CH-Verlauf: Weiterhin im Minus
Zürich – Die Schweizer Börse notiert am Freitagmittag weiterhin in der Verlustzone. Auch am letzten Handelstag der Woche werden die Börsen der Welt von der sich zuspitzenden Eurokrise in Geiselhaft gehalten. Nachdem am Donnerstag sowohl die Anleihenrenditen Spaniens als auch Frankreichs deutlich gestiegen waren, hat sich das Misstrauen unter den Investoren rund um die europäische Schuldenkrise noch verstärkt. Am Donnerstag positiv ausgefallene Konjunkturdaten aus Übersee konnten das negative Sentiment nicht verbessern, obwohl sie auf eine leichte wirtschaftliche Erholung hinweisen.
Unternehmensseitig stehen nach dem gestrigen Investorentag UBS im Fokus. Die Grossbank hat am Donnerstagabend den lang erwarteten Investorentag abgehalten und dabei veränderte Strategie- und Kapitalpläne sowie neue Finanzziele kommuniziert. Sie will sich dabei auf ihre Position als globaler Wealth Manager und als «führende Universalbank in der Schweiz» konzentrieren. Die Investment Bank soll dagegen – wie bereits mehrfach angekündigt – weniger komplex und weniger kapitalintensiv werden. Das Ziel für die Eigenkapitalrendite beträgt neu 12%-17% ab 2013. Ausserdem will die Bank für das laufende Geschäftsjahr bereits wieder eine kleine Dividende ausbezahlen.
Der SMI notiert um 12.00 Uhr 0,27% tiefer bei 5’629,21 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst um 0,51% auf 841,58 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,39% auf 5’102,42 Zähler ein.
Am Nachmittag könnten publizierte Frühindikatoren in den USA noch Impulse liefern. Zudem steht in Italien die Abstimmung der Abgeordnetenkammer über das Programm des neuen Ministerpräsidenten Mario Monti auf dem Programm. Am Vorabend hat sich bereits der Senat mit überwältigender Mehrheit für den neuen Regierungschef ausgesprochen. Monti will mit Einsparungen, Wachstumsmassnahmen und einer Liberalisierung des Arbeitsmarktes Italien auf den Wachstumspfad zurück bringen.
UBS gewinnen 0,6% und heben sich damit von den anderen Finanztiteln ab, welche klar im Minus notieren. Vor allem Konkurrentin CS (Aktie -2,2%) gehört zu den grossen Verlierern. UBS sei nach den gestrigen Ankündigungen und vor allem nach der erstmaligen Auszahlung einer Dividende seit 5 Jahren zum lokalen Branchenfavoriten avanciert, heisst es in Analystenkommentaren. Wichtig sei, dass mit der Dividende viele Grossanleger, die keine UBS-Aktien mehr kaufen durften, nun wieder in solche investieren könnten. Die Aussichten der Konkurrenz (CS) seien wegen der drohenden Kürzung der Auszahlung dagegen eingetrübt.
Auch andere Finanztitel verzeichnen Verluste, so Julius Bär (-0,8%), Swiss Re (-0,7%) oder ZFS (-0,5%). Für den Versicherer ZFS hat Morgan Stanley das Kursziel auf 245 (215) CHF erhöht, die Einstufung «Equalweight» indes bestätigt.
Die grössten Abgaben verzeichnen indes einige Zykliker, allen voran Logitech (-3,2%) und Clariant (-2,5%). Auch Kühne+Nagel (-1,9%), Adecco (-1,5%) oder Sonova (-1,2%) müssen Federn lassen. Richemont (-1,0%) profitieren nicht davon, dass die Experten von Morgan Stanley das Kursziel auf 61 (58) CHF erhöht und das Rating «Overweight» bestätigt haben. Auch Goldman Sachs hebt das Kursziel für die Luxusgüteraktien auf 77,10 (72,70) CHF mit der Einstufung «Buy».
Holcim (+1,2%) können sich dem Negativ-Trend bei den Zyklikern entziehen. Die Papiere werden von einer Hochstufung durch Exane auf «Outperform» von bisher «Underperform» gestützt. Die Herausforderung für den neuen CEO Bernard Fontana sei, die Renditen in einem harten Marktumfeld zu verbessern, heisst es in einem Kommentar. Die Analysten sehen Kosteneinsparmöglichkeiten von bis zu 900 Mio CHF.
Die defensiven Schwergewichte Novartis (+0,2%) sowie Roche (-0,2%) und Nestlé (+0,1%) zeigen sich uneinheitlich. Laut einem Artikel der Zeitung «Chinadaily» plant Nestlé in den nächsten drei Jahren eine Verdoppelung der Investitionen in den chinesischen Kaffemarkt.
Im breiten Markt haben BVZ (ungehandelt) leicht unter dem Vorjahresergebnis liegende Zehnmonatszahlen präsentiert. Zudem hat Bucher Industries (-0,3%) einen Grossauftrag der Stadt Moskau über 51 Mio EUR gewonnen. 20% davon werden im vierten Quartal 2011 umsatzwirksam, 80% im ersten Halbjahr 2012.
Bei Tornos (ungehandelt) hat Walter Fust seinen Anteil auf 20,01% von bisher 15,05% aufgestockt, wie den Beteiligungsmeldungen der SIX Swiss Exchange zu entnehmen ist. Fust sieht Potenzial für eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit StarragHeckert, wo Fust Mehrheitsaktionär und VRP ist. (awp/mc/ps)