Weltmärkte: Erholung stagniert – Nervosität hoch

Nikkei-Index

Frankfurt am Main – Nach drei starken Tagen ist die Erholung der weltweiten Aktienmärkte am Dienstag ins Stocken geraten. Anfängliche Kursgewinne nach freundlichen Vorgaben von der Tokioter Börse – der Nikkei-225-Index war nach einem langen Wochenende mit einem Kursplus von mehr als vier Prozent in die neue Handelswoche gestartet – konnten nicht gehalten werden.

Die europäischen Märkte rutschten gemeinsam mit einer leichteren Wall Street bis zum Nachmittag ins Minus. Die Lage im havarierten Atomkraftwerk Fukushima blieb weiter «äusserst angespannt», wie der japanische Industrieminister Banri Kaieda am Dienstag erklärte. «Es ist nach meinem Gefühl schwierig, von Fortschritten zu sprechen», fügte der auch für die Atomaufsicht zuständige Minister nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo hinzu. Die Reaktorblöcke im teilweise zerstörten AKW sollen auch in den nächsten Tagen weiter mit Wasser besprüht werden, um eine Überhitzung zu vermeiden. Inzwischen gelang es japanischen Technikern, im Kontrollraum von Block 3 im Katastrophenkraftwerk Fukushima Licht zu machen. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo am späten Dienstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf die Betreiberfirma Tepco. Block 3 gilt als besonders gefährlich.

Libyen lenkt Blicke weiter auf Rohstoffmärkte
Neben Japan bleibt die Lage in Libyen das zweite marktbeherrschende Thema. In der dritten Nacht in Folge griffen die alliierten Truppen zur Durchsetzung der UN-Resolution gegen das Regime von Muammar al-Gaddafi Ziele in Libyen an. Der arabische Sender Al-Dschasira berichtete am frühen Dienstagmorgen von Attacken auf Marine-Einrichtungen in Tripolis. Auch Luftabwehrstellungen der Gaddafi-Truppen nahe der Rebellen-Hochburg Bengasi seien beschossen worden; ebenso Flughäfen in Sirte und Sebha. Der Weltsicherheitsrat lehnte einen Antrag Libyens auf eine Dringlichkeitssitzung wegen der «militärischen Aggression» durch die Koalitionstruppen ab. Die Kritik an den Einsätzen wächst derweil. Nach Russland hat auch China eine Waffenruhe gefordert.

Brent-Preis pendelt um 115 Dollar
Wegen der Anspannung in dem nordafrikanischen Land bleiben die Rohstoffmärkte und dort vor allem die Ölpreisentwicklung unter genauer Beobachtung. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent pendelte um die Marke von 115 US-Dollar und lag nach zwischenzeitlichen Gewinnmitnahmen zuletzt wieder leicht im Plus. Gold verteidigte das höchste Niveau seit 15 Monaten.

Deutliche Gewinne in Asien
An diesem Dienstag ging es für die asiatischen Märkte aufwärts. Mit einem Plus von 4,36 Prozent gewann der japanische Nikkei am deutlichsten. Sogar um 4,54 Prozent legte der breiter gefasste Topix zu. In China, Schanghai und Hongkong beendeten die Börsen den Handelstag um 0,34 bis 0,76 Prozent fester. In Europa drehten die wichtigsten Indizes wie der EuroStoxx 50 , der Dax und der britische FTSE 100 nach zwischenzeitlichen Anschlussgewinnen jedoch ins Minus. Die wichtigsten US-Indizes tendierten am Nachmittag ebenfalls leichter. Gerade mit Blick auf Japan hiess es, die deutlich gefallenen Kurse riefen Schnäppchenjäger auf den Plan. Bereits am Montag hatte sich der US-Börsenguru Warren Buffett geäussert und erklärt, wenn er japanische Aktien hielte, würde er sie auf jeden Fall nicht verkaufen.

Yen unter anhaltender Beobachtung
Unterstützung gibt es auch nach wie vor auf der Währungsseite. Die japanische Währung gewann zwar wieder etwas an Wert. Die Regierung warnte unterdessen Spekulanten vor neuen Wetten auf einen steigenden Yen. Am Freitag war der Dollar wegen des Einschreitens der G7-Staaten gegen den Höhenflug der japanischen Währung um bis zu knapp acht Prozent bis auf fast 82 Yen gestiegen. Das hatte auch dem Aktienmarkt geholfen. Gleichzeitig stützt die japanische Notenbank (BoJ) die Finanzmärkte weiter mit milliardenschweren Geldspritzen. Am Dienstag seien den Banken über kurzfristige Geschäfte weitere zwei Billionen Yen (rund 17 Milliarden Euro) zur Verfügung gestellt worden, hiess es in Tokio. Damit setzt die BoJ die Massnahmen der vergangenen Woche fort. (awp/mc/upd/ps)

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