Frankfurt – Der Euro hat am Montag seinen jüngsten Aufwärtstrend fortgesetzt. Die Gemeinschaftswährung erreichte zeitweise bei 1,0780 US-Dollar den höchsten Stand seit Ende April. Am späten Nachmittag notierte sie nur geringfügig niedriger bei 1,0775.
Auch gegenüber dem Franken hat der Euro Boden gut gemacht und wird zuletzt zu 1,0322 Franken gehandelt, nach 1,0287 am Morgen. Der US-Dollar notiert zum Franken mit aktuell 0,9581 Franken zwar ebenfalls höher als am Morgen mit 0,9563. Damit liegt der Greenback aber wieder klar unter dem Tageshoch von 0,9607 Franken, das er am frühen Nachmittag erreicht hatte.
Die hohe Inflationsdynamik in Deutschland und der Eurozone treibt die Erwartungen an künftige Leitzinserhöhungen der EZB. In Deutschland ist die Inflationsrate mit 7,9 Prozent auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren gesprungen. Der Anstieg war noch höher als erwartet. Auch in Spanien zog die Inflationsrate an. Die Zahlen für den gesamten Euroraum werden am Dienstag erwartet. Auch hier wird ein Anstieg der Inflationsdynamik prognostiziert.
«Die EZB hat die Folgen des Energiepreisanstieges nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine zu sehr auf die leichte Schulter genommen», kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. «Deutliche steigende Energiepreise fressen sich nach einiger Zeit in das breite Preisgefüge hinein.» Diesen Effekt hätten die Währungshüter unterschätzt. «Wenigstens ist nun das Bekenntnis zum Gegensteuern abgelegt», sagte Gitzel.
Nach jüngsten Äusserungen von Vertretern der Zentralbank wird eine erste Leitzinsanhebung im Juli und ein Ende der Negativzinsen für den September erwartet. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane dämpft Spekulationen auf ein noch schnelleres Ende der Negativzinsen im Euroraum. «Was wir derzeit sehen ist, dass es angemessen ist, die negativen Zinssätze bis zum Ende des dritten Quartals abzubauen, und dass der Prozess schrittweise erfolgen sollte», sagte Lane der spanischen Zeitung «Cinco Días». Üblicherweise erfolge die Normalisierung in Schritten von 0,25 Prozentpunkten.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85150 (0,84875) britische Pfund und 137,25 (136,05) japanische Yen fest.
Die Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 1857 Dollar gehandelt. Das waren rund drei Dollar mehr als am Freitag. (awp/mc/pg)