Notenbankgouverneur Zhou Xiaochuan.
Peking – Zum zweiten Mal seit Jahresanfang hat China am Freitag die Kapitalanforderungen für Banken erhöht. Wegen des verstärkten Inflationsdrucks müssen die Mindestreserven um einen weiteren halben Prozentpunkt erhöht werden. Es ist bereits die achte Erhöhung seit Anfang vergangenen Jahres.
Für grosse Banken steigt der Mindestreservesatz damit auf 19,5 Prozent, für kleinere auf 16 Prozent, wie die Zentralbank in Peking berichtete. Die Notenbank reagiert damit auf die anhaltend hohe Inflation, die im Januar auf 4,9 Prozent stieg. Sorgen bereitet auch die Blasenbildung am boomenden Immobilienmarkt, da die Wohnungspreise unter anderem durch überschüssiges Kapital weiter ansteigen. Um Liquidität abzuschöpfen, hatte die Zentralbank erst Anfang Februar zum zweiten Mal innerhalb eines guten Monats die Leitzinsen erhöht. Nach Expertenansicht soll damit das Kreditwachstum im ersten Halbjahr unter Kontrolle gebracht werden.
«Zentralbank könnte dieses Jahr härter durchgreifen»
Zum Anfang des Jahres ist die Kreditvergabe in China normalerweise höher, doch sollen in diesem Jahr voraussichtlich nur noch etwa sieben Billionen Yuan an Krediten vergeben werden. Im Januar allein vereinbarten Chinas Banken aber schon 1,04 Billionen Yuan (heute umgerechnet 116 Milliarden Euro) an neuen Krediten. 2010 hatten die Banken mit 7,95 Billionen Yuan das Ziel der Regierung von 7,5 Billionen Yuan schon übertroffen. Mit einer vorsichtigen Geldpolitik will die Notenbank in diesem Jahr die Preise unter Kontrolle halten. «Die Zentralbank könnte dieses Jahr härter durchgreifen, um einen Massenandrang bei den Krediten im ersten Quartal zu verhindern», sagte Zhao Xijun, Ökonom der Volksuniversität in Peking der Nachrichtenagentur Xinhua.
Überhitzung droht
Durch sein Konjunkturprogramm und eine massive Kreditvergabe hatte China die globale Finanzkrise schneller und besser als andere Länder überstanden, doch droht jetzt Überhitzung. 2010 wurde ein Wachstum von 10,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erreicht. Die Wirtschaftspolitik steht auch im Mittelpunkt der rund zweiwöchigen Jahrestagung des Volkskongresses, die am 5. März in Peking beginnt. Die Delegierten werden den neuen Fünf-Jahres-Plan verabschieden, der ein nachhaltigeres Wachstum anstreben soll. (awp/mc/upd/ps)