Zürich – Von China ergriffene Massnahmen gegen angekündigte US-Zollerhöhungen haben den Handelskrieg weiter verschärft und am Montag auch den Schweizer Aktienmarkt auf Talfahrt geschickt. Der Schweizer SMI schloss auf dem tiefsten Stand seit mehr als zwei Monaten. «Der US-Präsident verliert die Geduld, während China nicht mit der Pistole am Kopf verhandeln will», kommentierte ein Marktanalyst das Geschehen.
Eine Reihe schwacher Konjunkturzahlen aus Europa und den USA verstärkten laut Händlern die Konjunktursorgen noch. So legten die US-Dienstleister so schwach zu wie zuletzt vor knapp drei Jahren. Viele Investoren flüchteten daher in sichere Häfen wie Obligationen oder Gold, dessen Preis auf ein neues Sechsjahreshoch stieg. Ausserdem setzte der Franken seinen Anstieg fort. Noch verlaufe der Rückzug aus den Aktien geordnet, sagte ein Händler. Doch die Anleger würden merklich nervöser. «Das ist noch keine Panik, aber eine ordentliche Verkaufswelle.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Montag -2,08 Prozent tiefer bei 9’599,43 Zählern. Allein in den letzten beiden Sitzungen hat er über 350 Punkte verloren. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) fiel um 2,3 Prozent auf 1’462,76 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 2,09 Prozent auf 11’687,61 Zähler. Sämtliche 30 SLI-Titel schlossen negativ.
Wie meist, wenn China- und Konjunktursorgen die Runde machen, standen vor allem die Luxusgütertitel Richemont (-6,7%) und Swatch (-3,9%) unter Druck. Auch der Softwarehersteller Temenos (-4,3%) und der Computerzubehörhersteller Logitech (-4,1%) wurden arg gebeutelt.
Bei Aktien, die zuvor gut gelaufen waren, sei es verstärkt zu Gewinnmitnahmen gekommen, hiess es am Markt. So reihten sich auch die Anteile des Pharmazulieferers Lonza (-3,3%) und des Pharmakonzerns Vifor (-3,7%) vorne bei den Verlierern ein. Bei den zyklischen Titeln fielen LafargeHolcim (-2,8%), ABB (-2,9%) oder Adecco (-2,4%) mit grösseren Einbussen auf.
Sinkende Renditen und die Angst vor einer Ausweitung der Negativzinsen mit all den negativen Folgen für die Ertragsaussichten machten auch den Bankaktien zu schaffen: Credit Suisse fielen um 2,3 Prozent und Julius Bär um 2,7 Prozent. Deutlich besser hielten sich für einmal UBS mit einem Minus von 1,2 Prozent.
Auch die grossen SMI-Werte Roche (-1,4%), Novartis (-1,5%) und Nestlé (-2,2%) blieben von Gewinnmitnahmen nicht verschont. Roche war mit seinem Immuntherapeutikum Tecentriq einen wichtigen Schritt voran gekommen. In der IMvigor130-Studie sind die gesteckten Ziele erreicht worden, hatte der Konzern mitgeteilt.
Vergleichsweise gut schlugen sich hingegen die als defensiv eingestuften Telekomwerte von Swisscom (-0,5%). Überdurchschnittlich hielten sich auch noch SGS (-1,3%) oder Alcon (-1,6%).
Heftige Abschläge verzeichneten die am breiten Markt gehandelten Ascom-Aktien mit einem Minus von knapp 17 Prozent. Nach einem enttäuschenden ersten Halbjahr verlässt CEO Holger Cordes das Unternehmen. Seine Nachfolgerin wird Jeannine Pilloud.
Eine vorsichtige Geschäftsprognose machten den Aktien von Interroll (-4,9%) und Belimo (-4,7%) nach einem guten Halbjahr zu schaffen.
Schmolz+Bickenbach (-3,1%), die im frühen Handel noch im Plus notiert hatten, rutschten im Tagesverlauf ebenfalls in den negativen Bereich ab. Die Aktien des Stahlkochers hatten nach einer Gewinnwarnung in den vergangenen Wochen bereits massiv an Terrain eingebüsst. Obseva (-8,6%) verschob seinen für Montag angekündigten Halbjahresbericht auf Mittwoch und wurde dafür abgestraft.
Zu den grössten Gewinnern gehörten u.a. Addex (+8,6%), Kudelski (+5,5%) und Asmallworld (+4,7%). (awp/mc/ps)