Paris – Nach einem für die meisten europäischen Börsen erfolgreichen Handelsjahr haben die wichtigsten Indizes am Freitag nachgegeben. Sie litten wie auch die US-Börsen darunter, dass sich die Amerikaner immer noch nicht zu einem Kompromiss im Haushaltsstreit durchgerungen haben. Der EuroStoxx 50 schloss an seinem vorletzten Handelstag in diesem Jahr mit einem Abschlag von 1,24 Prozent auf 2.626,85 Punkten knapp über seinem kurz zuvor erreichten Tagestief. Insgesamt jedoch schlug sich der Leitindex der Eurozone gut. Nachdem er im Juni Fahrt aufgenommen und Mitte November dann zum Endspurt angesetzt hatte, konnte er bisher ein Plus von rund 16 Prozent verbuchen.
In Paris sank der Cac 40 am Freitag um 1,47 Prozent auf 3.620,25 Zähler. Auch für ihn ist es der vorletzte Handelstag im Jahr, in dem er bisher ein Plus von rund 18 Prozent verbuchte. Der britische FTSE 100 verlor am Freitag 0,49 Prozent auf 5.925,37 Punkte und gewann damit im Jahresverlauf bisher rund 8 Prozent hinzu. In London wird an Silvester ebenfalls nochmals verkürzt gehandelt.
Mit Blick auf die Sorgenkinder der Eurozone fällt die Bilanz an der spanischen Börse weniger erfreulich aus. Zwar öffnen sich auch dort am Montag noch ein letztes Mal 2012 die Handelssäle, dem Ibex-35-Index dürfte das aber nicht mehr viel helfen. Bislang verlor er im Gesamtjahr rund 3 Prozent. Die Jahresbilanz des italienischen FTSE MIB dagegen ist positiv an seinem letzten Handelstag des ablaufenden Jahres. Er verbuchte ein Gesamtjahresplus von rund 10 Prozent. Der griechische ASE legte sogar um knapp 35 Prozent zu.
Unter den 19 Branchen umfassenden Stoxx Europe 600 verbuchten insgesamt 16 Branchen 2012 Gewinne. Bei 14 von ihnen lagen die Zuwächse sogar im prozentual zweistelligen Bereich. Am kräftigsten legte mit einem Plus von etwas mehr als 35 Prozent der stark von den Schwellenländern profitierende Autosektor zu, gefolgt vom Versicherungssektor, der um rund 33 Prozent stieg. Auch der infolge der Finanzkrise weiter schwer angeschlagene Bankensektor setzte wieder zur Erholung an. Das Plus belief sich auf rund 23 Prozent.
Unter den drei Branchen mit Verlusten in diesem Jahr befand sich neben dem Versorger– sowie dem Öl- und Gassektor vor allem der Telekomsektor mit minus 11 Prozent. Zahlreiche Telekomkonzerne hatten im Jahresverlauf Dividendenkürzungen angekündigt, um Investitionen zu finanzieren oder, wie etwa die France Telecom, ihre Verschuldung unter Kontrolle zu halten.
Unter den Einzelwerten war am heutigen Freitag das Papier von Inditex grösster Verlierer im EuroStoxx mit minus 3,33 Prozent auf 104,33 Euro. Allerdings verbuchte die Aktie des spanischen Textilunternehmens seit Jahresbeginn mit rund 65 Prozent die grössten Gewinne unter den insgesamt 50 EuroStoxx-Werten.
Repsol waren zweitgrösster Verlierer an diesem Tag mit minus 3,28 Prozent auf 15,475 Euro und auch im Jahresverlauf ging es für den spanischen Ölkonzern kräftig bergab. Diese Aktie war 2012 der grösste Verlierer im Leitindex der Eurozone mit einem Abschlag von rund 35 Prozent, gefolgt vom Papier der France Telecom, das 2012 rund 32 Prozent einbüsste.
Die Vinci-Titel sanken an diesem Tag um 2,31 Prozent und reagierten damit negativ darauf, dass der Baukonzern den Zuschlag für die Übernahme der wichtigsten Flughäfen Portugals erhalten hat. Händler verwiesen auf den recht hohen Kaufpreis.
Im spanischen Ibex-35-Index setzten die Aktien von Bankia ihre Talfahrt fort. Nachdem sie am Vortag um knapp 20 Prozent eingebrochen waren, ging es an diesem Freitag um weitere 26,81 Prozent auf 0,404 Euro nach unten. Im Jahresverlauf büssten sie knapp 90 Prozent an Wert ein. Die Titel werden nun am 2. Januar aus dem Ibex entfernt. Der staatliche spanische Rettungsfonds hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass die im Jahr 2010 aus sieben spanischen Sparkassen entstandene Bank einen negativen Firmenwert von 4,15 Milliarden Euro habe.
In London gaben die Aktien von Lloyds Banking Group an diesem Tag zwar um 0,84 Prozent auf 48,897 Pence nach, waren 2012 allerdings mit rund 88 Prozent Plus der Favorit im «Footsie». Royal Bank of Scotland (RBS) legten im Jahresverlauf um etwas mehr als 60 Prozent zu und Barclays um knapp 50 Prozent. (awp/mc/upd/ps)