Paris -Nach vier starken Tagen haben Europas Börsen zum Wochenschluss unter Gewinnmitnahmen gelitten. Der in den vergangenen Tagen in der Spitze um fast vier Prozent gekletterte EuroStoxx 50 rutschte im Handelsverlauf immer tiefer ins Minus ab. Bereits schwach gestartet, hatten am Nachmittag die nachgebenden New Yorker Börsen nochmals für einen negativen Kursimpuls gesorgt. Am Ende büsste der Leitindex der Eurozone dann 1,24 Prozent auf 2.542,24 Punkte ein. Die Handelswoche hat er aber dennoch mit einem Aufschlag von rund drei Prozent beendet.
Keine grosse Rolle spielte an den Börsen der EU-Gipfel, der am Freitag in Brüssel zu Ende ging. Die 27 Staaten hatten sich in der vergangenen Nacht auf einen Kompromiss zur Einführung einer gemeinsamen Bankenaufsicht verständigt. Dem Geschehen am Markt gab das keine Impulse, genauso wie die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA im Handel ohne spürbare Wirkung blieben. In New York wurden vielmehr schwache Unternehmensberichte als Belastung angesehen. Vor diesem Hintergrund gab der Cac 40 in Paris am Freitag um 0,87 Prozent auf 3.504,56 Punkte nach, und für den britischen FTSE 100 ging es um 0,35 Prozent nach unten auf 5.896,15 Zähler.
Unter Druck stand vor allem der Bankensektor , dessen Branchenindex um 2,39 Prozent fiel. Aktien spanischer und italienischer Banken wie etwa Unicredit oder BBVA gehörten im EuroStoxx mit Einbussen von rund drei Prozent zu den grössten Verlierern. Ausserhalb des Leitindex rutschten die Papiere der spanischen Bankia massiv um fast 14 Prozent ab.
Die Finanzwerte standen vor allem mit dem Gipfeltreffen der EU im Fokus, auf dem sich die 27 Staaten am Freitag erstmals einen Zeitplan für den Aufbau der umstrittenen europäischen Bankenaufsicht gesetzt haben. Bis Jahresende soll der rechtliche Rahmen stehen, der Zeitpunkt der Arbeitsaufnahme durch die Kontrolleure bleibt aber unklar. Bezüglich des erwarteten spanischen Hilfsantrags beim Rettungsschirm ESM gab es keine Neuigkeiten. An diesem Freitag hatte mit den Balearen aber eine weitere Region bei der spanischen Regierung um Hilfe gebeten.
Mit etwas Abstand folgten Minenwerte und Versicherer mit Abgaben von jeweils etwas mehr als einem Prozent. Titel der niederländischen ING Group büssten mehr als zwei Prozent ein, obwohl sich der Finanzkonzern aus dem vereinbarten Verkauf von Versicherungsgeschäften in fernöstlichen Ländern einen Reingewinn von rund einer Milliarde Euro verspricht.
Auf der Gewinnerseite verblieb bis zuletzt nur der knapp im Plus liegende Immobiliensektor . Trotz massiver Kursgewinne bei Carrefour war der Branchenindex des Einzelhandels im Laufe des Tages ins Minus abgedreht. Titel der Supermarktkette zogen an der EuroStoxx-Spitze um fast sechs Prozent auf 18,355 Euro an, nachdem die Franzosen ihr Kolumbien-Geschäft für zwei Milliarden Euro an die chilenische Gruppe Cencosud verkauft wollen.
Neben Carrefour gab es in Paris noch einen weiteren grossen Gewinner: Titel des Autozulieferers Valeo profitierten mit einem Kursplus von gut drei Prozent von einem überraschend hohen Umsatzanstieg. Die Franzosen hatten zudem auch ihren operativen Margenausblick in diesem Jahr bestätigt(awp/mc/ps/cs)