Zürich – Die europäischen Aktienmärkte haben sich am Dienstag nach den Panikverkäufen vom Montag gefangen und zu einer Gegenbewegung ausgeholt. Auch die Schweizer Börse erholte sich kräftig. Nachdem der von den Sorgen um die Konjunkturentwicklung in China getriebene Ausverkauf den Leitindex SMI am Montag im Tagestief noch unter das Niveau von 8’200 Punkten gedrückt hatte, machte er von da weg bis zum heutigen Börsenschluss rund 550 Punkte gut. Die Dividendenpapiere in Shanghai sind zwar am Berichtstag erneut eingebrochen, doch befeuerte nach Börsenschluss im «Reich der Mitte» eine überraschende Leitzinssenkung der chinesischen Zentralbank die Erholung an der hiesigen Börse.
Am Markt sprachen Händler mit Blick auf den gestrigen Crash und den Kursverlusten der vergangenen Woche von Übertreibungen. Nach der am Montag ausgebrochenen Panik sei man nun wieder etwas nüchterner an das Geschehen herangegangen, hiess es. Gleichzeitig warnten Experten jedoch, dass das Risiko für erneute Rücksetzer im Handel mit Aktien noch längstens nicht gebannt sei. Die Lage an den Finanzmärkten bleibe vor allem mit Blick auf die Sorgen um den globalen Konjunkturmotor China angespannt. Die Volatilität hat gemessen am VSMI zwar deutlich um rund 15% abgenommen, bleibt aber immer noch knapp auf hohen 28 Punkten stehen.
Bis Börsenschluss legte der SMI um 3,42% auf 8’758,79 Punkte zu; in der Spitze kletterte der Index gar bis auf 8’816 Zähler hoch. Der in der Gewichtung gekappte SLI gewann 3,51% auf 1’301,28 und der breitere Swiss Performance Index (SPI) 3,38% auf 8’914,67 Punkte. Alle 30 SLI-Werte standen bis zum Schluss deutlich im positiven Bereich.
Nebst den Marktturbulenzen gaben am Berichtstag News zu Grossübernahmen zu reden. Getrieben von der Aussicht auf ein lukrativeres Kaufangebot durch den Konkurrenten Monsanto kletterten beispielsweise Syngenta um 5,9% auf 378,80 CHF in die Höhe, nachdem sie Tagesverlauf sogar über 394 CHF gestiegen waren. Medienberichten zufolge soll Monsanto seine Offerte für den Agrochemiekonzern auf rund 470 CHF je Aktie angehoben haben. Zudem seien die Amerikaner bereit, auch andere Konditionen des möglichen Angebots nachzubessern. Mit diesem Schritt wolle Monsanto die Syngenta-Spitze zurück an den Verhandlungstisch bringen, hiess es.
Derweil hat sich die Zurich (Aktie +2,5%) am Dienstag zur möglichen Übernahme des britischen Versicherers RSA geäussert. Die Zurich stellt den RSA-Aktionären im Rahmen eines unverbindlichen Vorschlags einen Preis von 550 Pence je Aktie in Aussicht. Bis am 22. September will das Zurich-Management den britischen Konkurrenten einer vertiefen Due Diligence unterziehen und dann entscheiden, ob tatsächlich eine Kaufofferte in dieser Grössenordnung unterbreitet werden soll. Der Entscheid hänge vor allem davon ab, wie viele Synergien sich aus dem Merger realisieren lassen, meinen Analysten.
Ansonsten gab es zu den Blue Chips-Unternehmen kaum News, wobei die Erholungsbewegungen in Galenica (+6,7%), Transocean (+6,1%) oder auch den Grossbankentiteln UBS (+4,2%) und Credit Suisse (4,3%) besonders ausgeprägt waren. Diese vier Titel gehörten mit zu den grössten Verlierern der letzten Handelstage.
Aber auch Zykliker wie Sika (+4,9%) oder Richemont (+4,3%) und auch die Schwergewichte Nestlé (+3,1%), Roche (+3,3%) und Novartis (+3,4%) gewannen einen Teil des verlorenen Terrains zurück. Novartis hatte zudem eine Zulassungserweiterung in den USA für den Einsatz des Medikaments von Promacta bei der Behandlung einer Autoimmunkrankheit gemeldet. Analysten denken, dass aus dem Produkt nun ein Blockbuster werden könnte.
Verlierer gibt es im SMI/SLI keine. Unterdurchschnittliche Avancen waren etwa bei Givaudan (+1,4%) zu sehen. Eine Kurszielsenkung der CS hat hier die Erholung etwas gebremst.
Im breiten Markt gehörten Von Roll (-5,4%) zu den wenigen Verlierern. Die Gruppe hatte im ersten Semester 2015 weniger umgesetzt und ist tiefer in die roten Zahlen abgerutscht. Bossard gewannen nach Zahlen 2,4%, Schmolz+Bickenbach 2,5%, Huber + Suhner 1,2% und VP Bank +0,3% während Charles Vögele den Handel auf Vortagesniveau abgeschlossen haben.
Derweil kletterten die Papiere des Verlagshauses Tamedia um 4,1% in die Höhe, nachdem die Wettbewerbskommission grünes Licht für die geplante Übernahme von Tamedia und JobScout24 gegeben hatte. (awp/mc/pg)