CH-Schluss: Klar höher – Defensive wie Novartis fest
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag mit klar höheren Kursen aus der Sitzung gegangen. Nach leicht volatilem Beginn hat der SMI ab dem späten Vormittag kontinuierlich zugelegt und damit auch die Woche insgesamt positiv beendet. Die markante Korrektur vom Vortag hat damit keine Fortsetzung gefunden. Gestützt wurde das Sentiment vor allem vom positiv ausgefallenen ifo-Geschäftsklimaindex, der eine schnelle Konjunkturerholung in Deutschland anzeigt.
Die Reduktion der Wachstumsprognose für die Eurozone durch die EU-Kommission fiel dagegen weniger ins Gewicht. Für eine gewisse Nervosität, welche allerdings nicht negativ auf die Kurse durchschlug, sorgten die an diesem Wochenende stattfindenden Wahlen in Italien und Zypern. Sollten die Italiener tatsächlich erneut Silvio Berlusconi zum Sieg verhelfen, könnte dies Turbulenzen an den Finanzmärkten auslösen, lautet der Tenor. Allerdings werden seine Wahlchancen als eher gering eingeschätzt. Unterstützung wiederum kam von den US-Börsen, die von erfreulichen Quartalsausweisen etwa von Hewlett Packard oder Texas Instruments angetrieben wurden.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,65% höher bei 7’554,38 Punkten, wobei sich im Wochenvergleich ein Plus von 0,7% ergab. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,52% auf 1’148,87 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,62% auf 6’946,87 Punkte. Von den 30 SMI/SLI-Papieren legten 24 zu und 5 gaben nach, 1 Titel schloss unverändert.
Die beste Tages-Performance bei den Blue Chips zeigten schliesslich Kühne+Nagel (+1,9%) und SGS (+1,6%). Eine grosse Hilfe waren dem Gesamtmarkt aber auch die Genussscheine von Roche (+1,5%), welche u.a. von einer Zulassung in den USA profitierten. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat das Krebsmedikament T-DM1 des Pharma-Konzerns für die Behandlung einer bestimmten Art Brustkrebs zugelassen. Dies kam in Marktkreisen zwar nicht überraschend, wurde aber dennoch positiv aufgenommen.
Auch Novartis (+0,5%) beendeten den Handelstag freundlich, wobei die am Berichtstag abgehaltene Generalversammlung keinen negativen Einfluss auf den Aktienkurs hatte. Sie verlief insgesamt ruhiger ab als befürchtet, die Décharge für die Verwaltungsräte wurde sehr klar gutgeheissen und dem Vergütungssystem wurde deutlicher als vor zwei Jahren zugestimmt. Der viel kritisierte Vasella hatte in seiner Einleitungsrede gewisse Fehler zugegeben, was ihm von gewissen Kommentatoren positiv ausgelegt wurde. Nestlé als schwerster Titel im SMI trugen mit einem Plus von 0,9% ebenfalls zum guten Gesamteindruck bei.
Actelion (+1,2%) erhielten von einer Kurszielerhöhung durch JPMorgan etwas Unterstützung. Und Clariant (+0,7%) wurden von einer positiven Einschätzung durch die Ratingagentur Standard & Poor’s etwas beflügelt, welche den Ausblick für das Rating auf «stabil» erhöht hat. Die Kreditkennzahlen des Chemieunternehmens dürften sich im Geschäftsjahr 2013 nach dem jüngsten Verkauf gewisser Sparten markant verbessern, so die Einschätzung von S&P. Über 1% verteuerten sich überdies Schindler, Geberit, Adecco und Holcim.
Für einmal am Tabellenende schlossen die Börsenlieblinge des Vorjahres Swatch (-1,4%) und Richemont (-1,0%). Dahinter gaben Sulzer (-0,7%) am meisten nach. Die Aktie des Winterthurer Konzerns haben allerdings wie Swatch in diesem Jahr bereits rund 13% zugelegt, so dass Gewinnmitnahmen nicht erstaunen. Minime Verluste erlitten noch Transocean (-0,2%) und Syngenta (-0,1%).
Sonova (+0,1%) landeten ebenfalls weit hinten. Das Unternehmen meldete am Morgen den Einstieg der britischen Apotheken- und Drogeriekette Boots UK Limited in die Sonova-Gesellschaft David Ormerod Hearing Centres. Dies sei ein kluger Schritt zur Förderung des Wachstums in Grossbritannien, kommentierte die Bank Vontobel. Dass die Papiere nicht mehr angezogen hätten, hänge vor allem mit dem bisherigen Jahresplus von rund 13% zusammen.
Im breiten Markt fielen Straumann mit einem starken Plus von 4,3% auf. Das Papier hatte am Vortag im Zusammenhang mit der Publikation des Jahresergebnisses noch klar nachgegeben, erhielt aber heute von verschiedenen Analystenkommentaren Rückenwind. (-2,7%) litten dagegen unter einer Rückstufung durch die UBS auf «Neutral». (awp/mc/pg)