London – Die europäischen Börsen haben am Donnerstag bei schwachen Handelsumsätzen nur mit Mühe wieder an ihren jüngsten Aufwärtstrend angeknüpft. Nach einem zeitweiligen Ausflug in die Verlustzone kämpfte sich der EuroStoxx 50 bis zum Handelsschluss auf ein Plus von 0,20 Prozent auf 2.437,04 Punkte vor. Für den CAC 40 ging es in Paris um 0,54 Prozent nach oben auf 3.456,71 Punkte. Der Londoner FTSE 100 legte um sehr moderate 0,10 Prozent zu auf 5.851,51 Punkte.
«Viele Anleger sind in dieser Woche an der Seitenlinie geblieben und haben auf weitere Konjunkturdaten gewartet. Man scheut sich, die Risikopositionen zu erhöhen», sagte Marktstratege Ishaq Siddiqi von ETX Capital. Insbesondere die wirtschaftlichen Probleme in der Eurozone hätten die Risikofreude der Marktteilnehmer belastet, sagten Händler. So hat sich der Ifo-Indikator für das Wirtschaftsklima im Euroraum im dritten Quartal deutlich eingetrübt. In den meisten Ländern der Eurozone befinde sich die Lagebeurteilung auf Rezessionsniveau. Für zumindest etwas Rückenwind sorgten dagegen gute Daten vom US-Arbeitsmarkt, wo die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche überraschend gesunken war.
Unternehmensseitig standen mehrere Schweizer Firmen im Fokus. Der weltgrösste Lebensmittelkonzern Nestle lebt weiter gut von seinen Geschäften in Schwellenländern, woraufhin dessen Aktien als Favorit im Leitindex SMI 2,35 Prozent auf 61,05 Franken gewannen. In der Spitze streifte der Titel sogar die Marke von 61,50 Franken und war damit so viel wert, wie das letzte Mal im vor knapp 23 Jahren im Oktober 1989.
Papiere von Swiss Re sanken hingegen mit minus 2,26 Prozent auf 60,50 Franken ans andere Ende des Index. Der weltweit zweitgrösste Rückversicherer blieb zwar im zweiten Quartal in den schwarzen Zahlen. Bei dem Verkauf des US-amerikanischen Admin-Re-Geschäfts aber musste das Unternehmen einen Verlust hinnehmen.
Ein Minus von 1,27 Prozent verbuchte Indexkollege Adecco . Das weltweit grösste Zeitarbeitsunternehmen hatte im zweiten Quartal trotz eines stabilen Umsatzes deutlich weniger verdient. Die Erlöse verfehlten überdies die Markterwartungen.
An der Londoner Börse legten die Papiere von Tui Travel um 1,08 Prozent zu. Der schwache Euro und die frühen Osterferien haben bei Europas grösstem Reiseveranstalter den Start in den Sommer getrübt. Dennoch blickt Unternehmenschef Peter Long angesichts anziehender Urlaubsbuchungen mit Zuversicht auf die wichtigste Reisezeit des Jahres.
In Paris stiegen die Aktien von Credit Agricole um 0,71 Prozent. Die griechischen Banken National Bank of Greece und Eurobank wollen die griechische Tochter der französischen Grossbank, Emporiki Bank, übernehmen. Die Credit Agricole war 2006 bei Emporiki eingestiegen und hatte wegen der Griechenland-Krise mit der Tochter hohe Verluste erlitten.
Unerwartet gute Quartalszahlen bescherten den Aktien des niederländischen Finanzkonzerns Aegon ein sattes Plus von 5,60 Prozent. Damit waren die Anteilsscheine der Favorit im Leitindex AEX. (awp/mc/upd/pg)