EU-Schluss: Rally fortgesetzt – Hoffnung auf EZB-Eingriff
Paris – Die europäischen Börsen haben am Montag ihre Rally fortgesetzt und erneut auf Rettungsaktionen für den Euro spekuliert. Von der anstehenden Notenbanksitzungen am Donnerstag erhoffen sich Anleger zunehmend neue geldpolitische Massnahmen. Der EuroStoxx 50 legte den vierten Handelstag in Folge zu. Er stieg mit plus 1,70 Prozent auf 2.340,31 Punkte auf den höchsten Stand seit Ende April. Zusammen mit den drei vorangegangenen freundlichen Handelstagen ergibt sich ein Plus von knapp 9 Prozent.
Für den Cac 40 in Paris ging es um 1,24 Prozent auf 3.320,71 Punkte hoch. Der Londoner FTSE 100 gewann 1,18 Prozent auf 5.693,63 Punkte.
Nachdem bereits zum Wochenausklang die Aussage von EZB-Chef Draghi, alles zur Euro-Sicherung unternehmen zu wollen, die Märkte beflügelt hatte, ging es weiter hoch. «Die Märkte nehmen Mario Draghi beim Wort», kommentierte Analyst Gregor Kuhn von IG Markets. Nun müsse die Europäische Zentralbank (EZB) auch liefern, um glaubwürdig zu bleiben. Daher richte sich der Fokus der Börsianer auf den EZB-Rat, der am Donnertag zusammenkommt. Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker sagte zudem, dass die Länder der Eurozone schon in den nächsten Tagen über Massnahmen beraten werden.
Unter den einzelnen Branchen in Europa legten der Banksektor mit plus 3,15 Prozent und der Rohstoffsektor am stärksten zu. Dagegen zeigte sich der Mediensektor am Ende der Branchenübersicht mit plus 0,10 Prozent kaum verändert.
Zu den schwächsten Werten im EuroStoxx 50 zählten mit minus 0,22 Prozent auf 91,500 Euro die Aktien des Linde-Konkurrenten Air Liquide. Der französische Gasehersteller steigerte im zweiten Quartal wegen gut gelaufener Geschäfte in Nordamerika sowie Zentral- und Osteuropa Umsatz und Gewinn. Bernstein-Analyst Jeremy Redenius verwies darauf, dass die Erlöse seine wie die durchschnittlichen Analystenschätzungen knapp verfehlt hätten. Seitens der Commerzbank hiess es, sie ziehe weiterhin die Linde-Titel denen des französischen Rivalen vor.
Bankenwerte profitierten von der Rally und den Hoffnungen auf weitere Hilfen zur Euro-Rettung zählten mit zu den grössten Gewinnern. Zudem stützte, dass Italien inzwischen wieder etwas günstiger an frisches Geld gekommen ist, auch wenn das Zinsniveau für italienische Anleihen weiterhin hoch ist. Intesa SanPaolo stiegen um 6,61 Prozent und Unicredit gewannen 4,59 Prozent. In London stiegen die Aktien der HSBC nach Halbjahreszahlen um 2,26 Prozent. Die Titel der Royal Bank of Scotland (RBS) gewannen trotz Erwartungen hoher Strafzahlungen im Libor-Skandal 3,59 Prozent.
Ausserhalb der grossen Indizes sprangen die Titel von Air France-KLM mit plus 18,56 Prozent an die Spitze im Amsterdam-Exchanges-Index (AEX). Die Fluggesellschaft reduzierte überraschend ihren operativen Verlust um etwas mehr als die Hälfte auf 66 Millionen Euro. Die Aktie der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair stieg in Dublin trotz schwächer als erwarteter Zahlen im ersten Geschäftsquartal um 2,44 Prozent. Die Titel des Paketdienstes TNT Express stiegen trotz besser als erwartet ausgefallener Quartalszahlen im AEX um unterdurchschnittliche 0,43 Prozent. (awp/mc/upd/ps)