CH-Schluss: Kleines Plus vor Wahlen in Griechenland
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag leicht fester geschlossen und sich damit der kräftigen weltweiten Aufwärtsbewegung entzogen. Der hiesige Börsenplatz wurde von Abgaben in den grosskapitalisierten defensiven Titeln belastet. Einige zyklische Aktien und Finanzwerte realisierten zum Teil deutliche Gewinne. Am grossen Verfallstag standen insbesondere die am Sonntag anstehenden richtungweisenden Neuwahlen in Griechenland im Fokus der Investoren.
Das positive Sentiment werde von Spekulationen gestützt, die globalen Notenbanken bereiteten konzertierte Notfallmassnahmen für den Fall eines ungünstigen Wahlausgangs in Griechenland vor, hiess es im Handel. Dies habe einen Teil der Verunsicherung vom Markt genommen. Wie der Urnengang auch immer ausgeht, erwarten Händler am kommenden am Montag eine starke Reaktion der Börsen. Frage sich nur noch, in welche Richtung.
Der Swiss Market Index (SMI) gewann zum Wochenschluss 0,06% auf 5’911,82 Punkte; im Wochenvergleich resultierte ein Plus von 0,7%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann am Freitag 0,42% auf 881,15 und der breite SPI 0,25% auf 5’503,45 Zähler.
Die Aktien der Credit Suisse machten mit einem Aufschlag von 4,1% zumindest einen Teil der gestrigen Verluste wett (-10,5%). Am Donnerstag hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) die beiden Grossbanken aufgefordert, ihr Eigenkapital angesichts der derzeit hohen Risiken anzuheben. Die Währungshüter sehen insbesondere bei der CS Handlungsbedarf, und zwar noch im laufenden Jahr.
UBS verteuerten sich um 1,5%. Die Erwartung weiterer Stützungsmassnahmen durch die Notenbanken trieb auch verschiedene anderen Finanzwerte: Swiss Life stiegen um 3,0%, Bâloise um 1,9% und Zurich Insurance um 0,6%.
Verschiedene Zykliker zogen ebenfalls an. So kletterten Clariant um 2,8%, Logitech um 2,4%, und Adecco um 1,9%. Transocean gewannen nach der Veröffentlichung des jüngsten Flottenreports um 2,7%. Die Ölbohrgesellschaft verbuchte neue Verträge mit einem Volumen von 2,5 Mrd USD.
Geberit schlossen die ersten Woche im SMI mit einem Plus von 0,9% ab. Die Papiere sind seit Donnerstag Mitglied des wichtigsten Schweizer Aktienindex. Die ebenfalls neu in den SLI aufgenommenen Sika legten um 1,2% zu.
Der Trend bei den konjunktursensitiven Papieren war aber nicht einheitlich: So verloren Syngenta deutliche 2,1%, Händlern zufolge dürften den grossen Umsätzen nach Hedge Funds hinter den Abgaben stecken. Ferner verloren Kühne+Nagel 1,2% und ABB 0,7%. Zum Handelsstart hatten die ABB-Papiere zeitweise gar um mehr als 5% nachgegeben. Im Handel wurde der schwache Start unter anderem mit verhaltenen Aussagen des deutschen Konkurrenten Siemens an einer Road-Show begründet.
Wenig Unterstützung kam von Seiten der defensiven Schwergewichte. Roche (-0,4%) erlitten in Grossbritannien einen Rückschritt bei der Zulassung von Zelboraf. Die britische Gesundheitsbehörde NICE empfiehlt das Medikament nicht zur Behandlung von Hautkrebs. Auch Novartis (-0,1%) und Nestlé (-0,5%) lagen deutlich unter dem Markt.
Auch im breiten Markt war die Nachrichtenlage vor dem Wochenende dünn. Publigroupe (Aktie +2,6%) hat sich per Management-Buy-Out von der 91%-Beteiligung am e-Commerce-Consulting-Dienstleister Namics getrennt. Beim Telemedizinanbieter LifeWatch (Aktie +3,6%) geht derweil das Gerangel zwischen Verwaltungsrat und der Aktionärsgruppe um Martin Eberhard und Patrick Schildknecht weiter. Das Gremium hat die von der Gruppe vorgeschlagenen VR-Kandidaten abgelehnt und empfiehlt den Aktionären an der Generalversammlung Ende Juni die Nichtwahl.
Repower büssten 5,2% ein. Die italienische Wettbewerbsbehörde beschuldigt den Bündner Stromkonzern der wettbewerbswidrigen Preisabsprachen. Die Gesellschaft wurde dafür mit 106’156 EUR gebüsst. (awp/mc/pg)