalls unterdurchschnittlich nach. Novartis, die aktuell ihre Generalversammlung abhalten, fallen um 1,1%.
Zyklische Titel stehen auf der Verliererseite. So verlieren ABB 1,7%, Adecco geben auch wegen eines vorsichtigen Analystenkommentars um 1,1% nach, für Logitech geht es um 1,4% nach unten und Kühne % Nagel geben um 2,2% nach.
In der zweiten Reihe stechen Walter Meier nach Zahlen mit plus 4,8% positiv heraus. Die Ergebnisse seien «hervorragend» und hätten die Erwartungen übertroffen, heisst es in einem Kommentar der Bank Vontobel. Trotz der positiven Auswirkungen der Wechselkurse auf die Marge und der niedrigeren Steuern sei das Resultat «exzellent». Zudem sei Walter Meier mit der höheren Dividende ein attraktiver Ausschütter.
Orior gelang mit den Zahlen 2010 quasi eine Punktlandung im Vergleich mit den Analystenkommentaren. Die Titel steigen um 0,9%. Derweil können OC Oerlikon nicht von einem Auftrag der Solar-Tochter aus China profitieren und fallen um 2,4%.
Panalpina geben um 1,9% nach. Der Speditionskonzern erwirbt die Grieg Logistics, über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart. Hier spielte Marktteilnehmern zufolge aber auch eher die unsichere Situation in Nordafrika eine Rolle – der dortige Suez-Kanal ist eine der wichtigsten Seefrachtrouten. (awp/mc/ps)