Paris – Die europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag ihre frühen Verluste wieder ausgeglichen und überwiegend moderat im Plus geschlossen. Im Gleichschritt mit zulegenden US-Börsen erholten sich die Indizes im Laufe des Nachmittags sehr deutlich von ihrem Tagestief, was am Markt mit der erneuten Hoffnung auf geldpolitische Lockerungen in den USA begründet wurde. Der EuroStoxx 50 ging vor diesem Hintergrund mit einem Aufschlag von 0,22 Prozent bei 2.148,21 Punkten über die Ziellinie.
Der Cac 40 rettete sich in Paris knapp mit 0,08 Prozent und 3.032,45 Punkten ins Plus. Einzig der Londoner FTSE 100 blieb mit minus 0,31 Prozent auf 5.467,05 Punkte unter der Gewinnschwelle.
Stützend wirkte sich auf beiden Seiten des Atlantiks die Spekulation aus, die US-Notenbank Fed könnte aufgrund erneut enttäuschender Signale vom Arbeitsmarkt bald stimulierende Massnahmen ergreifen. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe waren in der vergangenen Woche unerwartet um 6.000 Anträge gestiegen, wohingegen Volkswirte mit einem Rückgang gerechnet hatten. Belastet hatte zuvor das mit Spannung erwartete Wahlwochenende in Griechenland, das als Wegweiser für die Eurozone gilt. Gemeinsam mit Bonitätsabstufungen für Spanien und Zypern hatte dies den EuroStoxx zeitweise mit etwas mehr als einem Prozent ins Minus gedrückt. Italien war indes zwar die Platzierung von Anleihen verschiedener Laufzeiten gelungen, das Zinsniveau wurde aber immer kritischer angesehen.
Nokia brachen nach einer Gewinnwarnung für das zweite Quartal um fast 18 Prozent auf 1,828 Euro ein. Weniger als zwei Euro kosteten die Titel zuletzt in den neunziger Jahren. Der kriselnde Handyproduzent will bis Ende 2013 weltweit bis zu 10.000 Stellen streichen. «Die Transformation des Konzerns benötigt zunehmend mehr Zeit, und der Wettbewerbsdruck bleibt unverändert hoch», schrieb Analyst Oliver Finger von der DZ Bank. Zeitnahe Erfolge im Smartphone-Bereich seien derzeit nicht sichtbar.
Der Technologiesektor stellte mit dem Kursrutsch bei den Nokia-Aktien mit minus 2,28 Prozent den schwächsten Teilindex. Deutlich nach unten ging es ferner für die Automobilwerte mit einem Verlust von 1,81 Prozent. Nach einer Studie der Citigroup machten sich am Markt Sorgen um die Gewinnentwicklung von Daimler breit, sagten Händler. Die Titel des Stuttgarter Autobauers büssten daraufhin gut zwei Prozent ein.
In London waren British Sky Broadcasting mit einem Abschlag von 3,54 Prozent weit hinten im «Footsie» zu finden, nachdem der Sender die Ausschreibung für die Fussball-Übertragung von Premier-League-Spielen in England gewonnen hatte. Der Sender zahle mit 760 Millionen britischen Pfund pro Jahr einen sehr hohen Preis für die Rechte, schrieb Kepler-Analyst Conor O’Shea. Er hatte lediglich mit 685 Millionen Pfund gerechnet.
In der Schweiz sackten die Aktien der Credit Suisse um mehr als 10 Prozent auf 17,01 Franken ab und damit auf den tiefsten Stand seit 1992. Sie litten unter der Forderung der Schweizer Nationalbank SNB nach mehr Eigenkapital. Obwohl es Fortschritte gegeben habe, sei das verlustabsorbierende Kapital angesichts der hohen Risiken an den Finanzmärkten unter dem notwendigen Niveau, hiess es von der SNB. Betroffen war auch die UBS, deren Papiere aber nur 0,27 Prozent verloren. (awp/mc/upd/ps)