Paris – Der Optimismus der Anleger vor herausragenden Entscheidungen in Deutschland und den USA hat die wichtigsten europäischen Börsen am Dienstag mehrheitlich beflügelt. Dem EuroStoxx 50 und dem Cac 40 bescherte dies sogar den höchsten Schlussstand seit März. Marktexperten verwiesen auf positive Erwartungen für das Urteil des Karlsruher Bundesverfassungsgerichts zum Euro-Rettungsschirm ESM sowie für die Sitzung der US-Notenbank Fed.
Der Leitindex der Eurozone schaffte es erst am Nachmittag in positives Terrain und verbuchte zum Handelsende ein Plus von 1,15 Prozent auf 2.557,65 Punkte. Der Cac 40 in Paris rückte um 0,89 Prozent auf 3.537,30 Punkte vor. Dagegen notierte der Londoner FTSE 100 nach zuvor deutlichen Verlusten am Schluss noch 0,02 Prozent im Minus.
«Die Finanzwelt geht davon aus, dass das Bundesverfassungsgericht den permanenten Rettungsschirm ESM am Mittwoch für gesetzeskonform erklären wird», sagte Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. Marktstratege Lars Kremkow von Activtrades erklärte, die Entscheidung werde von den meisten Investoren «mittlerweile als reine Formalität abgetan». Er geht davon aus, dass die Richter «erfüllbare Restriktionen in den Urteilstext mit einfliessen lassen». Händler Markus Huber von ETX Capital betonte derweil, dass CSU-Politiker Peter Gauweiler mit einem Eilantrag auf Verschiebung der Urteilsverkündung gescheitert war.
Andere Börsianer verwiesen zudem auf die Hoffnung am Markt, dass die US-Notenbank Fed am Donnerstag trotz zuletzt eher guter Konjunkturdaten ihre Geldpolitik weiter lockern wird. Im Gleichschritt mit dem Leitindex der Eurozone tendierten auch die US-Börsen und der Euro freundlich. Die Gemeinschaftswährung übersprang am Nachmittag deutlich die Schwelle von 1,28 US-Dollar.
Aus Branchensicht waren die Banken- und Autowerte die Favoriten der Anleger: Im Stoxx Europe 600 legten die entsprechenden Subindizes um 1,10 respektive 1,09 Prozent zu. Schlusslicht in der Sektorübersicht waren dagegen die Aktien von Konsumgüterherstellern mit minus 0,96 Prozent.
Unter den Einzelwerten ragten die Burberry-Titel nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung mit einem Kurssturz von knapp 21 Prozent heraus. Damit landeten sie abgeschlagen auf dem letzten Platz im «Footsie». Der britische Luxusgüterkonzern schürte die Angst, dass sich die Nachfrage nach Luxusmode- und Accessoires spürbar abkühlt. Das Umfeld werde zunehmend herausfordernder, warnte das Unternehmen und dämpfte zugleich die Erwartungen an grosse Gewinnsprünge in diesem Jahr. Der bereinigte Vorsteuergewinn werde wohl eher das untere Ende der Analystenerwartungen treffen, sagte Unternehmenschefin Angela Ahrendts.
Dies setzte auch die Papiere von Konkurrenten unter Druck. LVMH büssten als EuroStoxx-Schlusslicht 3,36 Prozent ein, und am Ende des Swiss-Market-Index (SMI) ging es für Richemont um 5,14 Prozent bergab. Auch die Aktien von Hugo Boss mussten heftige Kursabschläge verkraften. Ein Marktteilnehmer verwies darauf, dass Burberry offenbar davon ausgehe, die Probleme nicht alleine zu haben.
Die Aktien von Philips gehörten mit minus 0,16 Prozent ebenfalls zu den schwächsten Werten. Der Elektronikkonzern hatte auf einer Investorenveranstaltung eine Verschärfung seines Sparkurses und zusätzliche Stellenstreichungen angekündigt. (awp/mc/pg)