Frankfurt – Der Euro hat am Montag seinen Höhenflug fortgesetzt. Gegenüber dem US-Dollar erreichte die Gemeinschaftswährung den höchsten Stand seit Ende 2014 bei knapp 1,23 USD. Am frühen Abend notiert der Euro mit 1,2269 USD allerdings wieder etwas tiefer, verzeichnet gegenüber dem Freitagabend aber noch immer ein deutliches Plus.
Auch gegenüber dem Schweizer Franken erreicht der Euro ein Langzeithoch. Mit einem Kurs von Zwischenzeitlich 1,1833 CHF erreichte die Gemeinschaftswährung den höchsten Stand seit Aufhebung des Mindestkurses von Anfang 2015. Bis zum frühen Abend hat der Kurs allerdings wieder etwas auf 1,1814 CHF nachgegeben. Der Dollar hat am Montag gegenüber dem Franken nachgegeben und notiert mit 0,9629 CHF deutlich tiefer als noch am Freitagabend mit 0,9688 CHF.
Experten nennen gleich mehrere Gründe für den Höhenflug des Euro. Zum einen sorge die Aussicht auf eine Regierungsbildung in Deutschland für Auftrieb. «Nach dem positiven Ausgang der Sondierungsgespräche für eine Grosse Koalition aus CDU/CSU und SPD sowie dem damit verbundenen Bekenntnis zur Stärkung der EU erreichte der Euro ein neues Jahreshoch», erklärte Experte Wolfgang Kiener von der BayernLB.
Ausserdem verwies Kiener auf das Protokoll der jüngsten Zinssitzung der EZB, das bereits in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Demnach könnte die Notenbank schon Anfang des laufenden Jahres ihre Formulierung bei der längerfristigen Ausrichtung der Geldpolitik («Forward Guidance») ändern. Am Markt wurde dies als Signal für eine näher rückende Straffung der nach wie vor extrem lockeren Geldpolitik gewertet, sagte Experte Kiener. Hinweise auf eine straffe Geldpolitik der EZB geben dem Euro in der Regel Auftrieb.
Experten der Commerzbank sehen einen wesentlichen Grund für die Euro-Stärke auch in einer Schwäche des Dollar, die wiederum auf die US-Wirtschaftspolitik zurückzuführen sei. Eigentlich solle die Steuerreform die Konjunktur ankurbeln, was auch einen stärkeren Dollar rechtfertigen würde. Aber: Die Politik unter US-Präsident Donald Trump werde bestenfalls als Pfründewirtschaft wahrgenommen, sagt Commerzbank-Experte Ulrich Leuchtmann. Stattdessen rücken zurzeit mögliche negative Folgen für den Staatshaushalt in den Fokus. Derzeit ringt die US-Regierung noch um Zustimmung für ihre Haushaltsplanung, ohne die ihr der Geldhahn abgedreht werden könnte.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,89043 (0,88983) GBP und 135,81 (134,88) JPY fest.
ZKB sieht EUR/CHF-Kurs mittelfristig leicht höher
Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) geht in ihrer technischen Analyse auf mittlere Frist weiterhin von einem Anstieg des EUR/CHF-Kurses aus. Die Linie des Durchschnitts über 200 Tage verlaufe bei knapp 1,14 CHF und stelle weiterhin eine Unterstützung dar, so die ZKB-Experten. Sie rechnen vor diesem Hintergrund aus charttechnischer Perspektive auf Sicht der nächsten Monate mit einer Fortsetzung des Aufwärtstrends in Richtung 1,20 CHF.
Für den USD/CHF-Kurs habe sich der mittelfristige Ausblick nach dem Fall unter 0,98 CHF dagegen etwas eingetrübt, so die ZKB weiter. Damit sei seit dem November-Hoch wieder ein mittelfristiger Abwärtstrend gegeben. Auf Sicht der nächsten Wochen rechnet die ZKB aus charttechnischer Perspektive mit leicht tiefer tendierenden Kursen in Richtung 0,955 CHF.
Commerzbank erwartet weiteren Anstieg des EUR/CHF-Kurses bei EZB-Zinserhöhung 2019
Der EUR/CHF-Kurs befindet sich auf den höchsten Niveaus seit Aufgabe des Mindestkurses Anfang 2015. Die Commerzbank sieht den Grund dafür in der Wahl von Emmanuel Macron zum Präsidenten Frankreichs, der sich für eine Vertiefung der Währungsunion einsetze und dabei Unterstützung von Angela Merkel erhalte.
Ein Zusammenrücken der Euro-Länder erscheine damit wahrscheinlicher und systemische Euro-Risiken schwänden. Hinzu komme das kräftige Wirtschaftswachstum im Euroraum und damit Hoffnungen auf einen baldigen Ausstieg aus der ultra-expansiven EZB-Geldpolitik. Gleichzeitig sei damit die Nachfrage nach dem Franken als sicherem Hafen gesunken.
Vorerst erachtet die Commerzbank die Entwicklung des EUR/CHF-Kurses denn auch in erster Linie abhängig von der Entwicklung im Euroraum. Zu befürchten sei, dass die EZB ihr Anleihekaufprogramm noch einmal verlängere und damit auch eine erste Zinserhöhung weiter verschiebe. Entsprechend könnte der Kurs zwischenzeitlich noch einmal nach unten tendieren. Erst bei einer Zinswende der EZB im Jahr 2019 dürfte der Kurs wieder deutlich zulegen.
Die Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 1339,25 (1326,80) USD gefixt. (awp/mc/ps)