Paris – Die europäischen Börsen haben am Donnerstag nach einem positiven Auftakt fast ausnahmslos mit leichten Verlusten geschlossen. Nach zwei stärkeren Handelstagen zeigten sich die Anleger vorsichtig und nahmen Gewinne mit. Der Leitindex EuroStoxx 50 ging mit einem Abschlag von 0,01 Prozent auf 2.322,69 Punkte aus dem Handel.
Der Cac 40 in Paris sank um 0,13 Prozent auf 3.229,32 Punkte. Lediglich in London schloss der FTSE 100 – gestützt von Gewinnen der zahlreichen Öl- und Gaswerte im Index – mit 0,52 Prozent im Plus bei 5.748,72 Punkten.
Auf die Kauflaune an Europas Börsen drückte unter anderem, dass sich die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone im April überraschend deutlich eingetrübt hat und in den USA schwächere Daten vom US-Arbeitsmarkt veröffentlicht worden waren. «Nach der Euphorie über die Kapitalspritze der EZB kommen wir langsam wieder in der Realität an», sagte ein Fondsmanager in Paris. Da viele Länder das Problem ihres Haushaltsdefizits nicht angingen, dürfte sich dort ein makroökonomisches Wachstum nicht so schnell einstellen.
Immerhin konnten positive Nachrichten vom US-Häusermarkt die Märkte am Nachmittag aber wieder freundlicher stimmen. In den Vereinigten Staaten war die Zahl der noch nicht abgeschlossenen Häuserverkäufe auf das höchste Niveau seit April 2010 gestiegen.
Volkswagen waren nach Zahlen Spitzenreiter im EuroStoxx mit einem Aufschlag von über acht Prozent. Der deutsche Autobauer hatte mit seinem Quartalsbericht die Erwartungen des Marktes übertroffen. Einen vorderen Platz belegten auch Vivendi, die sich um gut vier Prozent verteuerten. Über den französischen Medien- und Telekomkonzern kursieren Gerüchte einer Aufspaltung, die laut Händlern aber dementiert wurden.
Der britisch-niederländische Konsumgüterhersteller Unilever meldete derweil starke Umsatzzahlen, was dem Papier ein Plus von 2,85 Prozent und ebenfalls einen vorderen Rang bescherte. Titel von Banco Santander gaben dagegen nach einem Gewinnrückgang im ersten Quartal nach und waren mit einem Abschlag von mehr als drei Prozent Schlusslicht im Leitindex der Eurozone.
Im Cac 40 gewannen die Papiere des Luxusgüterkonzerns und Puma-Mehrheitseigners PPR sowie Titel von Safran nach Zahlen jeweils knapp fünf Prozent. Die Aktien von Alcatel-Lucent brachen dagegen um knapp 17 Prozent ein. Der französische Netzwerkausrüster rutschte im ersten Quartal tiefer in die roten Zahlen und weitete den operativen Verlust im Vergleich zum Vorjahresquartal von 64 auf 289 Millionen Euro aus.
Im Footsie büssten AstraZeneca nach einem Umsatz- und Gewinneinbruch im ersten Quartal als Schlusslicht über sechs Prozent ein. Konzernchef David Brennan gab daraufhin überraschend seinen Rücktritt bekannt.
Die A-Aktien von Royal Dutch Shell legten dagegen nach einem weniger stark als befürchteten Gewinnrückgang im ersten Quartal mehr als drei Prozent zu. Die Bank Barclays hatte zwar operativ einen Gewinnanstieg erzeilt, unter dem Strich hingegen rote Zahlen geschrieben, was die Aktie anfänglich ins Minus drückte. Bis Handelsende erholte sich das Papier aber und schloss mit einem Gewinn von knapp einem Prozent. (awp/mc/upd/ps)