London/Paris – Die Euphorie über die weitere Lockerung der Geldpolitik durch die US-Notenbank Fed hat die europäischen Börsen am Freitag beflügelt. Am Nachmittag sorgten dann noch US-Konjunkturdaten für ein wenig Bewegung. Nach deren Veröffentlichung schaffte es der EuroStoxx 50 auf ein Tageshoch bei über 2.600 Punkten, bevor er sich wieder auf dem Niveau des vorherigen Handelsverlaufes einpendelte: Das von der Universität Michigan ermittelte US-Konsumklima hellte sich im September zwar überraschend auf, gleichzeitig waren die Lagerbestände der US-Unternehmen im Juli aber deutlich stärker als erwartet gestiegen.
Die Anleger hätten mit einer neuen Runde von Asset-Käufen (QE3) gerechnet und die Fed habe geliefert, sagte ein Börsianer. Die ambitionierte Reaktion der US-Notenbanker sei ein Schritt in die richtige Richtung, wenngleich der Erfolg abgewartet werden müssen, sagte Marktstratege Ishaq Siddiqi von ETX Capital. Die Fed habe gezeigt, dass sie die US-Wirtschaft in jedem Fall unterstützen werde – so wie die EZB es mit Blick auf den Euro angekündigt habe. Diese Verpflichtungen seien die stärksten Treiber der positiven Kursentwicklungen.
Der EuroStoxx 50 schloss den Handel mit plus 2,02 Prozent bei 2.594,56 Punkten. Im Wochenvergleich legte der Index damit um 2,20 Prozent zu. In Paris rückte der Cac 40 um 2,27 Prozent auf 3.581,58 Zähler vor, und in London verbesserte sich der FTSE 100 um 1,64 Prozent auf 5.915,55 Punkte. Die Börsen in Madrid und Mailand stiegen um 2,34 respektive 2,75 Prozent.
Rohstoff- und Metallpreise stiegen nach den angekündigten Fed-Eingriffen. Entsprechend stark waren die Branchentitel. Der Rohstoff-Subindex lag mit einem Aufschlag von 6,05 Prozent an der Spitze der Sektorübersicht. Im EuroStoxx kletterten ArcelorMittal mit plus 9,17 Prozent an die Spitze. In London schossen die Bergbautitel Vedanta , Evraz , Kazakhmys und Eurasian Natural Resources um rund elf bis fast 14 Prozent nach oben.
Auch Autowerte notierten europaweit deutlich höher. Banken- und Finanztitel profitierten ebenso von der Fed-Entscheidung und gehörten mit zu den Favoriten im EuroStoxx, wobei unter ihnen Deutsche Bank mit plus 5,21 Prozent am deutlichsten zulegten. In der kleinen Gruppe von Verlierern standen die Konsumgütertitel Unilever und L’Oreal , die moderat nachgaben.
Die mögliche Fusion des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS und des britischen Rüstungsunternehmens BAE Systems beschäftigte die Märkte weiter. EADS notierten nach dem Kursrutsch der beiden vergangenen Tage wieder etwas fester und legten in Paris 0,64 Prozent zu. Auf Wochensicht verloren sie allerdings rund 16 Prozent. BAE Systems rückten 2,94 Prozent. (awp/mc/pg/cs)