London – Das britische Votum für einen Ausstieg aus der Europäischen Union hat die Anleger am Freitag geschockt. Der EuroStoxx 50 sackte um 8,62 Prozent auf 2’776,09 Punkte nach unten. Die gute Stimmung der vergangenen Tage – da hatten die Investoren noch überwiegend mit einem Sieg der EU-Befürworter gerechnet – war auf einen Schlag dahin. Auf Wochensicht gab der Leitindex der Eurozone um rund zweieinhalb Prozent nach.
Marktstrategen der französischen Grossbank Societe Generale sahen in einer Studie zunächst Angst als primären Kurstreiber. Die Marktakteure dürften sich vermutlich erst in der kommenden Woche näher mit den Auswirkungen der Brexit-Entscheidung auf die Gewinne der Unternehmen befassen.
Der Cac 40 in Paris fiel zum Wochenschluss um 8,04 Prozent auf 4’106,73 Punkte. Noch schlimmer erwischte es die Indizes in Mailand und Madrid, für die es prozentual zweistellig nach unten ging. In Spanien wird am Wochenende ein neues Parlament gewählt. Die politische Unsicherheit ist nach dem britischen Brexit-Referendum laut Beobachtern noch gestiegen.
Der Londoner FTSE 100 hielt sich dagegen mit einem Minus von 3,15 Prozent auf 6’138,69 Punkte vergleichsweise gut, obwohl der Brexit nach Einschätzung vieler Experten wie etwa KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner vor allem der britischen Wirtschaft schaden dürfte.
Unterstützung lieferte Börsianern zufolge vor allem das britische Pfund, das im Vergleich zum US-Dollar einknickte. Ein schwaches Pfund kann die Exportaussichten britischer Unternehmen verbessern, da es ihre Waren in anderen Ländern günstiger macht.
Hinzu kamen satte Kursgewinne bei den Aktien des auf das Goldschürfen spezialisierten Bergbauunternehmens Randgold Resources und des ebenfalls auf Edelmetalle spezialisierten Konkurrenten Fresnillo. Sie profitierten vom anziehenden Goldpreis, der von der Flucht der Investoren in das Edelmetall getrieben wurde.
Im europäischen Branchenvergleich kam der Finanzsektor am stärksten unter Druck: Im marktbreiten Stoxx Europe 600 sackte der Subindex der Banken um mehr als 14 Prozent ab und der Versicherer-Index verlor mehr als 11 Prozent. Der Index der Finanzdienstleister, zu dem auch die Börsenbetreiber gehören, sank um rund 10 Prozent.
Die Papiere der italienischen Banken Unicredit und Intesa SanPaolo sowie der französischen Societe Generale brachen jeweils um mehr als 20 Prozent ein. Die Aktien der spanischen Santander rauschten um fast ein Fünftel nach unten.
Gewinner gab es aus Branchensicht keine: Am besten hielt sich noch der Index der Pharma- und Gesundheitsunternehmen mit einem Minus von etwas mehr als 2 Prozent. Die Branche gilt als defensiv und spielt ihre Stärken vor allem in einem negativen Marktumfeld aus. (awp/mc/upd/ps)