Paris – Die wichtigsten europäischen Aktienindizes haben ihre Gewinnserie am Dienstag auf mittlerweile drei Handelstage ausgebaut. Getrieben von der Hoffnung auf weitere geldpolitische Impulse der Notenbanken übersprang der EuroStoxx 50 erstmals seit zwei Monaten wieder die Marke von 2.300 Punkten. Der Leitindex der Eurozone ging 1,24 Prozent höher bei 2.320,43 Punkten und damit auf seinem Tageshoch aus dem Handel. Er verbuchte den höchsten Schlussstand seit Ende April, blieb aber hauchdünn hinter der viel beachteten 200-Tage-Linie zurück. Der Cac 40 legte in Paris um 0,96 Prozent auf 3.271,20 Punkte zu und der Londoner FTSE 100 stieg um 0,83 Prozent auf 5.687,73 Punkte.
Die freundliche Stimmung wurde am Markt vor allem mit der Erwartung weiterer Schritte der Notenbanken begründet. Den Anfang dafür könnten am Donnerstag die Europäische Zentralbank oder auch die Bank of England machen. Eine erstmalige Senkung der Leitzinsen der EZB unter die Marke von einem Prozent wird dabei für immer wahrscheinlicher gehalten. Stützend wirkte sich Börsianern zufolge aber auch die Ankündigung aus, dass Irland am Donnerstag nach mehr als eineinhalb Jahren wieder am Kapitalmarkt aktiv wird. Es ist die erste Auktion von Staatstiteln, seit die Iren im Herbst 2010 unter den Euro-Rettungsschirm EFSF geschlüpft waren. Erfreuliche Wirtschaftsdaten aus den USA passten zudem noch in das positive Bild: Die US-Industrie hatte im Mai deutlich mehr Aufträge an Land gezogen als erwartet.
Führender Sektor waren europaweit die Aktien aus dem Autosektor, dessen Teilindex um 2,59 Prozent stieg. In Paris kletterten Peugeot angesichts von Spekulationen über zusätzliche Stellenstreichungen um 3,65 Prozent. Beim französischen Autobauer könnten laut einem Gewerkschafter in Frankreich im laufenden Jahr mehr Stellen abgebaut werden als bisher bekannt. «Allein in Frankreich wird das Stellenstreichziel auf 8.000 bis 10.000 angehoben», hatte der Chef der zweitgrössten Gewerkschaft FO, Christian Lafaye, in einem Interview am Montag gesagt.
Sehr gefragt war ferner die Rohstoffbranche, deren Sektorindex angesichts anziehender Metallpreise um 2,37 Prozent nach oben sprang. Die im «Footsie» besonders stark vertretenen Minenwerte dominierten entsprechend die vorderen Ränge im Londoner Leitindex: BHP Billiton , Rio Tinto und Antofagasta legten um zwischen 2,19 und 3,83 Prozent zu. Alles in den Schatten stellten dort jedoch die Papiere des Kupferproduzenten Vedanta, die nach einer optimistischen Analystenstudie um mehr als sechs Prozent in die Höhe schnellten.
An die Spitze des EuroStoxx setzten sich derweil die Stahltitel von ArcelorMittal mit einem kräftigen Anstieg um 5,64 Prozent fest. Sie profitierten Händlern zufolge von der generellen Erholung zyklischer Werte, steigenden Stahlpreisen und einer Hochstufung des Analysehauses Kepler. Am Indexende dagegen lagen die Aktien der französischen Banken Societe Generale und BNP Paribas mit Abgaben von 1,50 und 1,36 Prozent. Sie waren dich gefolgt von Philips mit minus 1,34 Prozent. Händler sprachen jeweils von Gewinnmitnahmen.
In London setzten sich die Kursausschläge bei den Barclays-Papieren fort. Zeitweise mit fast fünf Prozent im Plus, büssten sie am Ende doch wieder 0,80 Prozent ein. Nach tagelanger Kritik ist der Chef der britischen Grossbank, Bob Diamond, zurückgetreten. Er zog damit die Konsequenzen aus der Affäre um möglicherweise manipulierte Zinssätze im Handel zwischen Banken (Libor). Die Suche nach einem Nachfolger verantwortet Verwaltungsratschef Marcus Agius, der am Montag ebenfalls seinen Rückzug angekündigt hatte. Dieser ist jetzt aber zumindest so lange aufgeschoben, bis er einen Nachfolger für Diamond gefunden hat. (awp/mc/pg)