EU-Schluss: Uneinheitlich – Spanien und Italien schwach
Paris – Europas Börsen haben sich am Dienstag nach einem allgemein freundlichen Start uneinheitlich entwickelt. Während vor allem die schwache Aktienentwicklung in Spanien und zum Teil auch in Italien auf dem EuroStoxx 50 lastete, legten die Börsen in Frankreich, den Niederlanden und auch in Grossbritannien zu.
Der am Vortag um mehr als ein Prozent abgerutschte Leitindex der Eurozone weitete sein Minus um 0,31 Prozent auf 2.641,12 Punkte aus. In Italien sank der FTSE Mib um knapp ein Prozent. In Spanien fiel der Ibex 35 um 1,84 Prozent. Er wurde vor allem von einer aktuellen Prognose der Madrider Zentralbank belastet. Diese hatte mitgeteilt, dass das angeschlagene Euro-Land in diesem Jahr noch tiefer in die Rezession abgleiten werde. Der CAC 40 in Paris hingegen stieg um 0,55 Prozent auf 3.748,64 Punkte. Der Londoner FTSE 100 rückten um 0,33 Prozent auf 6.399,37 Punkte vor und auch der niederländische AEX und der schweizerische SMI legten zu.
Dass die Gewinne abbröckelten oder sich bei manchen Börsen zu Verlusten wandelten, begründete ein Händler unter anderem mit einem Medienbericht. Dem zufolge gibt es im EU-Parlament einen Gesetzesentwurf, der bei Banken im Verlustfall die Beteiligung von Einlagen über 100.000 Euro vorsieht. Marktteilnehmer fragten sich inzwischen, wie es um die Einlagensicherheit im Bankensektor der verbleibenden, angeschlagenen Staaten der Europeripherie bestellt sei, sagte ein Börsianer.
Besonders gefragt war der Finanzdienstleister-Sektor im Stoxx 600, der um knapp ein Prozent zulegte. Schlusslicht war indes die Telekom-Branche mit einem Minus von fast anderthalb Prozent, die besonders von den Aktien der Telefonica belastet wurde. Die in Madrid am Morgen zeitweise vom Handel ausgesetzten Papiere der spanischen Telekomgesellschaft rutschten mit minus 4,98 Prozent auf 10,68 Euro an das Ende des europäischen Leitindex. Telefonica verkaufte zum Schuldenabbau eigene Aktien und nahm 975 Millionen Euro ein. 90,1 Millionen Anteilscheine gingen zu 10,80 Euro über den Tisch. Der Verkauf erstreckte sich damit über knapp zwei Prozent des Aktienkapitals.
Swiss Life legten in Zürich um 0,70 Prozent zu, hatten zeitweise aber noch deutlicher im Plus gelegen. Am Markt gab es «wieder aufgewärmte Gerüchte», wonach die Allianz an einer Übernahme der schweizerischen Versicherung interessiert sein könnte. Clariant stiegen um 1,84 Prozent. Der Chemiekonzern geht im laufenden Jahr von einem Umsatzwachstum in Lokalwährungen aus und stellte eine Steigerung der Rentabilität in Aussicht.
Europas grösster Baumarktbetreiber Kingfisher leidet weiterhin unter der Nachfrageflaute in Westeuropa, was der Aktie ein Minus von 0,11 Prozent bescherte. Der Umsatz war in dem Anfang Februar abgeschlossenen Geschäftsjahr geringfügig gesunken. Das schwache Verbrauchervertrauen schlägt direkt auf Kingfisher durch. Auf vergleichbarer Basis sank der Umsatz in den wichtigsten Märkten Grossbritannien, Irland und Frankreich. Der Markt bleibe herausfordernd, sagte Unternehmenschef Ian Cheshire. (awp/mc/pg)