EU-Schluss: EuroStoxx nach Gipfel mit bisher grösstem Tagesgewinn 2012

EU-Schluss: EuroStoxx nach Gipfel mit bisher grösstem Tagesgewinn 2012

Paris – Die begeistert aufgenommenen Ergebnisse des EU-Gipfels zur Schuldenkrise haben dem EuroStoxx 50 am Freitag den bisher grössten Tagesgewinn des Jahres beschert. Der Leitindex der Eurozone kletterte zum Handelsschluss um 4,96 Prozent auf 2.264,72 Punkte und folgte damit dem starken Euro . Auf Wochensicht bedeutete dies ein Plus von 3,56 Prozent. Die bisherige Jahresbilanz aber fällt mit einem Minus von mehr als 2 Prozent immer noch negativ aus.

Der CAC 40 in Paris legte am Freitag um 4,75 Prozent zu auf 3.196,65 Punkte. Der spanische Leitindex IBEX und das italienische Börsenbarometer MIB schnellten um 5,66 respektive 6,59 Prozent in die Höhe. In London hingegen rückte der FTSE 100 nur um 1,42 Prozent auf 5.571,15 Punkte vor. Dort hinkten einige zuletzt stark unter Druck geratenen Banken dem Markt erneut hinterher.

Die Ergebnisse des EU-Gipfels scheinen die Anleger geradezu euphorisiert zu haben, schrieb Marktanalyst Johannes Bollongino vom Broker IG Markets. Angesichts vergangener Erfahrungen bezüglich solcher Gipfel seien die Erwartungen zuvor niedrig gewesen. In Brüssel hatten sich die Staats- und Regierungschefs der Eurozone in der vergangenen Nacht zum Beispiel darauf verständigt, den beiden grossen Krisenländern Spanien und Italien unter die Arme zu greifen. Zudem wurde ein Wachstumspakt über 120 Milliarden Euro beschlossen.

Die Banken profitierten davon, dass laut den EU-Beschlüssen künftig nicht nur Staaten, sondern auch sie selbst direkten Zugriff auf die Rettungsfonds erhalten sollen, sobald eine gemeinsame Bankenaufsicht installiert ist. Zudem könnte der dauerhafte Euro-Krisenfonds bei dem geplanten spanischen Rettungspaket auf seinen Status als bevorzugter Gläubiger verzichten. Am Vortag war der Sektor noch wegen der schwindenden Hoffnung auf den EU-Gipfel kräftig unter Druck geraten. Auch Vorwürfe an britische Banken angesichts der versuchten Beeinflussung des täglich festgelegte Referenzzinssatz im Interbankengeschäft hatten die Titel belastet.

Für den Stoxx Europe 600 Banks ging es nun um 4,14 Prozent hoch. An der EuroStoxx-Spitze zogen die Aktien von Societe Generale, Intesa SanPaolo und Unicredit um bis zu 14 Prozent an.

Derweil verloren die Barclays-Titel gegen den Branchentrend 1,66 Prozent auf 162,85 Pence und waren damit der schwächste Wert im «Footsie». Die britische Bank muss ebenso wie ihre Konkurrenten HSBC , RBS und Lloyds tausende kleinere Kunden entschädigen, weil sie ihnen komplexe Derivate zur Zinsabsicherung für Kredite verkauft, die Kunden aber nicht ausreichend über die Risiken aufgeklärt hatte. Schon am Vortag war Barclays wegen eines Manipulationsverdachts im Interbanken-Geschäft zu einer Rekordstrafe von 290 Millionen Pfund verurteilt worden. Die Aktien der Wettbewerber zeigten sich von dem Derivate-Urteil der britischen Finanzaufsicht am Freitag indes wenig beeindruckt und schlossen allesamt im Plus.

Noch stärker als die Bankentitel insgesamt entwickelten sich die konjunktursensiblen Titel aus der Bau- und Autoindustrie sowie die Chemiewerte. Branchenschlusslicht waren dagegen die defensiven Werte aus dem Gesundheitssektor mit einem moderaten Plus von 0,96 Prozent.

Die Vivendi-Titel legten trotz eines positiv aufgenommenen Führungswechsels mit plus 3,06 Prozent etwas weniger zu als der sehr starke Markt. Die Papiere des Medien- und Telekomkonzerns hatten allerdings schon am Vortag dank entsprechender Spekulationen gut fünfeinhalb Prozent an Wert gewonnen. Analysten begrüssten den Wechsel an der Unternehmensspitze und erwarten nun auch eine neue strategische Ausrichtung des Unternehmens. (awp/mc/upd/ps)

 

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