Frankfurt – Der Euro ist am Mittwoch auf ein 15-monatigen Tiefstand gesunken. Am Nachmittag kostet die Gemeinschaftswährung 1,1550 US-Dollar. Mit 1,1529 Dollar war der Kurs zeitweise auf den niedrigsten Stand seit Juli 2020 gefallen.
Verstärkt gesucht ist der Franken. Das Euro/Franken-Paar hat seit dem frühen Handel annähernd einen halben Rappen eingebüsst und wird zu 1,0713 Franken nach 1,0770 am frühen Morgen gehandelt. Die nicht abbrechenden Sorgen um die Corona-Pandemie sowie die Verlangsamung der globalen Konjunkturerholung belasten den Euro, heisst es in einem Kommentar von Raiffeisen Schweiz.
Darüber hinaus sorge die zunehmende Inflationsdivergenz zwischen Eurozone und Schweiz für Gegenwind. Denn für eine Abschwächung des Frankens wären etwa deutlich steigende Zinsen in der Eurozone nötig – diese seien aber nicht in Sicht. «Es dürfte daher für die Schweizerische Nationalbank (SNB) immer schwieriger werden, sich mittels Devisenmarktinterventionen gegen die Frankenstärke zu stemmen», so das Fazit der Experten. Der US-Dollar notiert zum Franken nach einem kurzen Anstieg über die 0,93er Marke mit 0,9278 Franken wieder klar darunter.
Trübe Stimmung an Aktienmärkten belastet
Unter Druck stand der Euro auch durch die trübe Stimmung an den Aktienmärkten, auf der Inflationsängste lasteten. Für Verunsicherung sorgen aber auch die finanzielle Schieflage des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande und der Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze in den Vereinigten Staaten. Der US-Dollar als Weltleitwährung legte zu fast allen wichtigen Währungen zu. Profitiert haben aber auch andere sichere Währungen wie der japanische Yen und der Schweizer Franken.
Enttäuschende Wirtschaftsdaten aus Deutschland und der Eurozone sorgten für zusätzlichen Abwärtsdruck auf den Euro. Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie gingen im August wesentlich stärker zurück als erwartet. Besonders deutlich waren die Rückgänge der schwächelnden Autoindustrie. Die Industrie insgesamt dürfte im dritten Quartal die Erholung der deutschen Wirtschaft spürbar gebremst haben, erwartet Commerzbank-Analyst Ralph Solveen. Zudem sind in der Eurozone die Einzelhandelsumsätze im August weniger gestiegen als erwartet.
In den USA hingegen überraschten Arbeitsmarktdaten positiv. Der Stellenaufbau in der Privatwirtschaft laut Daten des Arbeitsmarktdienstleisters ADP im September deutlich beschleunigt. Der Aufbau war zudem stärker als von Volkswirten erwartet.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84970 (0,85173) britische Pfund und 128,52 (128,99) japanische Yen fest.
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1758 Dollar gehandelt. Das war rund 2 Dollar weniger als am Vortag. (awp/mc/ps)