Zürich – Die Schweizer Börse notiert am Mittwochmittag weiterhin tiefer, nachdem die wichtigsten Indices bereits schwach in den Handel gestartet sind. Neben negativen Vorgaben aus Übersee und Asien aufgrund schwacher Konjunkturdaten aus den USA und China lastet weiterhin die pessimistische Stimmung wegen der sich verstärkenden Eurokrise auf den Märkten.
So wurden in China schwache Zahlen zur Industrieproduktion publiziert, welche die Sorgen um eine Rezession der Weltwirtschaft wieder verstärken. Zudem ist der Auftragseingang für die Industrie in der Eurozone schwächer ausgefallen als erwartet.
In der Eurokrise hat sich bereits am Vortag die Lage noch einmal zugespitzt, nachdem Spanien wiederum Rekordzinsen für seine Anleihen bezahlen musste und auch die Renditen für belgische Obligationen nach geplatzten Koalitionsgesprächen in den Fokus rückten. Am Berichtstag ist zudem bei einer Auktion von Zehnjährigen deutschen Bundesanleihen eine sehr schwache Nachfrage erzielt worden, was gemäss Händlern als starkes Misstrauensvotum für die ganze Eurozone gewertet werden kann.
Der wichtigste Schweizer Börsenindex SMI verliert bis zum Mittag 0,27% auf 5’433,01 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 0,20% auf 809,57 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,36% auf 4’921,80 Punkte.
News von Bluechip-Unternehmen sind dünn gesät, im Mittelpunkt stehen die Gewinnwarnungen von Gategroup und Charles Vögele. Dafür stehen noch verschiedene Makrodaten auf dem Programm. In der zweiten Handelshälfte könnten aus den USA etwa die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die Auftragseingänge oder das von der Uni Michigan gemessene Konsumentenvertrauen den Börsen Impulse liefern.
Aufgrund der wieder gestiegenen Rezessionsängste zeigen sich vor allem Zykliker mit den grössten Verlusten. Allen voran verlieren Transocean (-1,2%), Logitech (-1,5%) und Kühne+Nagel (-1,4%). Auch die bereits am Vortag gebeutelten Luxusgütertitel Richemont (-0,3%) verlieren weiter an Boden, während Swatch (+0,2%) in die Gewinnzone gedreht sind.
Auch Finanztitel geben deutlich nach. Hier stehen vor allem Assekuranzwerte wie Swiss Life (-1,7%) und Bâloise (-0,9%) ganz oben auf der Verliererliste. Swiss Re (-0,2%) und ZFS (-0,1%) halten sich etwas besser.
Bei den Bankentiteln verlieren Julius Bär (-0,8%) an meisten, nachdem sie am Vortag noch klar zulegen konnten. Ebenfalls tiefer notieren UBS (-0,2%), während CS (+0,5%) die kleinen Gewinne in der ersten Handelshälfte sogar etwas ausbauen können. Ex-UBS-Chef Oswald Grübel hat in einem Interview vor einer wirtschaftlichen Stagnation als Folge strengerer Eigenkapitalvorschriften für die Banken gewarnt. Es werde kein Wirtschaftswachstum geben, wenn man die Banken zwinge, sich zu verkleinern, so Grübel.
Givaudan (+0,8%) notieren stärker. Der Duftstoffhersteller hatte am Vortag einen Investorentag abgehalten und in der Folge 4,0% gewonnen. Noch besser als Givaudan präsentieren sich einzig Lonza mit einem Plus von 1,1%.
Bei den defensiven Schwergewichten zeigen sich Nestlé (-1,1%) mit klaren Abgaben und belasten damit den SMI. Roche (+0,4%) und Novartis (unv.) können sich dagegen dem Markttrend etwas entziehen.
Im breiten Markt hat überraschend Schlatter (ungehandelt) Zahlen zu den ersten neun Monaten 2011 publiziert. Dabei hat das Unternehmen einen weiteren Umsatzrückgang verzeichnet und den Verlust auf Ebene EBIT und Reinergebnis weiter ausgeweitet. Zudem hat das Unternehmen angekündigt, die Ende Oktober angekündigte Kapitalerhöhung über 20 Mio CHF Anfang Dezember durchzuführen.
Charles Vögele (-14,8%) hat eine Gewinnwarnung abgegeben, wonach das operative Ergebnis im zweiten Halbjahr deutlich schlechter ausfallen werde als im ersten Halbjahr. Zudem soll eine neue Konzernleitungsstruktur und eine angepasste Markenstrategie eingeführt werden.
Auch Gategroup (-16,3%) hat eine Gewinnwarnung publiziert, wonach 2011 neu eine EBITDA-Marge im Bereich von 7,4% bis 7,7% erwartet wird. Der Jahresumsatz wird auf 2,65 bis 2,70 Mrd CHF veranschlagt. (awp/mc/pg)