Paris – Die mehrere Tage andauernde Erholungsrally der wichtigsten europäischen Indizes hat am Mittwoch zunächst ein Ende gefunden. Nach einem Sprung von gut 7,5 Prozent in den letzten drei Tagen ging der EuroStoxx 50 vor den mit Spannung erwarteten Zinsentscheiden in Europa mit einem moderaten Abschlag von 0,35 Prozent bei 2.312,41 Punkten aus dem Handel. Bei einer insgesamt dünnen Handelsaktivität hatte er sich den Tag über lediglich in einer Spanne von nicht einmal 20 Punkten bewegt.
Noch knapper war das Minus in Paris und London: Der Cac 40 gab um 0,11 Prozent auf 3.267,75 Punkte nach, und der Londoner FTSE 100 verlor 0,06 Prozent auf 5.684,47 Punkte.
Am Markt war die Rede von Gewinnmitnahmen bei niedrigen Umsätzen, da Impulse aus New York wegen des dort gefeierten Unabhängigkeitstags fehlten. «Anleger wollen vor den anstehenden Ereignissen nicht alles auf eine Karte setzen», sagte ein Händler. Viele Investoren hätten sich nach dem kräftigen Anstieg der vergangenen Tage daher bereits in Lauerstellung begeben. Am Donnerstag wird allgemein damit gerechnet, dass die Europäische Zentralbank ihren Leitzins auf ein historisch niedriges Niveau senken wird. «Sollten einige darauf setzen, dass sogar noch mehr als nur eine Zinssenkung der EZB angekündigt wird, dürften sie enttäuscht werden», warnte ein Marktbeobachter. Am Freitag werden zudem noch die Arbeitsmarktdaten aus den USA erwartet.
Besonders unter Druck zeigte sich der Versicherungssektor mit einem Abschlag von gut einem Prozent. Dessen grösster Verlierer waren in Amsterdam die Aegon-Titel mit einem Verlust von exakt zwei Prozent. Händlern zufolge strich ING für die Titel die Kaufempfehlung, während Papiere von Generali demnach sogar auf Verkaufen gestellt wurden. Sie verloren im EuroStoxx 2,07 Prozent auf 10,42 Euro.
Versorger präsentierten sich ebenfalls schwach. Iberdrola rutschten als schwächster Wert im EuroStoxx um 6,19 Prozent auf 3,519 Euro ab und Titel von Eon sanken nach einige Analystenabstufungen um 1,57 Prozent. Spitzenreiter dagegen waren die Philips-Aktien mit einem Zugewinn von 1,32 Prozent, ohne dass kursbewegende Nachrichten bekannt waren. Gegen den Markttrend konnten sich nach US-Absatzzahlen die Autowerte stemmen, deren Teilindex um 0,39 Prozent zulegte. Während sich die Autokäufer in Europa angesichts der Schuldenkrise zurückhalten, schlagen die US-Amerikaner weiterhin ungebremst zu. Im Juni hatten die grossen Hersteller deutliche Zuwächse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erzielt. Innerhalb der Branche gehörten die Aktien der französischen Hersteller Renault und Peugeot mit einem Kursplus von jeweils rund zwei Prozent zu den grössten Gewinnern.
Den Nahrungsmittelsektor stützten die Aktien der dänischen Chr. Hansen Holding, die in Kopenhagen um über elf Prozent angsprangen. Der Hersteller von Nahrungszusatzstoffen hatte mit den Zahlen zum dritten Geschäftsquartal die Markterwartungen übertroffen und stockte zudem seinen Jahresausblick auf. In Paris kletterten TF1 nach einer Kaufempfehlung der UBS für den führenden französischen TV-Sender um 3,52 Prozent.
In London blieben die Blicke auf die Firmenzentrale von Barclays gerichtet. Nach ihren jüngsten Kursverlusten büssten die Papiere am Mittwoch nochmals 0,63 Prozent ein. Der Skandal um Manipulationen beim Libor-Zinsatz weitet sich nun auf staatliche Stellen aus. Vor einem Auftritt des zurückgetretenen Barclays-Chefs Bob Diamond vor dem Finanzausschuss des Parlaments lancierte die Bank Unterlagen, wonach die Zentralbank von künstlich nach unten regulierten Zinssätzen gewusst habe. (awp/mc/upd/ps)