Frankfurt – Der Euro hat am Donnerstag mit deutlichen Verlusten auf die Aussicht rascher Zinserhöhungen in den USA reagiert. Die Gemeinschaftswährung fiel zuletzt auf 1,1136 US-Dollar und damit auf das tiefste Niveau seit Mitte 2020.
Zum Franken verteuerte sich die US-Währung auf 0,9312 Franken, nachdem sie kurz nach Mittag noch 0,9302 Franken gekostet hatte. Am Vorabend war der «Greenback» vor dem US-Zinsentscheid noch für weniger als 0,93 Franken zu haben gewesen. Dagegen blieb der Kurs des Euro zum Franken praktisch unverändert auf 1,0388 Franken.
Der US-Dollar befindet sich seit der Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank Fed vom Mittwochabend gegenüber vielen anderen wichtigen Währungen im Aufwind. Zwar liess die Zentralbank ihren Leitzins vorerst stabil an der Nulllinie. Sie gab aber klare Signale für eine baldige Anhebung ihres Leitzinses. Nach den Worten des Notenbankvorsitzenden Jerome Powell könnte es schon auf der nächsten Sitzung im März soweit sein. Hintergrund ist die hohe Inflation von zuletzt sieben Prozent.
Besondere Aufmerksamkeit riefen Äusserungen Powells hervor, die an den Märkten als Hinweis auf eine rasche Zinsstraffung gedeutet wurden. So sagte er, dass die Ausgangssituation heute anders sei als bei der letzten, eher vorsichtigen Zinswende der Fed ab dem Jahr 2015. Die Frage, ob die Notenbank auf jeder der planmässig noch sieben Zinssitzungen in diesem Jahr ihren Leitzins anheben könnte, liess Powell offen. Allerdings sagte er auch, dass das Straffungstempo nicht vorbestimmt sei und von der konjunkturellen Entwicklung abhänge.
Am Markt passten die Anleger am Donnerstag ihre Zinserwartungen an die Fed an. Jetzt wird sogar mit fünf Zinsanhebungen in diesem Jahr gerechnet, wie aus speziellen Finanzkontrakten abgelesen werden kann. Vor der Fed-Zinssitzung waren es noch vier Anhebungen gewesen.
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, kommentierte: «Die Fed macht ernst. Es wird in diesem Jahr eher mehr Zinserhöhungen und Liquiditätsentzug geben als sich die Marktteilnehmer erhofft haben.» Langfristig sei dies ein gutes Zeichen, denn so würden Inflationsgefahren eingedämmt. Kurzfristig aber müssten die Märkte eine straffere Geldpolitik erst einmal verdauen.
Konjunkturdaten aus den USA lieferten derweil kein einheitliches Bild und bewegten damit den Euro unter dem Strich kaum. So ist die Wirtschaft im Herbst stärker gewachsen als erwartet. Die Aufträge für langlebige Güter im Dezember aber sind deutlicher als erwartet gesunken. «Per saldo wird sich die Fed von den Zahlen wohl nicht beirren lassen und den jüngst avisierten baldigen Einstieg in Zinserhöhungen und Bilanzverkürzung durchführen», resümierte Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,83368 (0,83458) britische Pfund, 128,74 (128,86) japanische Yen und 1,0391 (1,0386) Schweizer Franken fest.
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1797 Dollar gehandelt. Das waren 23 Dollar weniger als am Vortag. (awp/mc/ps)