EU-Schluss: Moderate Verluste, Asien-Daten und Schuldenkrise
Paris – Nach der Kursrally vor dem Wochenende haben die wichtigsten europäischen Aktienmärkte am Montag eine kleine Verschnaufpause eingelegt. Als Belastungsfaktoren sahen Börsianer enttäuschende Konjunkturdaten aus Asien und wichtige Entscheidungen insbesondere im Zusammenhang mit der Euro-Schuldenkrise, die weiter im Fokus steht.
Der EuroStoxx 50 notierte zum Handelsschluss 0,40 Prozent tiefer bei 2.528,53 Punkten. Am Freitag hatte der Leitindex der Eurozone noch auf dem höchsten Stand seit Ende März geschlossen und zudem das grösste Wochenplus seit Jahresbeginn eingefahren. Der Cac 40 in Paris verlor zum Wochenstart 0,37 Prozent auf 3.506,05 Punkte. In London sank der FTSE 100 um 0,03 Prozent auf 5.793,20 Punkte.
Die globale Konjunkturflaute verpasste den grössten asiatischen Volkswirtschaften zuletzt deutliche Dämpfer. In China gingen die Importe im August zurück, während die Exporte weniger als erwartet zulegten, und in Japan wuchs die Wirtschaft im zweiten Quartal schwächer als zunächst prognostiziert. Zudem hielten sich die Anleger am europäischen Aktienmarkt vor wichtigen Ereignissen zurück.
Am Dienstag und Mittwoch entscheidet das Bundesverfassungsgericht über mehrere Eilanträge gegen den permanenten Euro-Rettungsschirm ESM. Dieser soll den temporären Schirm EFSF nach einer Übergangszeit ablösen. Die Entscheidungen sind auch deswegen so wichtig, weil die EZB ihr neues Anleihekaufprogramm an die beiden Rettungsschirme geknüpft hat. Am Donnerstag steht dann die Sitzung der US-Notenbank Fed auf dem Programm. Angesichts der schleppenden Erholung des US-Arbeitsmarkts rechnen viele Beobachter damit, dass die Fed ihre bereits sehr expansive Geldpolitik nochmals lockern wird.
Aus Sektorsicht hatten die Rohstoffwerte die Nase vorn: Im Stoxx Europe 600 legte der entsprechende Subindex dank überwiegend sehr fester Bergbau-Aktien um 0,78 Prozent zu. Dagegen fielen die Aktien von Nahrungsmittel- und Getränkeunternehmen mit minus 1,17 Prozent auf den letzten Platz in der Branchenübersicht zurück. Die Bergbaubranche wurde von Spekulationen um die geplante Milliarden-Übernahme von Xstrata durch Glencore dominiert. Nachdem der Rohstoffhändler Glencore seine Kaufofferte für den Bergbaukonzern am Freitag auf rund 36 Milliarden US-Dollar erhöht hatte, kündigte er nun an, nicht weiter nachlegen zu wollen, machte jedoch einige Zugeständnisse mehr qualitativer Art. Im FTSE 100 gehörten die Xstrata-Aktien mit einem Kursplus von 1,23 Prozent zu den besten Werten, während die Titel anderer Branchen-Schwergewichte wie Kazakhmys und Vedanta noch deutlicher zulegten. Die Glencore-Papier büssten indes als zweitgrösster Verlierer im Index 2,13 Prozent ein.
Darüber hinaus sorgten Analystenkommentare für Bewegung. Die Titel des Elektrokonzerns Philips gaben 2,36 Prozent ab, nachdem Goldman Sachs sie abgestuft hatte und nun eine neutrale Empfehlung ausspricht. Bei Telefonica verwies die US-Bank auf die zuletzt starke Kursentwicklung. Die daraus resultierende überdurchschnittliche Bewertung sei angesichts der unterdurchschnittlichen Marktpositionierung sowie wettbewerblicher und regulatorischer Hürden nicht gerechtfertigt, hiess es – die Aktien des spanischen Telekomkonzerns sanken um knapp ein Prozent. (awp/mc/pg)