Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag gut gehalten geschlossen. Im Nachmittagshandel gab die Börse den grössten Teil der zuvor erzielte Gewinne wieder preis. Dabei belasteten vor allem enttäuschende US-Konjunkturdaten in der zweiten Handelshälfte. Die jüngsten Entwicklungen in Spanien und Griechenland und die mit der Ratifizierung durch den Deutschen Bundespräsidenten nun genommene letzte Hürde für den Euro-Rettungsschirm boten hingegen eine Stütze, hiess es unter Marktbeobachtern. Über weite Strecken des Morgenhandels belebten auch Spekulationen über konjunkturstützende Massnahmen in China das Geschäft.
Unter den jüngsten US-Makrodaten haben der Auftragseingang für langlebige Güter und die Zahlen aus dem Immobiliensektor enttäuscht. Nach den Kursanstiegen in jüngster Zeit hätten diese Daten zu Gewinnmitnahmen eingeladen, hiess es denn auch im Handel. Wieder etwas positiver waren hingegen die News aus der Eurozone. Neben der Ratifizierung des Euro-Rettungsschirms durch Deutschland hat sich in Griechenland die Koalitionsregierung im Grundsatz auf eines neues, zwölf Milliarden Euro schweres Sparprogramm geeingt. In Spanien sollen zudem die drei grössten spanischen Banken Presse-Informationen zufolge den Stresstestest, der über den Kapitalbedarf maroder Institute Aufschluss gibt, bestanden haben. Der offizielle Bericht wird am (morgigen) Freitag publiziert.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,08% höher auf 6’545,91 Punkten (Tageshoch 6’572). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte um ebenfalls 0,08% auf 975,02 Punkte zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,14% auf 6’052,98 Punkte.
Die prozentual grössten Kursgewinne unter den SMI-/SLI-Titel erzielten Sonova (+1,5%). Der Hörsystem-Hersteller hatte anlässlich eines Investorentages die bisherigen Prognosen bestätigt. So rechnet das Management weiterhin mit einem Umsatzwachstum von 7 bis 9%, das EBITA-Wachstum wird unverändert bei 15 bis 20% erwartet. Deutlich höher schlossen – aus verschiedenen Branchen – auch Sulzer und Bâloise (je +1,2%) sowie Actelion (+0,9%).
Eine Stütze boten dem Markt aber vor allem auch die Index-Schwergewichte Roche GS (+0,7%); Novartis (+0,3%) hinkten hinterher. Jefferies hatte das Kursziel für Novartis und Roche jeweils erhöht und die Einstufung «Buy» bestätigt. Novartis hatte ausserdem über positive Studienergebnisse der Phase II zu einem Wirkstoff gegen Psoriasis berichtet. Roche entwickelt nun auch für den britischen Pharma-Konzern AstraZeneca diagnostische Begleittests. Nestlé (-0,3%) belasteten hingegen etwas.
Überdurchschnittliche Gewinne erzielten zudem auch UBS (+0,6%), während CS (+0,3%) etwas weniger gesucht waren. Beide hatten am Vortag deutliche Verlute erlitten. Die Citigroup hat das Kursziel für CS leicht erhöht und dabei gleichzeitig die Empfehlung «Buy» bestätigt. Die Anpassungen seien aufgrund besserer Erträge im Investment Banking vorgenommen worden, hiess es zur Begründung. Julius Bär (+0,4%) schoben sich dazwischen.
Grösste Verlierer waren Swatch (-2,0%). Die Uhrentitel wurden von Äusserungen von CEO Nick Hayek am Rande einer Jubiläumsveranstaltung von Longines belastet. Hayek hatte dabei das für dieses Jahr formulierte Umsatzziel von 8 Mrd CHF wegen der Verlangsamung in China als ambitiös bezeichnet. Im Sog von Swatch schlossen auch Richemont (-1,2%) deutlich in der Verlustzone.
Ebenfalls etwas grössere Verluste erlitten u.a. Transocean (-0,6%) sowie Clariant und Holcim (je -0,4%).
Im breiten Markt brachen Phoenix Mecano (-6,4%) nach einer Gewinnwarnung ein. Das Unternehmen hatte am Morgen bekanntgegeben, dass wegen der Kündigung eines langfristigen Rahmenliefervertrages für Photovoltaik-Komponenten eines Grosskunden ein Abschreiber in der Grössenordnung von 6 bis 8 Mio EUR anfällt. Die Prognose für den EBIT im Gesamtjahr wurde entsprechend nach unten angepasst.
Weitere grössere Verlierer waren Datacolor (-5,2%). Schmolz+Bickenbach (-1,7%) fielen nach einer Ratingabstufung durch Moody’s am Vorabend zurück.
Myriad (+14,8%) erholten sich hingegen von den Einbussen am Vortag im Zuge eines hohen Halbjahresverlustes und des Abgangs des CEO. Die ehemaligen SLI-Titel Logitech (+5,3%) waren ebenfalls unter den grösseren Gewinnern. (awp/mc/upd/ps)