Paris – Schwache Konjunkturdaten beiderseits des Atlantik haben die wichtigsten Börsen Europas am Mittwoch ins Minus gedrückt. Am späten Nachmittag ging es für den EuroStoxx 50 nach enttäuscht aufgenommenen Aussagen des EU-Währungskommissars Olli Rehn dann noch deutlicher unten. Bis zum Handelsschluss verlor der Leitindex der Eurozone 0,81 Prozent auf 2.472,84 Punkte. In Paris fiel der CAC 40 um 0,89 Prozent auf 3.400,02 Punkte, und der Londoner FTSE 100 gab um 1,11 Prozent auf 5.722,01 Punkte nach.
Im September war die Industrieproduktion in der Eurozone um 2,5 Prozent eingebrochen. Das war der stärkste Rückgang seit der tiefen Rezession Anfang 2009. Zudem hatten die US-Einzelhändler im Oktober erstmals seit vier Monaten einen Umsatzrückgang hinnehmen müssen. Marktstratege Gregor Kuhn vom Broker IG sah in der Ungewissheit hinsichtlich weiterer Hilfen für Griechenland und dem fortwährende Streit um den US-Haushalt zusätzliche Belastungsfaktoren.
Am späten Nachmittag sorgten dann Aussagen des EU-Währungskommissars Olli Rehn für weiteren Verkaufsdruck. Ein Händler sagte, die Äußerungen von Rehn hätten nicht die zuvor am Markt erhofften Neuigkeiten im Hinblick auf Spanien gebracht. Dieser hatte am Nachmittag zwar in Brüssel gesagt, dass das Land Fortschritte mit seinen Finanzen mache. Er hatte zugleich aber betont, er wolle konkrete Details zum Defizit im Jahr 2014 sehen.
Mit Blick auf die Sektorenübersicht verloren konjunktursensible Rohstoffaktien am deutlichsten. Ihr Index sank im trübem Marktumfeld um 2,10 Prozent. Zu den wenigen Gewinnern zählten Medienwerte, deren Sektorindex um 0,60 Prozent stieg.
Mit plus 4,67 Prozent kletterten die Aktien von Vivendi an die EuroStoxx-Spitze. Der französische Medien- und Telekomkonzern hatte nach einem überraschend gut verlaufenen dritten Quartal seine Jahresgewinnprognose präzisiert. Analyst Conor O’Shea von Kepler empfahl die Aktien bei einem Kursziel von 17,50 Euro weiter zum Kauf. Vor allem der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) der Mobilfunktochter SFR habe die Marktschätzungen deutlich übertroffen.
Die Aktien des italienischen Versorgers Enel rückten um 2,18 Prozent vor. Das dritte Quartal war für das Unternehmen überraschend gut verlaufen und es hielt an seinen Jahreszielen fest.
Die Anteilsscheine von Electricite de France (EdF) rutschten nach der Vorlage der Geschäftszahlen hingegen um 4,76 Prozent ab. Damit waren sie das Schlusslicht im Cac 40. Der Energieversorger hatte bereits zum zweiten Mal im laufenden Jahr sein Ziel für die Jahresproduktion von Atomstrom gesenkt.
Nach dem Verlust der Marktführerschaft bei Mobiltelefonen baut Nokia das Geschäft mit Geo-Software weiter aus und bietet diese künftig auch für mobile Geräte anderer Hersteller an. Konzernchef Stephen Elop kündigte eine neue Online-Kartenplattform mit dem Namen «Here» (Hier) an, die auch auf Smartphones mit dem Android-System von Google oder den iPhones von Apple laufen soll. In Helsinki gewannen die Nokia-Papiere 1,51 Prozent. (awp/mc/upd/ps)