Paris – Schwache US-Konjunkturdaten haben die europäischen Aktienmärkte am Mittwoch noch tiefer ins Minus gedrückt. Die Stimmung im Dienstleistungssektor der USA hatte sich im Januar überraschend deutlich eingetrübt. Als Belastung hinzu kam, dass der Kurs des Euro über die Marke von 1,10 US-Dollar kletterte. Ein stärkerer Euro kann nachteilig für die Exportwirtschaft der Eurozone sein, da deren Waren dadurch in anderen Regionen der Welt teurer werden.
Der EuroStoxx 50 schloss 1,87 Prozent tiefer bei 2896,63 Punkten und verzeichnete damit den dritten Verlusttag in Folge. Zeitweise war er sogar um rund 3 Prozent eingebrochen. Bereits am Dienstag hatten Konjunktursorgen im Zuge des Ölpreisverfalls den Eurozonen-Leitindex um mehr als 2 Prozent nach unten geschickt.
In Paris fiel der CAC-40-Index am Mittwoch um 1,33 Prozent auf 4226,96 Punkte. In London büsste der FTSE-100-Index 1,43 Prozent auf 5837,14 Punkte ein.
In den USA sei zwar der Einkaufsmanagerindex des ISM (Institute for Supply Management) im Expansionsbereich geblieben und das Wachstumsszenario für die US-Wirtschaft bleibe intakt, schrieb Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba. Gleichwohl scheine die erwartete Beschleunigung des Wachstums im Vergleich zum vierten Quartal geringer auszufallen.
Tagesthema war ein milliardenschweres Übernahmeangebot in der Schweiz: Nach entsprechenden Gerüchten will nun der grösste chinesische Chemiekonzern ChemChina nicht ganz überraschend den Agrochemie-Konzern Syngenta schlucken. Das würden sich die Chinesen mehr als 43 Milliarden Dollar kosten lassen. Sollte der Deal genehmigt werden, wäre es der bisher grösste chinesische Zukauf im Ausland. Syngenta-Aktien gewannen 2,73 Prozent.
Grösster Verlierer im europäischen Handel waren die Bankaktien mit einem Minus von 3,36 Prozent. Börsianer begründeten dies mit der Sorge vor Kreditausfällen unter anderem bei italienischen Banken. So fielen die Aktien von Intesa SanPaolo um mehr als 5 Prozent, für die Papiere der Unicredit ging es um rund 6 Prozent nach unten.
Schlusslicht im EuroStoxx waren die Anteilsscheine der Deutschen Bank , die 6,02 Prozent einbüssten. Zunehmende Kreditrisiken sowie eine pessimistische Analystenstudie hatten die Aktien zwischenzeitlich auf ein Rekordtief gedrückt.
Die Papiere der spanischen Grossbank BBVA aber gaben nur um mehr als 2 Prozent nach. Dank der Wirtschaftserholung im Heimatmarkt hatte das Finanzinstitut mit einem starken vierten Quartal seinen Aufwärtstrend fortgesetzt.
Die zuletzt arg gebeutelten Rohstoffaktien hingegen profitierten als beste Branche in Europa mit plus 2,09 Prozent von den wieder anziehenden Ölpreisen. So schnellten die Papiere von Anglo American an der Spitze des FTSE 100 um rund achteinhalb Prozent nach oben.
Der französische Luxusgüterkonzern LVMH hatte derweil im abgelaufenen Jahr einen Rekordumsatz erzielt. Die Experten der WGZ Bank hoben ein erfreuliches organisches Umsatzwachstum im vierten Quartal hervor. Die Aktien gewannen an der Spitze des EuroStoxx rund viereinhalb Prozent.
Der weltweit grösste Insulinhersteller Novo Nordisk schliesslich steigerte dank Zuwächsen bei fast allen Medikamenten seinen Gewinn im abgelaufenen Jahr. Die Aktien sackten dennoch um 7,60 Prozent ab und waren damit das Schlusslicht im Auswahlindex Stoxx Europe 50 . Die Resultate hätten seine Erwartungen verfehlt, schrieb Analyst Jit Hoong Chan von S&P Capital IQ. (awp/mc/pg)