Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt bleibt am Dienstag auch im Handelsverlauf weiter schwach. Finanzwerte und konjunktursensible Aktien bauen ihre Verluste teilweise noch aus. Die erneute Unsicherheit um die Euro-Schuldenkrise, schlechter als erwartet ausgefallenen Zahlen der Credit Suisse und schwache Vorgaben aus Asien haben deutlich belastet. Auch die Schweizer Finanzwerte stehen, ebenso wie ihre europäischen Wettbewerber an anderen Börsenplätzen, heute auf den Verkaufslisten der Investoren.
Die Referendum-Pläne des griechischen Ministerpräsident Papandreou haben die Bankenwerte geschockt, sagte ein Händler. Mit den neuen Unsicherheiten würden sich auch wieder die Konjunktursorgen in der Euro-Zone verstärken. Das belaste auch die Zykliker am Schweizer Markt. Auch der Euro verlor gegenüber dem Dollar an Wert. Die Sparmassnahmen der griechischen Regierung sollen durch das Plazet des Volkes legitimiert werden. Damit stünden wieder grosse Fragezeichen hinter den geplanten Massnahmen der EU zur Eindämmung der Krise, sagte der Händler. Gemäss Umfragen lehnen zum heutigen Zeitpunkt rund 60% der Griechen das Rettungspaket ab.
Der SMI verliert bis um 12.00 Uhr 2,32% auf 5’598,27 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) notiert 3,20% leichter bei 847,85 Punkten und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 2,41% niedriger bei 5’086,44 Punkten.
Zusätzlich zum generell negativen Umfeld für Finanztitel wird die Credit Suisse durch die schwächer als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen belastet. Die CS-Aktien verlieren mit -8,0% deutlich. Das Ergebnis wurde durch höher als antizipierte Rückstellungen für Steuerstreitigkeiten mit den USA und Deutschland gedrückt. Das Institut will nun stärker als bislang geplant auf die Kostenbremse drücken und plant weitere Stellenstreichungen. Das Investment Banking soll neu ausgerichtet werden und stärker in den Dienst der anderen Einheiten treten.
Auch die anderen Finanztitel, die bereits gestern kräftig unter Druck geraten waren, verlieren weiter. UBS (-4,9%), ZFS (-4,5%) und Julius Bär (-4,1%) verlieren deutlich stärker als der Gesamtmarkt. Auch die Versicherer Swiss Re (-4,2%) und Bâloise (-3,8%) geben überdurchschnittlich ab.
Der Kurs der Clariant-Aktie (-7,1%) gibt erneut deutlich nach. Das Unternehmen hatte gestern Zahlen präsentiert, die anfänglich zu Kursaufschlägen geführt hatten. Die Investoren würden im derzeitigen Umfeld die konjunkturabhängigen Werte meiden, sagte ein Händler. In einer Analysten-Beurteilung hiess es, der Umsatz-Trend sei negativ und es die Chancen für eine positive Ergebnis-Überraschung gering.
Auch die Index-Schwergewichte Nestlé (-0,3%), Roche (-2,4%) und Novartis (-0,7%) können sich der negativen Börsenstimmung nicht entziehen und müssen ebenfalls Verluste hinnehmen. Die vergleichsweise geringeren Abgaben wirken jedoch eher stabilisierend.
Die Lohnsumme beim Baustoffhersteller Holcim (Aktie: -4,6%) steigt 2012 um 2,5%. Nach Angaben der Gewerkschaft Unita erhielten alle Beschäftigten mindestens 2% mehr Lohn, der Rest stehe für individuelle Verbesserungen bereit.
Im breiten Markt kann Kudelski (+4,6%) von den am Vorabend vorgelegten Umstrukturierungsplänen und den Halbjahreszahlen profitieren. Der Westschweizer Technologiekonzern will die Kostenbasis um 90 Mio CHF senken und baut dafür 270 der insgesamt 3’000 Stellen ab. Die Gruppenleitung werde ebenfalls verkleinert, hiess es.
HBM BioVentures (-0,8%) kann von einer positiven Nachricht bei ihrer zweitgrössten Beteiligung nicht profitieren, hält sich aber deutlich besser als der Gesamtmarkt. Pacira Pharmaceuticals habe von der US-Gesundheitsbehörde FDA die Marktzulassung für das Produkt EXPAREL erhalten.
Der Komponenten- und Gehäusehersteller Phoenix Mecano (-4,8%) hat im dritten Quartal den Umsatz, der in Euro ausgewiesen wird, leicht gesteigert, musste aber einen Gewinnrückgang hinnehmen. Insgesamt wurden die Vorgaben der Analysten übertroffen. (awp/mc/ps)