Frankfurt – Der Euro ist am Freitag nach schwachen Konjunkturdaten auf den niedrigsten Stand zum US-Dollar seit rund 20 Jahren gefallen. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung zeitweise nur 0,9707 Dollar. Dies war der niedrigste Stand seit Ende 2002. Am Morgen hatte der Euro noch klar über 0,98 Dollar notiert.
Zum Franken notiert die Gemeinschaftswährung derzeit bei 0,9526 Franken, wobei das Währungspaar am Freitagnachmittag zwischenzeitlich erneut unter 95 Rappen fiel. Der Dollar wird aktuell zu 0,9803 Franken gehandelt und zeigt sich somit etwas schwächer als noch im Mittagshandel (0,9818 Franken). Am Morgen notierte das USD/CHF-Paar jedoch noch unterhalb der 0,98-Marke.
Die Unternehmensstimmung im Euroraum hat sich im September weiter verschlechtert. Der Indikator fiel auf den tiefsten Stand seit 20 Monaten. Er deutet auf eine schrumpfende Wirtschaft hin. «Angesichts der sich verschlechternden Geschäftslage und des zunehmenden Preisdrucks infolge steigender Energiekosten ist mit einer Rezession in der Eurozone zu rechnen», erklärte S&P-Chefökonom Chris Williamson. Von einer Rezession sprechen Ökonomen bei zwei Quartalen in Folge mit schrumpfender Wirtschaftsleistung.
«Die hohen Energiepreise würgen derzeit regelrecht die Konjunktur ab», kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die gestiegenen Gas- und Strompreise belasteten nicht nur den Verbraucher, sondern auch den Unternehmer. «Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges werden nun erst richtig sichtbar und könnten kaum brutaler sein», betonte Gitzel. Die Eurozone leidet unter den hohen Energiepreisen deutlich stärker als etwa die USA, da sie in der Energieversorgung stark von Russland abhängig war.
Auch die Wahl in Italien an diesem Sonntag sorgt für Unsicherheit. Italien wählt ein neues Parlament. Nach dem Aus der Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi – die derzeit nur noch geschäftsführend im Amt ist – winkt den rechten Parteien ein Sieg. Neue Ministerpräsidentin könnte Giorgia Meloni von der nationalistischen Partei Fratelli d’Italia werden.
Das britische Pfund ist unterdessen deutlich unter Druck geraten und erstmals seit 1985 unter die Marke von 1,11 Dollar gefallen. Die britische Regierung unter der neuen Premierministerin Liz Truss will mit umfangreichen Steuersenkungen für Verbraucher und Unternehmen das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Erreicht werden soll ein durchschnittliches Wachstum der britischen Wirtschaft von 2,5 Prozent, sagte Finanzminister Kwasi Kwarteng. Finanziert werden soll das Programm durch höhere Staatsschulden. Dies belastet das Pfund und britische Staatsanleihen. Im Moment bewegt sich Grossbritannien am Rande einer Rezession.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,88201 (0,87256) britische Pfund und 139,43 (139,18) japanische Yen fest.
Eine Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London zum Preis von 1644 Dollar gehandelt. Das waren rund 27 Dollar weniger als am Vortag. (awp/mc/ps)