London – Reserviert haben sich Investoren zum Wochenbeginn an Europas Aktienmärkten gezeigt. Kurz bevor in den USA die Welle der Quartalsberichte und Jahresprognosen anrollt, hielten sich Anleger zurück. Auch der deutlich fallende Ölpreis drückte auf die Stimmung und die Kurse der Schwergewichte aus der Energiebranche. Der Eurozone-Leitindex Euro Stoxx 50 gab am Montag um 0,16 Prozent auf 3449,08 Punkte nach.
Aktienhändler warteten zudem mit Vorsicht den Fortgang des internationalen Handelskonflikts ab, sagte Analyst David Madden vom Broker CMC Markets. Als leicht positiv werteten Börsianer Aussagen von Chinas Ministerpräsident Li Keqiang auf dem EU-China-Gipfel, denen zufolge China keinen Handelskrieg mit den USA wolle. Li warf den USA aber zugleich vor, mit ihrem einseitigen Vorgehen gegen die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) zu verstossen. Eine abermalige Zuspitzung des Handelsstreits kann die Stimmung der Anleger jederzeit wieder eintrüben.
In Paris ging es für den Cac-40 um 0,36 Prozent auf 5409,43 Punkte abwärts. Beim Londoner FTSE 100 fiel der Verlust mit 0,80 Prozent auf 7600,45 Zähler grösser aus. Hier belasteten vor allem die hohen Kursverluste von Öl- und Gasproduzenten wie Shell und BP.
Konjunkturdaten aus China fielen derweil durchwachsen aus. Chinas Wirtschaft war im zweiten Quartal mit 6,7 Prozent ein bisschen langsamer gewachsen. In den USA trübte sich die Stimmung in der Industrie im US-Bundesstaat New York im Juli weniger stark ein als erwartet. Im US-Einzelhandel stiegen die Umsätze im Juni wie zuvor prognostiziert.
Auf dem Branchentableau lagen Banken vorn mit einem Plus von 0,34 Prozent, gestützt vor allem von soliden Eckdaten der Deutschen Bank zum zweiten Quartal. Diese zogen Aktienkäufe auch bei anderen Investmentbanken wie Credit Suisse, UBS und Barclays nach sich.
Angesichts des Preisverfalls beim Rohöl war der Öl- und Gassektor dagegen mit einem Minus von 1,63 Prozent das Schlusslicht. Die Papiere von Eni, Total, Shell und BP verloren zwischen 1 und 2,3 Prozent. In London rutschte der Brent-Ölpreis am Abend um mehr als 4 Prozent ab. Informierten Kreisen zufolge will Saudi-Arabien die Lieferungen an asiatische Abnehmer ausweiten. CMC-Analyst David Madden führte den Ölpreisverlust auch auf das schwächere Wirtschaftswachstum in China zurück.
Aktien des französischen Kosmetikkonzerns L’Oréal schlossen ein halbes Prozent niedriger, nachdem die Analysten der Bank Goldman Sachs die Kaufempfehlung kassiert hatten. Sie halten die Aktien nach deren gutem Lauf für angemessen bewertet.
In Grossbritannien sackten die Papiere von Debbenhams um mehr als 6 Prozent ab. Die «Times» hatte berichtet, dass der Kreditversicherer Euler Hermes die Bedingungen für die Lieferanten des Einzelhändlers verschärft habe. Da Kreditversicherer einen Schutz für die Lieferanten von der Lieferung der Waren bis zur Bezahlung bieten, verlangen diese bei strikteren Bedingungen seitens der Versicherungen von Kunden oftmals Vorauszahlungen. Das dürfte bei Debbenhams Analysten zufolge zu einer finanziellen Belastung führen. (awp/mc/ps)