Paris – Steigende Zuversicht im Hinblick auf die Schuldenkrise und erfreuliche Wirtschaftsdaten haben den europäischen Börsen am Dienstag weiter nach oben verholfen. Der Leitindex EuroStoxx 50 knüpfte mit einem Plus von 2,53 Prozent auf 2.547,90 Punkte an seine positive Tendenz vom Vortag an. Er beendete den Handel auf seinem Tageshoch und erreichte so den höchsten Stand seit drei Wochen. In Paris legte der Cac 40 um 2,36 Prozent auf 3.500,94 Punkte zu. Beim Londoner FTSE 100 fielen die Aufschläge mit plus 1,12 Prozent auf 5.870,54 Punkte etwas geringer aus.
Positiv wirkte vor allem die von Medienberichten ausgelöste Hoffnung, Spanien könnte bald unter den Rettungsschirm ESM schlüpfen. Demnach erwägt das krisengeschwächte Euroland, eine vorsorgliche Kreditlinie zu beantragen. Obwohl es sich dabei nicht um ein sogenanntes «Vollprogramm» handelt, könnte die EZB dann im Gegenzug ihr neues Anleihekaufprogramm aktivieren. Hinzu kamen Konjunktursignale von beiden Seiten des Atlantiks als Kurstreiber: In den USA war die Industrieproduktion im September stärker als erwartet gestiegen. Die pessimistische Sicht von Finanzexperten auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft hat sich überraschend stark verringert.
In der Branchenübersicht lagen Bankenwerte wegen der Spanien-Hoffnung unangefochten vorn: Im Stoxx Europe 600 zog ihr Teilindex um fast drei Prozent an. Papiere der spanischen BBVA zeigten im Eurostoxx mit einem Zugewinn von fast sechs Prozent den grössten Kurssprung in der Bankenbranche. Titel des iberischen Konkurrenten Banco Santander zogen um 4,32 Prozent an. Die Senkung des Langfrist-Ratings durch die Ratingagentur Standard & Poor’s konnte beiden Aktien angesichts der positiven Branchenstimmung nichts anhaben.
Finanztitel waren aber insgesamt sehr gefragt, wie der um 2,42 Prozent steigende Versicherungssektor auf dem zweiten Rang der Sektorwertung zeigte. Auch die Technologieaktien waren mit plus zwei Prozent weit vorn zu finden, die Titel der Autobauer hingegen waren mit minus 0,72 Prozent der einzige Verlierer in der Branchentabelle. Hier belastete ein Bericht des europäischen Branchenverbands Acea, wonach die Pkw-Neuzulassungen in der Europäischen Union im September den zwölften Monat in Folge geschrumpft waren.
In Zürich hinkten die Titel von Roche dem Markt nach Umsatzzahlen für die ersten neun Monate mit einem moderaten Plus von 0,38 Prozent hinterher. Der Schweizer Pharmakonzern übertraf zwar die Markterwartungen, blieb aber bei seinem bisherigen Ausblick, was am Markt als leichter Dämpfer angesehen wurde. Marktgerüchte über einen neuen Anlauf bei der im Frühjahr gescheiterten Übernahme des Gentechnik-Spezialisten Illumina blieben unkommentiert.
In Paris zeigten sich Titel von LVMH nach Zahlen schwankend. Zunächst im Minus gestartet, schlossen sie 3,59 Prozent höher bei 128,25 Euro. Der weltgrösste Luxuskonzern wuchs zwar im dritten Quartal nicht mehr so schnell wie erhofft. In einer Telefonkonferenz hatte Finanzchef Jean-Jacques Guiony aber von einer ungebrochenen Nachfrage nach Luxusgütern gesprochen.
Titel des spanischen Telekom-Konzerns Telefonica rückten nach der Ankündigung von Details zum geplanten Börsengang der deutschen Mobilfunk-Tochter O2 um 3,39 Prozent vor. In London standen die Aktien von Rio Tinto im Blickfeld: Trotz der sich eintrübenden Weltwirtschaft hat der Bergbaukonzern seine Produktion im dritten Quartal stärker als erwartet gesteigert, was die Titel mit einem Plus von gut drei Prozent honorierten. (awp/mc/ps/cs)