Paris – Die europäischen Börsen haben am Mittwoch unter der anhaltenden Unsicherheit um die Zukunft Griechenlands gelitten. Nach einem insgesamt sehr nervösen Handelsverlauf schloss der europäische Leitindex EuroStoxx 50 0,47 Prozent tiefer bei 2.225,63 Punkten. Zuvor hatte er seinen freundlichen Handelsstart in ein Minus von fast zwei Prozent verwandelt, bevor er sich letztendlich wieder deutlich davon erholte. Erstmals seit Dezember war er dabei zeitweise wieder knapp unter die Marke von 2.200 Punkten abgerutscht.
In Paris büsste der CAC 40 0,20 Prozent auf 3.118,65 Punkte ein und der Londoner FTSE 100 verlor 0,44 Prozent auf 5.530,05 Punkte.
Börsianer konnten die späte Erholung am europäischen Aktienmarkt mangels positiver Nachrichten nur mit nachlassendem Verkaufsdruck erklären. Insgesamt litt die Risikofreude der Investoren aber nach wie vor unter der unübersichtlichen politischen Lage in Griechenland: Dort schwinden die Aussichten auf eine handlungsfähige Regierung weiter, nachdem die den von Europa geforderten Sparkurs mittragenden Parteien mit dem Versuch einer Regierungsbildung gescheitert waren. Am Markt mehrt sich wieder die Befürchtung, dass Griechenland aus dem Euro aussteigen und die Eurozone damit auf eine harte Probe stellen könnte. Erneut aufkommender Druck an den europäischen Aktien- und Anleihemärkten sowie beim Euro waren die Folge.
Insbesondere bei Finanzwerten machten sich die Unsicherheiten um die Eurozone mit hohen Verlusten bemerkbar. Der Teilindex Stoxx 600 Banks fiel als letzter in der Sektorwertung um 1,70 Prozent. Aktien spanischer Finanzhäuser waren die Schlusslichter im EuroStoxx, nachdem die Rendite zehnjähriger spanischer Anleihen erstmals seit April wieder über die kritische Marke von sechs Prozent geklettert war. Titel der BBVA sackten in Madrid um 4,73 Prozent auf 5,010 Euro ab und die der Banco Santander büssten 4,52 Prozent auf 4,642 Euro ein. Laut Händlern wirkte sich zudem ein Gerücht belastend aus, wonach es am Mittwoch nach Börsenschluss Neues zu möglichen Hilfsmassnahmen der spanischen Regierung für den einheimischen Bankensektor geben könne.
Der schwachen Branchentendenz entziehen konnten sich die Titel der ING Groep, die mit plus 1,72 Prozent auf 5,083 Euro zweitbester Wert im europäischen Leitindex waren. Der staatlich gestützte niederländische Finanzkonzern startete zwar wegen hoher Kosten für den Umbau der Versicherungssparte und einem Rechtsstreit in den USA mit einem um die Hälfte gesunkenen Gewinn ins Jahr. Das um diese Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis fiel aber besser als am Markt erwartet aus.
Die Papiere des Fernsehkonzerns Mediaset dagegen litten sehr deutlich unter vorgelegten Quartalszahlen. Die Titel sackten in Mailand in Reaktion auf einen 85-prozentigen Ergebniseinbruch um mehr als elf Prozent auf 1,452 Euro ab und erreichten so den tiefsten Stand seit 1996. In Madrid sanken die Mapfre-Aktien um 6,27 Prozent auf 1,942 Euro und schlossen sich damit den herben Verlusten bei spanischen Finanzwerten an. Der Versicherer hatte für das erste Quartal einen rückläufigen Nettogewinn vermeldet, aber etwas besser abgeschnitten als erwartet.
In Zürich gaben die Holcim-Papiere trotz anfänglicher Gewinne 1,63 Prozent ab. Börsianern zufolge lag der Umsatz des Zementherstellers im ersten Quartal leicht über den Erwartungen, wogegen die operative Entwicklung enttäuschte. In London stemmten sich die ITV-Aktien mit plus 2,17 Prozent gegen den schwachen Markt. Der TV-Konzern hatte für das erste Halbjahr ein überdurchschnittliches Wachstum der Werbeumsätze in Aussicht gestellt. (awp/mc/upd/ps)