Paris – Die wichtigsten europäischen Börsen haben am Mittwoch den dritten Handelstag in Folge im Plus beendet. Eine Stütze für die Märkte war, dass Moody’s am Vorabend darauf verzichtete, die Kreditwürdigkeit Spaniens auf Ramschniveau abzustufen. Einige Beobachter hatten zuvor einen solchen Schritt befürchtet. Laut Händlern hat dies unter den Anlegern die Ansicht untermauert, das Krisenland werde bald weitere finanzielle Hilfen in Anspruch nehmen. Die Rendite richtungsweisender spanischer Anleihen war daraufhin am Nachmittag auf den tiefsten Stand seit Anfang April gefallen.
Allerdings fiel die Reaktion an den meisten Handelsplätzen eher verhalten aus. Börsianer führten dies darauf zurück, dass die Unsicherheit damit nicht aus der Welt sei. Der EuroStoxx 50 ging 0,86 Prozent höher bei 2.569,83 Punkten aus dem Handel. Im Verlauf hatte er sich aber kontinuierlich weiter vorgearbeitet und nahe dem Tageshoch geschlossen. In Paris legte der Cac 40 um 0,76 Prozent auf 3.527,50 Zähler zu, und der Londoner FTSE 100 gewann 0,69 Prozent auf 5.910,91 Punkte. Besonders erleichtert reagierte die Börse in Madrid, wo der Leitindex Ibex 35 um 2,37 Prozent auf 8.128,20 Punkte nach oben schoss.
Kräftige Kursgewinne waren nach dem Moody’s-Entscheid bei einigen selektiven Bankenwerten aus Südeuropa zu verzeichnen. Aktien der spanischen Grossbank BBVA waren mit einem kräftigen Aufschlag von 5,58 Prozent auf 6,664 Euro der Spitzenreiter im EuroStoxx. Auch die Titel französischer und italienischer Banken gehörten im Leitindex zur Spitzengruppe.
In der Branchenwertung am meisten gefragt waren aber Rohstofftitel, in die laut einem Börsianer gerade umgeschichtet wird. In der Sektorübersicht des Stoxx 600 lagen sie mit einem Plus von mehr als drei Prozent mit grossem Abstand vorn. Mit minus 0,90 Prozent ging es dagegen für Technologiewerte am deutlichsten abwärts. Sie litten unter schwachen Unternehmenszahlen aus den USA, wo Branchenwerte wie IBM und Intel am Vorabend enttäuschende Resultate vorgelegt hatten.
Werte aus dem Lebensmittelbereich gaben durchschnittlich um 0,40 Prozent nach. Hier belasteten die nach Zahlen hohen Kursverluste bei den Aktien von Danone, die in Paris zum Schluss um fast drei Prozent absackten. Laut Händlern enttäuschte das bereinigte Wachstum und insbesondere die Entwicklung in Spanien und Italien. Zudem habe sich der Konzern in einer Telefonkonferenz pessimistisch zur Margenentwicklung geäussert.
Deutlich besser erging es in Paris den Papieren des angeschlagenen französischen Autobauers PSA Peugeot, die um rund vier Prozent auf 6,03 Euro vorrückten. Die auf Fahrzeugkredite spezialisierte Finanztochter muss voraussichtlich durch staatliche Garantien gestützt werden. «Wir sind dabei, Lösungen zu suchen», bestätigte Frankreichs Wirtschaftsminister Pierre Moscovici vorherige Medienberichte.
Die Credit Agricole hat nach langen Verhandlungen eine Lösung für ihre griechische Problemtochter Emporiki gefunden. Zum symbolischen Preis von einem Euro wird der Ableger an die drittgrösste griechische Bank Alpha verkauft. Die Franzosen rechnen deshalb im dritten Quartal mit einer Milliardenbelastung. Den Papieren der drittgrössten französischen Bank brachte dies ein Minus von 2,86 Prozent ein.
Schlusslicht in Amsterdam waren nach Zahlen und einer angekündigten Übernahme die Papiere des Halbleiterzulieferers ASML Holding. Die Papiere rutschten im Handelsverlauf bis auf 38,90 Euro und das somit niedrigste Niveau seit fast vier Monaten ab. Zum Schluss sackten sie immer noch um 5,25 Prozent auf 39,145 Euro. Laut Händlern enttäuschte ASML mit dem Ausblick auf das Schlussquartal. Am Morgen hatte das Unternehmen zudem den Kauf des kalifornischen Laserherstellers Cymer angekündigt. (awp/mc/hfu/upd/ps)