Frankfurt – Der Euro hat nach den deutlichen Verlusten der vergangenen Tage etwas Halt gefunden. Die Gemeinschaftswährung pendelte am Donnerstag um 1,02 US-Dollar und notierte am Nachmittag bei 1,0170 Dollar. Damit bewegte sich der Eurokurs nahezu auf dem Niveau vom Vorabend. Zur Wochenmitte war der Euro mit 1,0162 Dollar erstmals seit knapp 20 Jahren unter die Marke von 1,02 Dollar gefallen.
Zum Schweizer Franken war die Gemeinschaftswährung in der Nacht auf Donnerstag bis auf 0,98725 Franken gefallen – den tiefsten Stand seit dem «Chaostag» 15. Januar 2015. Aktuell notiert das Euro-Franken-Paar bei 0,9894, musste also die Marke von 99 Rappen wieder hergeben. Der US-Dollar hat sich derweil leicht auf 0,9728 Franken verteuert.
Die Talfahrt des Euro hält schon einige Monate an, hat sich aber zuletzt mit der Angst vor einer Erdgaskrise in Europa beschleunigt. Ein wichtiger Grund für die Schwäche der Gemeinschaftswährung ist auch der zögerliche Kampf der EZB gegen die hohe Inflation.
Konjunkturdaten aus Deutschland belasteten derweil den Euro nur kurz. Die hiesige Industrie weitete zwar ihre Produktion im Mai nicht so stark aus wie erwartet. Bankökonomen kommentierten die Zahlen aber tendenziell positiv. «Die Industrieproduktion kann sich bislang im zweiten Quartal gut über Wasser halten», schrieb Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Dies gebe Hoffnung für das gesamtwirtschaftliche Wachstum.
Britisches Pfund legt leicht zu
Das britische Pfund legte gegenüber vielen anderen wichtigen Währungen etwas zu. Nach beispiellosem Druck seiner Konservativen Partei trat Premierminister Boris Johnson vom Parteivorsitz zurück, bleibt aber vorerst Regierungschef. Er werde weitermachen, bis seine Partei einen Nachfolger gewählt habe, sagte Johnson. Ben Laidler, globaler Marktstratege beim Handelshaus Etoro, schrieb: «Die Märkte begrüssen den Rücktritt von Boris Johnson». Die politische Unsicherheit sei gesunken. Bis Januar 2025 stünden nunmehr keine Parlamentswahlen an und in der Zwischenzeit könnten mögliche Steuersenkungen die schwächelnde Wirtschaft stützen.
Der ungarische Forint schwankte indes nach einer weiteren Zinsanhebung der Notenbank stark. Nach einer kurzen positiven Reaktion gab er zunächst zum Euro weiter nach und fiel in Richtung seines zur Wochenmitte erreichten Rekordtiefs, bevor er sich wieder deutlich erholte. Erst vor gut einer Woche hatte die ungarische Zentralbank ihre Leitzinsen erhöht, um sich gegen die ausgeprägte Schwäche der Landeswährung zu stemmen. Ein wichtiger Grund für die jüngsten Kursverluste ist die durch Rezessionsangst ausgelöste trübe Stimmung an den Finanzmärkten.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die Europäische Zentralbank die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85105 (0,85676) britische Pfund, 138,11 (137,71) japanische Yen und 0,9906 (0,9896) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1745 Dollar gehandelt. Das waren rund 6 Dollar mehr als am Mittwoch. (awp/mc/ps)