Paris – Durchwachsene Konjunkturdaten und der anhaltende Streit um die US-Haushaltspolitik haben die wichtigsten Börsen Europas am Donnerstag ins Minus gedrückt. Der EuroStoxx 50 fiel um 0,45 Prozent auf 2.461,77 Punkte. In Paris büsste der CAC 40 0,52 Prozent auf 3.382,40 Punkte ein, und in London gab der FTSE 100 um 0,77 Prozent auf 5.677,75 Punkte nach.
Dem Marktanalysten Johannes Bollongino vom Broker IG zufolge haben unter anderem die Daten zum europäischen Bruttoinlandsprodukt belastet. Im dritten Quartal war die Wirtschaftsleistung in den 17 Euroländern verglichen mit dem Vorquartal zum zweiten Mal in Folge geschrumpft. Auch in den USA gab es konjunkturseitig keinen Grund zu übermässiger Freude: Zwar hatte sich die Stimmung des Verarbeitenden Gewerbes im US-Bundesstaat New York im November überraschend aufgehellt. Allerdings waren die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA in der Vorwoche deutlich gestiegen und das Geschäftsklima in der Region Philadelphia hatte sich im November überraschend deutlich verschlechtert.
Zudem halten Experten einen massiven Konjunktureinbruch in den USA für möglich, sollten sich US-Präsident Barack Obama, die demokratische Mehrheit im Senat und die republikanische im Repräsentantenhaus nicht auf eine Lösung hinsichtlich der zum Jahresende drohenden automatischen Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen einigen.
Angesichts des sich zuspitzenden Nahostkonflikts gerieten die Aktien von Fluggesellschaften deutlich unter Druck. Die Titel reagierten empfindlich auf derartige politische Entwicklungen und damit verbundene Ölpreisrisiken, sagte ein Analyst. IAG , Lufthansa , SAS Group und Air France-KLM rutschten um 3,24 bis 8,46 Prozent ab. Der entsprechende Branchenindex war mit minus 2,01 Prozent der grösste Verlierer in der europäischen Sektorenübersicht.
In London sanken die Aktien von BP um 0,08 Prozent. Der Ölkonzern hatte sich mit dem US-Justizministerium auf eine Strafzahlung von 4,50 Milliarden US-Dollar im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko geeinigt.
Mit Blick auf die noch laufende Berichtssaison büßten die Papiere von Zurich als schwächster Wert im Stoxx Europe 50 3,88 Prozent ein. Die Probleme in Deutschland und die niedrigen Zinsen hatten den schweizerischen Versicherer im dritten Quartal stark belastet. Analyst Fabrizio Croce von Kepler sprach von schwachen Neunmonatszahlen. Der Experte verwies auf niedrigere Margen im Lebensversicherungsgeschäft und allgemein höhere Kosten.
Die Aktien von Bouygues fielen in Paris um 0,31 Prozent, obwohl der französische Mischkonzern nach einem Umsatzanstieg in den ersten neun Monaten nun optimistischer auf das Gesamtjahr blickt. In Amsterdam gaben die Papiere von Ahold um 2,17 Prozent nach. Der Einzelhändler hatte unter dem Strich weniger verdient als vor einem Jahr. (awp/mc/pg)