EU-Schluss: Freundlich vor US-Leitzinsentscheidung

EU-Schluss: Freundlich vor US-Leitzinsentscheidung

London – Kurz vor der US-Leitzinsentscheidung am Mittwochabend haben die europäischen Aktienmärkte zugelegt. Nach den zuletzt eher enttäuschend ausgefallenen Konjunkturdaten aus den USA und der Zuspitzung der Krise in der Eurozone richte sich der Blick zur Wochenmitte zunehmend auf die amerikanische Notenbank Fed, sagten Börsianer. Die Anleger hofften auf weitere konjunkturelle Impulse von Seiten der Währungshüter, sagte Lars Kremkow, Marktstratege beim Broker Activetrades.

Analyst Gregor Kuhn vom Handelshaus IG Markets kommentierte: «Die Fed könnte ihre sogenannte Operation Twist verlängern, die eine intensivere Umschichtung von Kurzläufern in längerlaufende Staatsanleihen beinhaltet. Auf diese Weise wären die langfristigen Zinsen gedrückt, was wiederum neuen Rückenwind für die Wirtschaft bedeuten würde.»

Der EuroStoxx 50 stieg um 0,43 Prozent auf 2.207,49 Punkte und baute damit seine Vortagesgewinne etwas aus. Seit Anfang des Jahres jedoch hat er fast fünf Prozent an Wert verloren. Der britische FTSE 100 rückte am Mittwoch um 0,64 Prozent vor auf 5.622,29 Punkte. Für den CAC 40 ging es um 0,28 Prozent nach oben auf 3.126,52 Punkte.

Die Aktien von Danone gaben nach den gesenkten Margenzielen und einem daraus folgenden Kursverlust von etwas mehr als sechs Prozent am Vortag um weitere 1,57 Prozent auf 47,935 Euro nach. Zahlreiche Analysten hatten nun ihre Kursziele reduziert, darunter Barclays, Citigroup und Credit Suisse.

Die Analysten von Nomura senkten in ihrer Studie ebenfalls das Ziel und schrieben mit Blick auf die Wettbewerber: «Wir rechnen in den kommenden Monaten auch mit verstärkt vorsichtigen Aussagen von Unilever und Nestle.» Sie erwarten eine ähnliche Margenenttäuschung für 2012 wie bei Danone. Die Unilever-Titel verloren im EuroStoxx 0,76 Prozent und Nestle gaben im Schweizer Leitindex SMI um 0,98 Prozent nach. Die Konsumgüterwerte wurden auch von einer Prognosesenkung des US-Wettbewerbers Procter & Gamble (P&G) belastet. Dessen Titel fielen zuletzt am Ende des Dow Jones Industrial um 3,39 Prozent.

Spitzenwert im Stoxx Europe 50 waren die Aktien von Hennes & Mauritz (H&M) . Sie gewannen nach der Vorlage von Quartalszahlen 4,82 Prozent. Der auf preisgünstige Kleidung spezialisierte Textilhändler schloss das zweite Geschäftsquartal mit einem kräftigen Gewinnsprung ab. Ein Börsianer lobte vor allem den Vorsteuergewinn und die Bruttomarge, die beide über den Markterwartungen gelegen hätten. Analystin Gillian Hilditch von JPMorgan meinte, es sei das erste Mal wieder seit 18 Monaten, dass H&M einen starken Zwischenbericht geliefert und die Geschäftsentwicklung sowohl beim Umsatz als auch bei der Marge besser als erwartet gewesen sei. Die Aktie ist laut Hilditch aber «immer noch teuer». Daher bekräftigte sie ihr Anlageurteil «Underweight».

Aus Branchensicht wiederum fielen Bankaktien mit Kursgewinnen von überdurchschnittlichen 1,51 Prozent auf. Sie profitierten von der Einigung auf eine Koalitionsregierung im von der Eurokrise schwer gebeutelten Griechenland. Neuer Ministerpräsident wird der Vorsitzende der konservativen Nea Dimokratia, Antonis Samaras.

Die Titel von Ryanair rückten in Dublin um 0,90 Prozent vor. Der irische Billigflieger startet nach mehr als fünf Jahren einen neuen Versuch zur Übernahme seines heimischen Konkurrenten Aer Lingus . Dessen Aktien schnellten um 15,43 Prozent in die Höhe. Die Offerte komme überraschend, sagten Händler. Die Chance, dass eine solche Übernahme aber genehmigt werde, sei sehr gering. Zudem wies Aer Lingus das Übernahmeangebot am Abend zurück. (awp/mc/pg)

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