EU-Schluss: Kursfeuerwerk nach Draghi-Aussagen
Paris – Wegen der erhofften Krisenhilfe durch die Europäische Zentralbank (EZB) hat es am Donnerstag an Europas Börsen ein regelrechtes Kursfeuerwerk gegeben. Nachdem der EuroStoxx 50 am Mittag noch Verluste verzeichnet hatte, sorgten Aussagen des Chefs der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, zur Unterstützung von Krisenstaaten in der Eurozone für einen Richtungswechsel bei dem Börsenbarometer. Bis zum Handelsschluss stieg der Index um deutliche 4,26 Prozent auf 2.251,05 Punkte.
Der CAC 40 in Paris kletterte um 4,07 Prozent auf 3.207,12 Punkte, und der Londoner FTSE 100 gewann 1,36 Prozent auf 5.573,16 Punkte. In Madrid ging es für den IBEX 35 sogar um mehr als sechs Prozent nach oben.
«Endlich setzt Mario Draghi ein klares Zeichen an die Märkte und signalisiert Handlungsentschlossenheit in Sachen Europa und Erhalt der Gemeinschaftswährung», sagte Marktstratege Arkadius Materla beim Broker GKFX Deutschland. Fondsmanager Thilo Müller von MB Fund Advisory, sieht die EZB nach Wochen der Ruhe jetzt in eine aktivere Phase übergehen. Kurzfristig dürften wohl Anleihenkäufe folgen, um die Krisenländer zu stützen. Auch US-Konjunkturdaten hellten die Stimmung der Anleger auf. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe waren in der vergangenen Woche stärker gesunken als erwartet, und die Aufträge für langlebige Güter waren im Juni deutlicher gewachsen als gedacht.
Unter den Sektoren profitieren Bankenwerte am stärksten von den Aussagen Draghis: Bankentitel nahmen dann auch die beiden ersten Postionen im EuroStoxx ein: Santander und BBVA schnellten jeweils um mehr als zehneinhalb Prozent nach oben. BNP Paribas, Societe Generale, Intesa SanPaolo und Unicredit verteuerten sich um rund achteinhalb bis etwas über neun Prozent.
Ausserhalb des Bankensektors fielen ABB sowie France Telecom besonders positiv auf. Der Schweizer Energie- und Automationstechnikkonzern ABB kämpft zwar mit dem starken Dollar und der unsicheren Lage der Weltwirtschaft, der Auftragseingang aber überzeugte die Anleger. Der Kurs zog um 5,19 Prozent an. Der französische Telekomkonzern France Telecom federte in der ersten Jahreshälfte die Schwäche im Heimatmarkt durch Zuwächse in Spanien und anderen Ländern ab. Dies bescherte den Papieren ein Plus von 6,43 Prozent.
Im Gegensatz dazu notierten Pharmawerte uneinheitlich. So fielen AstraZeneca um 0,66 Prozent. Das britische Unternehmen hatte im zweiten Quartal erneut die Konkurrenz von Nachahmermitteln für wichtige Medikamente zu spüren bekommen und einen herben Gewinneinbruch verbucht. Die Aktien von Roche legten minimale 0,06 Prozent zu. Der schweizer Pharmakonzern hatte im ersten Halbjahr wegen Kosten für den Konzernumbau einen deutlichen Gewinneinbruch verbucht.
Für die Papiere von Sanofi hingegen ging es um 3,39 Prozent nach oben. Der französische Branchenvertreter hatte im zweiten Quartal dank der Nachfrage nach Diabetesmedikamenten und dem Wachstum in den Schwellenländern mehr verdient als im Vorjahr.
Einer von nur zwei Verlieren und mit einem Abschlag von 1,19 Prozent das EuroStoxx-Schlusslicht waren Siemens. Der Industriekonzern hatte schwache Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr vorgelegt. (awp/mc/upd/ps)