Regierungskrise bringt Eurokurs zum Dollar und Franken unter Druck
Frankfurt – Die politische Unsicherheit in Deutschland hat den Eurokurs am Montag unter Druck gebracht. Am Nachmittag kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,1606 US-Dollar. In der Nacht zum Montag hatte der Euro noch bei fast 1,17 Dollar notiert. Auch zum Franken gab der Euro nach, er wurde mit 1,1545 gehandelt, nach 1,1557 am frühen Morgen. Gegenüber dem Dollar schwächte sich der Franken dagegen leicht ab. Am Nachmittag kostete ein Dollar 0,9950 Franken, am Morgen waren es noch 0,9922.
Für grosse Verunsicherung sorgt weiter der Asylstreit zwischen den Regierungsparteien CDU und CSU in Deutschland. Ein Ausweg aus der verfahrenen Auseinandersetzung ist noch nicht gefunden. Die Rücktrittdrohung von Bundesinnenminister und CSU-Chef Horst Seehofer hatte den Euro bereits in der Nacht belastet. Schliesslich könnte eine anhaltende Regierungskrise in Deutschland auch die grösste Volkswirtschaft der Eurozone belasten.
Politische Börsen haben kurze Beine
«Reformen, die die strukturellen Konstruktionsschwächen der Gemeinschaftswährung ausmerzen und diese langfristig auf ein stabiles Fundament stellen, sind ohne Deutschland nicht denkbar», begründete Esther Reichelt, Devisenexpertin von der Commerzbank, die Kursausschläge. Allerdings sei auch von einer denkbaren neuen Regierung grundsätzlich eine proeuropäische Ausrichtung zu erwarten. Politische Unsicherheit schlage nur kurzzeitig auf die Wechselkurse durch.
Zudem hatte sich die Stimmung in der Industrie in der Eurozone im Juni etwas stärker als in einer ersten Schätzung ermittelt eingetrübt. Der Indikator war den sechsten Montag in Folge gefallen und auf den niedrigsten Stand seit eineinhalb Jahren gesunken. Die Auswirkungen am Devisenmarkt hielten sich in Grenzen.
Mit Kursschwankungen regierte der mexikanische Peso auf die Wahl des Links-Nationalisten Andres Manuel Lopez Obrador zum neuen Präsidenten. Nachdem er zunächst zugelegt hatte, stand die Währung zuletzt gegenüber dem US-Dollar merklich unter Druck. Der Markt sorge sich um eine Abkehr von der bisherigen Wirtschafts- und Finanzpolitik durch den Linkspolitiker, sagten Händler. So will Obrador die Privatisierung des Energiesektors stoppen und ein expansives Ausgabeprogramm starten. Auch der Handelsstreit mit den USA könnte eskalieren. (awp/mc/ps)